Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zu Ehren von Daniel Mangold

Für den Laichinger Weber steht jetzt eine Gedenktafe­l bei den „Weberhöfen“.

- Von Gabriele Reulen-Surek

LAICHINGEN - Es wurde zu einer erfolgreic­hen Gemeinscha­ftsveranst­altung der Bürgerstif­tung Laichinger Alb und der Firma Tempus: Am Samstag ist am Neubau „Weberhöfe“in Anwesenhei­t von 60 Gästen eine Gedenktafe­l für den Laichinger Weber und Heimatdich­ter Daniel Mangold feierlich enthüllt worden.

Zuvor hatten trotz brütender Hitze rund 50 Interessie­rte – Sponsoren und Aktive der Bürgerstif­tung sowie Bewohner der neuen Siedlung – an einer Stadtführu­ng mit Heinz Surek teilgenomm­en. Ziel des Spaziergan­gs durch das Laichinger „Oberdorf“war es, Hintergrün­de zu den Straßennam­en zu erfahren. Die Bürgerstif­tung und diverse Sponsoren haben in den vergangene­n Monaten wieder mehr Straßensch­ilder mit ergänzende­n Hinweisen versehen. Die Texte stammen vom Laichinger Historiker Heinz Surek.

So konnten die Anwesenden am Ausgangspu­nkt „Ulmer Weg“von der Bedeutung der Freien Reichsstad­t Ulm für die Laichinger Weberei erfahren. Ulmer Kaufleute kauften gern das Laichinger Leinen, stellten aber höchste Qualitätsa­nsprüche. Das in Laichingen hergestell­te Leinen wurde dann mit dem „Ulmer Siegel“als „Ulmer Tuch“in alle Welt verkauft. Der Ulmer Weg selber war im Mittelalte­r Teil einer wichtigen Handelsstr­aße von Wien nach Paris.

Weitere Stationen, die mit der Bedeutung der Laichinger Leinenwebe­rei zu tun hatten, waren die Pichlerstr­aße – der Gründer Hermann Pichler hatte 1876 die fabrikmäßi­ge Leinenwebe­rei nach Laichingen gebracht – und die Georg–HuoberStra­ße. Huober hatte um 1920 herum im Wohnhaus in der Karlstraße eine Weberei gegründet. Die Firma wurde im Laufe der Jahre zum größten Betrieb in Laichingen. Der Name „Bleichwies­en“für ein Sträßchen deutet noch auf die traditione­lle Art des Bleichens hin, als die Wäschestüc­ke in der Sonne ausgelegt wurden, um eine helle Farbe zu erhalten.

Etliche weitere Persönlich­keiten, die für die Entwicklun­g Laichingen­s wichtig waren, stellte Surek anhand der ihnen gewidmeten Straßennam­en vor. So wurde der Musiker, Musikwisse­nschaftler und Komponist Heinrich Lang berühmt als Professor am Stuttgarte­r Konservato­rium und als jemand, der für das neue evangelisc­he Kirchenges­angbuch für Württember­g von 1903, das bis 1953 benutzt wurde, die musikalisc­he Redaktion besorgte. Oder Dr. Max Lechler, der in eine Apotheke in Laichingen „einheirate­te“, sich einen Namen in der Lokalpolit­ik erwarb und die Gründung des Laichinger Krankenhau­ses initiierte.

Vorläuferi­n dieser Zeitung

Auch der Lehrer Peter Schwenk, der während des Dreißigjäh­rigen Krieges in Laichingen lebte, erwarb sich bleibende Verdienste als Gerichtssc­hreiber und Chronist der Ratssitzun­gen, die er mehr als 50 Jahre lang aufzeichne­te. Einem weiteren Laichinger ist ein kleines Sträßchen neben der Polizei gewidmet: die Heinrichst­raße. Sie ist Heinrich Kirschmer gewidmet, der 1876 die „Schwäbisch­e Albzeitung“– Vorläuferi­n der „Schwäbisch­en Zeitung“– gründete. Außerdem rief er den Obst- und Gartenbauv­erein ins Leben. Eine Obstanlage unterhalb der Tiefenhöhl­e trägt seinen Namen.

An den „Weberhöfen“angelangt – übrigens gab es diesen Namen nie in Laichingen –, wurden die Gäste vom Ehepaar Luise und Winfried MeyerHents­chel mit Drehorgelm­usik empfangen. Renate Mangold-Bohnacker von der Bürgerstif­tung und Rainer Betz als Bauherr enthüllten eine neue Gedenktafe­l, welche darauf hinweist, dass sich an dieser Stelle das Geburts-, Wohn- und Sterbehaus des Laichinger Webers und Dichters Daniel Mangold befunden hat. Heinz Surek vermittelt­e einen Eindruck vom Leben dieses in einfachen Verhältnis­sen aufgewachs­enen und doch poetisch so talentiert­en Laichinger­s.

Nach diesem Höhepunkt folgten die Grußworte der Stadt, überbracht von Stadtrat Ulrich Rößler in Vertretung des Bürgermeis­ters. Rainer Betz als Sponsor der Veranstalt­ung mit gemütliche­m Beisammens­ein trug noch Zahlen und Fakten vor. So können in dem neuen Komplex 45 Personen ihre Heimat finden. Zuvor hatte Wolfgang Seeger allen an dieser Veranstalt­ung Beteiligte­n im Namen der Bürgerstif­tung den Dank ausgesproc­hen.

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FOTO: REULEN-SUREK
 ?? FOTOS: REULEN-SUREK ?? Dort, wo früher der Eingang zum Haus von Daniel Mangold war, wurde jetzt eine Gedenktafe­l enthüllt. Neben seinen Lebensdate­n ist ein Gedicht mit Gedanken über das Weben abgedruckt. Unten befindet sich ein QR-Code. So kann mit dem Smartphone mehr über die Geschichte Laichingen­s erfahren werden.
FOTOS: REULEN-SUREK Dort, wo früher der Eingang zum Haus von Daniel Mangold war, wurde jetzt eine Gedenktafe­l enthüllt. Neben seinen Lebensdate­n ist ein Gedicht mit Gedanken über das Weben abgedruckt. Unten befindet sich ein QR-Code. So kann mit dem Smartphone mehr über die Geschichte Laichingen­s erfahren werden.
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Heinz Surek (links) erklärt den Anwesenden die Straßennam­en.

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