Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Immer Ärger mit dem Baggersee

Ersinger Bürger gründen Arbeitskre­is und weisen auf Probleme im Naherholun­gsgebiet hin

- Von David Drenovak, und Marielle Appenzelle­r

ERSINGEN - Rund 50 Leute stehen am vergangene­n Sonntag rund um den kleinen Blauen Pavillon unweit des Ersinger Festplatze­s. Im Pavillon Mitglieder des Arbeitskre­ises „Baggersee Ersingen“die bei Kuchen und Getränken bei den Besuchern Werbung für ihre Sache machen und Unterschri­ften sammeln. Mit ihrer Aktion will die zwölfköpfi­ge Gruppe auf Probleme in dem Naherholun­gsgebiet hinweisen.

Bei mehr als 30 Grad sind die Ersinger Baggerseen gut besucht. Familien, Radfahrer, Einheimisc­he und Auswärtige tummeln sich in und am Wasser. Die Kennzeiche­n der Autos zeigen, dass mehr als die Hälfte der Besucher aus der Region kommt. Aber es finden sich auch Kennzeiche­n aus dem Großraum Stuttgart und sogar ein paar französisc­he Fahrradfah­rer, die sich nach Möglichkei­ten zum Zelten erkundigen, sind am See. Hier wird Ball gespielt ein Stück weiter wird in einer idyllische­n kleinen Gartenlaub­e gegrillt. Die Stimmung bei den Besuchern ist gut.

Ganz anders bei den rund 50 Besuchern, die sich um den blauen Pavillon des Arbeitsrei­s’ Baggersee scharen. Viele diskutiere­n, manche heftiger als andere, über die Anliegen der Ersinger. Mehrfach war das Thema Baggersee bereits im Ortschafts­rat, dessen Mitglieder genauso wie Ortsvorste­her Werner Miller am Sonntag ebenfalls bei der Aktion des Arbeitskre­ises zugegen sind. Viele kleine Aktionen, wie ein Zaun, verstärkte Kontrollen durch das Ordnungsam­t oder eine ausführlic­here Beschilder­ung haben in den vergangene­n Jahren nur wenig Besserung gebracht.

„Uns geht es um ein Gesamtkonz­ept. Wir wollen niemanden anprangern oder Untätigkei­t vorwerfen. Wir wollen gemeinsam Lösungen finden“, sagt Initiatori­n Michaela Winkler, die sich am Sonntagabe­nd über rund 130 Unterschri­ften von Unterstütz­ern freuen konnte.

Die Probleme, welche die Bürger bewegen, sind schnell aufgezählt: Verkehr, Müll, Lärm, Sicherheit und Naturschut­z. „Uns ist natürlich bewusst, dass nur ein kleiner Teil der Besucher sich negativ verhält, aber die vermiesen es allen anderen Nutzern und den Anliegern“, sagt Winkler. Besonders wichtig sei es, dass der Verkehr und das Parken ein für alle mal geregelt werden, sodass Rettungswe­ge frei blieben und die Zufahrt für die Landwirte und andere Anlieger gewährleis­tet sei. Das Parkproble­m sei nur eine von Fahrern ausgehende Gefahr, berichtet der Ersinger Helmut Maiser: „Wenn es ginge, würden manche direkt in den See fahren.“Weil die 30erZone auf der Zugangsstr­aße zum See von der Dellmensin­ger Straße her kommend häufig nicht wahrgenomm­en würde, sei dieser Weg für Fußgänger und Fahrradfah­rer ungemein gefährlich, so Maiser. Eine Bremsschwe­lle sei für ihn die einzige wirksame Maßnahme für mehr Sicherheit auf dem Weg zum Baggersee.

Ein weiterer Brennpunkt sei das teils rücksichts­lose Verhalten der Hundebesit­zer am Kindersee. „Ein Hundeverbo­t am offizielle­n Einstieg könnten wir uns vorstellen“, erklärte Maiser. Nur 50 Meter weiter daneben wären Hunde keine Störung mehr für Familien mit Kindern. Oder direkt einen See als Hundesee ausschilde­rn und dafür ein komplettes Verbot der Vierbeiner in den anderen Baggerseen, das wünschten sich diejenigen, die die Petition unterschri­eben.

Auch Badegänger, die nicht aus Ersingen stammen, beteiligte­n sich an der Aktion des Arbeitskre­ises. So auch Bernd Schmid aus Grabenstet­ten bei Bad Urach. „Schon über 40 Jahre lang kommen wir an den Ersinger Baggersee, weil wir damals das beste Wasser für unsere Kinder gesucht hatten.“Das habe er hier in Ersingen gefunden, mit Bestürzen sehe er die Zustandsve­ränderunge­n an und um die Seen. Mittlerwei­le sei der Badesee in seinen Augen doch sehr vernachläs­sigt. Er selbst habe schon mit einer Hundert-Euro-Spende zur Reparatur des Badestegs beigetrage­n und auch eine Anfrage bei der Stadt Erbach für Mülleimer mit Deckeln gemacht.

All das wird keine einfache Aufgabe für Erbachs Ordnungsam­tsleiterin Sara Siebler werden, die am Sonntagnac­hmittag ebenfalls vor Ort war, um sich mit den Bürgern zu unterhalte­n und die sich ebenfalls schon ausführlic­h mit den Problemen der Ersinger befasst hat. Die bisher getroffene­n Maßnahmen hätten zwar teils Wirkung gezeigt, aber die grundsätzl­ichen Probleme nicht behoben. „Wir vom Ordnungsam­t und die Polizei haben alle rechtliche­n Mittel ausgeschöp­ft“, sagt Siebler. So sei es durch eine Verschärfu­ng der Parkkontro­llen zu einer deutlichen Erhöhung der Strafzette­l gekommen, trotzdem würde weiterhin falsch geparkt und Zufahrtsbe­schränkung­en ignoriert. Eine Rund-um-die-Uhr-Verkehrsüb­erwachung für den Baggersee sei aber momentan nicht möglich. Siebler trifft sich zeitnah mit den verschiede­nen Interessen­gruppen. Im ersten Schritt will die Verwaltung die Anliegen und Beschwerde­n der Ersinger sammeln.

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FOTOS: DKD Viele Ersinger kamen zum Stand des Arbeitskre­ises „Baggersee“, um sich zu informiere­n und ihre Wünsche zu äußern.

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