Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Immer Ärger mit dem Baggersee
Ersinger Bürger gründen Arbeitskreis und weisen auf Probleme im Naherholungsgebiet hin
ERSINGEN - Rund 50 Leute stehen am vergangenen Sonntag rund um den kleinen Blauen Pavillon unweit des Ersinger Festplatzes. Im Pavillon Mitglieder des Arbeitskreises „Baggersee Ersingen“die bei Kuchen und Getränken bei den Besuchern Werbung für ihre Sache machen und Unterschriften sammeln. Mit ihrer Aktion will die zwölfköpfige Gruppe auf Probleme in dem Naherholungsgebiet hinweisen.
Bei mehr als 30 Grad sind die Ersinger Baggerseen gut besucht. Familien, Radfahrer, Einheimische und Auswärtige tummeln sich in und am Wasser. Die Kennzeichen der Autos zeigen, dass mehr als die Hälfte der Besucher aus der Region kommt. Aber es finden sich auch Kennzeichen aus dem Großraum Stuttgart und sogar ein paar französische Fahrradfahrer, die sich nach Möglichkeiten zum Zelten erkundigen, sind am See. Hier wird Ball gespielt ein Stück weiter wird in einer idyllischen kleinen Gartenlaube gegrillt. Die Stimmung bei den Besuchern ist gut.
Ganz anders bei den rund 50 Besuchern, die sich um den blauen Pavillon des Arbeitsreis’ Baggersee scharen. Viele diskutieren, manche heftiger als andere, über die Anliegen der Ersinger. Mehrfach war das Thema Baggersee bereits im Ortschaftsrat, dessen Mitglieder genauso wie Ortsvorsteher Werner Miller am Sonntag ebenfalls bei der Aktion des Arbeitskreises zugegen sind. Viele kleine Aktionen, wie ein Zaun, verstärkte Kontrollen durch das Ordnungsamt oder eine ausführlichere Beschilderung haben in den vergangenen Jahren nur wenig Besserung gebracht.
„Uns geht es um ein Gesamtkonzept. Wir wollen niemanden anprangern oder Untätigkeit vorwerfen. Wir wollen gemeinsam Lösungen finden“, sagt Initiatorin Michaela Winkler, die sich am Sonntagabend über rund 130 Unterschriften von Unterstützern freuen konnte.
Die Probleme, welche die Bürger bewegen, sind schnell aufgezählt: Verkehr, Müll, Lärm, Sicherheit und Naturschutz. „Uns ist natürlich bewusst, dass nur ein kleiner Teil der Besucher sich negativ verhält, aber die vermiesen es allen anderen Nutzern und den Anliegern“, sagt Winkler. Besonders wichtig sei es, dass der Verkehr und das Parken ein für alle mal geregelt werden, sodass Rettungswege frei blieben und die Zufahrt für die Landwirte und andere Anlieger gewährleistet sei. Das Parkproblem sei nur eine von Fahrern ausgehende Gefahr, berichtet der Ersinger Helmut Maiser: „Wenn es ginge, würden manche direkt in den See fahren.“Weil die 30erZone auf der Zugangsstraße zum See von der Dellmensinger Straße her kommend häufig nicht wahrgenommen würde, sei dieser Weg für Fußgänger und Fahrradfahrer ungemein gefährlich, so Maiser. Eine Bremsschwelle sei für ihn die einzige wirksame Maßnahme für mehr Sicherheit auf dem Weg zum Baggersee.
Ein weiterer Brennpunkt sei das teils rücksichtslose Verhalten der Hundebesitzer am Kindersee. „Ein Hundeverbot am offiziellen Einstieg könnten wir uns vorstellen“, erklärte Maiser. Nur 50 Meter weiter daneben wären Hunde keine Störung mehr für Familien mit Kindern. Oder direkt einen See als Hundesee ausschildern und dafür ein komplettes Verbot der Vierbeiner in den anderen Baggerseen, das wünschten sich diejenigen, die die Petition unterschrieben.
Auch Badegänger, die nicht aus Ersingen stammen, beteiligten sich an der Aktion des Arbeitskreises. So auch Bernd Schmid aus Grabenstetten bei Bad Urach. „Schon über 40 Jahre lang kommen wir an den Ersinger Baggersee, weil wir damals das beste Wasser für unsere Kinder gesucht hatten.“Das habe er hier in Ersingen gefunden, mit Bestürzen sehe er die Zustandsveränderungen an und um die Seen. Mittlerweile sei der Badesee in seinen Augen doch sehr vernachlässigt. Er selbst habe schon mit einer Hundert-Euro-Spende zur Reparatur des Badestegs beigetragen und auch eine Anfrage bei der Stadt Erbach für Mülleimer mit Deckeln gemacht.
All das wird keine einfache Aufgabe für Erbachs Ordnungsamtsleiterin Sara Siebler werden, die am Sonntagnachmittag ebenfalls vor Ort war, um sich mit den Bürgern zu unterhalten und die sich ebenfalls schon ausführlich mit den Problemen der Ersinger befasst hat. Die bisher getroffenen Maßnahmen hätten zwar teils Wirkung gezeigt, aber die grundsätzlichen Probleme nicht behoben. „Wir vom Ordnungsamt und die Polizei haben alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft“, sagt Siebler. So sei es durch eine Verschärfung der Parkkontrollen zu einer deutlichen Erhöhung der Strafzettel gekommen, trotzdem würde weiterhin falsch geparkt und Zufahrtsbeschränkungen ignoriert. Eine Rund-um-die-Uhr-Verkehrsüberwachung für den Baggersee sei aber momentan nicht möglich. Siebler trifft sich zeitnah mit den verschiedenen Interessengruppen. Im ersten Schritt will die Verwaltung die Anliegen und Beschwerden der Ersinger sammeln.