Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Macht euch locker und nackig: FKK ist voll o.k . ...
FKK-Wandern, so was gibt es auch, halte ich für Spinnerei. Grillen im Adam-Eva-Kostüm empfehle ich ebenfalls weniger. Aber:
Kaum etwas ist schöner, als sich die Klamotten vom Leib zu reißen, wenn der glühende Fixstern brennt, und man sich am Wasser be- findet. Reinspringen, so wie Gott einen schuf. Sich in der Sonne trocknen lassen. Da bitzeln die Tropfen, ohne irgendeine klamme
Textilie irgendwo.
Ein Stück Freiheit in diesen übersexualisierten, dabei verklemmten Zeiten. Zum Nulltarif. Egal, ob am Baggersee in Isny. Am „wilden“Strand in Lindau. Am „Hörnle“in Konstanz. Beim Campen in Kroatien. FKK ist keine Religion, eher ein befreiendes Lebensgefühl. Hat nichts mit Erotik zu tun. Man trifft auf Alte (viele), Junge (weniger). Auf dicke Bäuche, dünne Ärmchen, faltige Haut. Auf magere fitnessoptimierte oder adipöse Gestalten. Ist o.k., wir alle sind keine perfekten Models. Das lehrt eine gewisse Demut, und Toleranz. Der Mensch wird hier nicht nach dem Wert und Aussehen der Klamotten bewertet. Und fast alle sind freundlich zueinander. Dass die Jugend das anders sieht kann ich nachvollziehen. Aber, ehrlich: Bei Ü-30-Menschen kann selbst das schickste Badeoutfit die eine oder andere Macke nicht kaschieren. Also locker bleiben. Der nächste Winter kommt bestimmt.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe mindestens 20 Kilo zu viel auf den Rippen und 30 Jahre zu viel auf dem Buckel, um am FKK-Strand eine gute Figur abzugeben. Und das, was ich meinen Mitmenschen nicht zumuten will, mögen meine Mitmenschen bitte schön auch mir nicht zumuten. Allein die Vorstellung, einer Beachvolleyballmannschaft bestehend aus älteren
Herren, die ausschließlich mit einem weißen Hütchen bekleidet sind, zwangsläufig zuschauen zu müssen – au Backe!
Zugegeben, es ist ein prickelndes Gefühl, splitterfasernackt in die Fluten zu steigen. Ich für meinen Teil werde dies allerdings höchstens in tiefdunkler Nacht tun, wenn der ferne
Ein Stück persönliche Freiheit genießen.
Von Bernd Guido Weber
Mond mein einziger Zuschauer ist. Mit Verklemmtheit hat das nichts zu tun, eher mit einer Bemerkung, die die inzwischen erwachsenen Töchter einer ehemaligen FKK-Anhängerin jüngst fallen ließen. Sie hätten heute noch traumatische Erinnerungen an die Urlaubswochen am Sylter FKK-Strand. ??? Na ja, man solle nur mal bedenken, wie groß, beziehungsweise klein sie damals gewesen sind und was direkt in ihrem Blickfeld war ... Eben. Man muss den nackten Tatsachen ins Auge sehen. Und die belegen, dass sich die Macht der Schwerkraft nur mit entsprechend raffiniert drapiertem Textil austricksen lässt.
Nacktbaden – und nur der Mond schaut zu.
Von Simone Haefele