Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Zeit vergeht, Freundschaft wächst
25 Jahre Städtefreundschaft: Delegation aus Neswisch feiert beim Laichinger Stadtfest mit
LAICHINGEN (sz) - Seit Donnerstag weilt eine zwölfköpfige Delegation aus der weiß russischen StadtNeswis chi nLaic hingen. Anlass ist das 25 jährige Bestehendes Freund schafts vertragsz wischenden beiden Städten. Bei einem offiziellen Empfang am Samstagnachmittag im Alten Rathaus, zudem Bürgermeister Klaus Kaufmann auch Aktive der Laichinger Vereine geladen hat, wird dieses Jubiläum mit bedacht.
Unter den Gästen ist auch Laichingens ehemaliger Bürgermeister Andreas Raab, der 1992 in Neswisch und 1993 inLaic hingen den Freund schafts vertrags vertrag unterzeichnete. Gemeinsam feiert die Gruppe aus Neswisch an diesem Wochenende beim Laichinger Stadtfest mit.
Bereits zwei Jahre vor der offiziellen Unterzeichnung des Vertrags im Jahr 1993 hatten Laichingens Bürgermeister Andreas Raab Neswisch und der Neswischer Bürgermeister Wladimir Draschin Laichingen besucht, um sich über die potenzielle Partnerstadt kundig zu machen. Bis heute blieb es aber bei einem Freundschaftsvertrag. DieLai ch ing erWestO st-Gesellschaft( WOG)w ei stimmer wieder daraufhin, wie wichtig eigentliche in Partn er schaftsv er tag– ähnlich dem mit der französischen Stadt Ducey – wäre.
Die West-Ost-Gesellschaft wurde 1992 gegründet und diese bemühte sich von Anfang an um die Beziehungen zu Neswisch. Auch, weil sie helfen wollte. Denn unter den Folgen des Reaktorunglücks von Tschernobyl hatten auch die Menschen in Neswisch zu leiden. Deshalb wurden 1992 und 1994 jeweils 20 Kinder zur Erholung nach Laichingen eingeladen. Diese Kinder sind inzwischen Erwachsene mit eigenen Familien. Viele pflegen noch heute Kontakt zu ihren ehemaligen Gastfamilien.
In den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten erlebte eine große Anzahl Laichinger die grenzenlose Gastfreundschaft in Neswisch, und viele Gruppen aus Neswisch besuchten Laichingen. Auf diese Weise entstanden teils tiefe Freundschaften, und trotz widriger äußerer Umstände ist der Kontakt nie abgebrochen. Dies ist auch dem starken Engagement der West-Ost-Gesellschaft und ihren Vorsitzenden – Wally Groß und seit vielen Jahren Joachim Claus – zu verdanken. Auch Andreas Raab hat in seiner Zeit als Laichinger Bürgermeister die freundschaftlichen Beziehungen gepflegt. Nach seinem Weggang übernahm die WOG für 16 Jahre die Pflege der Beziehungen. Seit einigen Jahren ist auch die Stadt mit Bürgermeister Klaus Kaufmann und vielen interessierten Stadträten wieder im Boot.
Abenteuerlich war eine erste Reise im Jahr 1992 nach Neswisch: Drei Frauen aus Laichingen – Erika Kast, Ursa Pickel-Reulen und Gabriele Reulen-Surek – besteigen in Ulm den Zug, um nach einer 36-Stunden-Fahrt in Baranowitschi von drei fremden Herren und einer Dame abgeholt und anschließend drei Tage lang mit Herzlichkeit und Gastfreundschaft überhäuft zu werden, „wie sie ihresgleichen suchen“, erinnert sich Gabriele Reulen-Surek. Sie hat die Gründung der West-Ost-Gesellschaft in Laichingen initiiert und war deren erste Vorsitzende.
Veränderungen im Stadtbild
Auch 26 Jahre später, im Juli dieses Jahres, zeigte sich Klaus Kaufmann nach einer Reise nach Neswisch angetan – vor allem von den deutlich sichtbaren Veränderungen im Stadtbild von Neswisch im Vergleich zu seinem Besuch fünf Jahre zuvor. Beeindruckt habe ihn wieder das Programm. Die Besuche bei verschiedenen sozialen Einrichtungen hätten gezeigt, dass diese – auch dank der Hilfe der West-Ost-Gesellschaft – sich gut entwickelten.
Der Kontakt mit den Menschen ist in seinen Augen wichtig. Er möchte beispielsweise gern eine Gruppe von Schülern nach Laichingen holen, um diesen einen Einblick in unsere Gesellschaft zu ermöglichen. Umgekehrt hat er den freundschaftlichen nachbarschaftlichen Zusammenhalt in Neswisch sehr positiv in Erinnerung. Und negative Tendenzen, wie beispielsweise Fremdenfeindlichkeit, habe er dort überhaupt nicht wahrnehmen können.
Neben der Unterstützung sozialer Einrichtungen finanziert die WOG auch den Aufenthalt von Kindern im Erholungsheim „Nadeschda“in Weißrussland mit. „Die Besuche von Kindergruppen, die zur Erholung in Laichingen und Umgebung weilten, waren ein bereicherndes Erlebnis, das alle Beteiligten sehr intensiv erlebten. Das Glück der Kinder und der deutliche Erholungseffekt ließen die Bedrohung von Tschernobyl etwas kleiner erscheinen und die Bedrückung, die auch uns ergriffen hatte, etwas zurücktreten. Es gab auch in der Bevölkerung der Laichinger Alb so viel Hilfsbereitschaft und so viel Gastfreundschaft, wie wir es uns kaum hätten träumen lassen“, erinnert sich Reulen-Surek.
Wichtig war und ist aber auch der kulturelle Austausch. So konnten Menschen aus Neswisch auf der Laichinger Alb schon Praktika in verschiedenen Berufen absolvieren und das Knowhow zu Hause einsetzen. Umgekehrt gab es Auftritte vor allem im musikalischen und tänzerischen Bereich von Gruppen aus Neswisch. Unvergessen bleibt der große Auftritt der Tanzgruppe „Wjanotschak“1993 in der Daniel-Schwenkmezger-Halle.