Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
VW-Ingenieuren droht Entlassung
Konsequenzen im Abgasskandal – Produktion in Wolfsburg soll auf eine Million Autos erhöht werden
WOLFSBURG (dpa) - Mehreren im Abgas-Skandal beschuldigten Volkswagen-Mitarbeitern droht laut einem Bericht der „Bild am Sonntag“die fristlose Entlassung. Die Betroffenen sollten „dieser Tage“die Kündigung erhalten, meldete die Zeitung vorab. Die Produktion im Stammwerk Wolfsburg will der Autoriese in den nächsten Jahren auf eine Million Fahrzeuge erhöhen.
Dem Zeitungsbericht zufolge sollen die möglicherweise vor der Entlassung stehenden Ingenieure in die Abgasaffäre verwickelt sein, gegen sie ermittle auch die Staatsanwaltschaft Braunschweig. Konzernkreise bestätigten, dass VW am 19. Juli Einsicht in die Akten der Braunschweiger Behörde erhielt. Im Fall der beschuldigten Ingenieure prüft VW in Abstimmung mit den zuständigen Arbeitnehmervertretungen, ob arbeitsrechtliche Maßnahmen notwendig sind. Bislang habe VW auf fristlose Kündigungen verzichtet. Kurz nach dem Bekanntwerden des Skandals hatte laut Bericht Volkswagen seine Mitarbeiter aufgefordert, die Hintergründe zu dem systematischen Betrug offenzulegen. Der nach dem Abgasskandal eingesetzte US-Aufseher Larry Thompson kritisiert fehlende personelle Folgen. Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hat 39 Beschuldigte im Fall der Software-Manipulationen beim Stickstoffdioxid-Ausstoß im Visier. Die Anklagebehörde ermittelt unter anderem auch gegen ExVW-Konzernchef Martin Winterkorn wegen Betruges sowie wegen möglicher Marktmanipulation. Er war im September 2015 von seinem Amt zurückgetreten – kurz nachdem US-Behörden Manipulationen bei Dieselautos aufgedeckt hatten.
Für die Finanzierung neuer Technologien rund um E-Mobilität und Digitalisierung braucht der Konzern viel Geld. Bis 2020 soll daher die Produktivität aller deutschen Standorte um 25 Prozent zulegen, wie Andreas Tostmann, Produktions- und Logistikvorstand der Kernmarke VW Pkw, ankündigte. Die Fertigung des Golf werde mit Einführung der achten Modellgeneration in Wolfsburg gebündelt. Die Golf-Produktion aus Zwickau und dem mexikanischen Puebla werde ins Wolfsburger Stammwerk verlegt. Zwickau bekommt dafür die Fertigung der neuen vollelektrischen ID-Modellfamilie. 2017 hatte VW im Werk Wolfsburg mit über 62 000 Beschäftigten 790 000 Autos gebaut, weltweit über 6,2 Millionen Autos.