Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Auf Schmusekur­s mit Raubkatzen

Dompteur Alexander Lacey verrät, wie er es schafft, dass Löwen und Tiger ihm folgen

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - 13 Raubkatzen tummeln sich seit Freitag auf der Wiese am Stadion in Ehingen. Sie warten auf ihre großen Auftritte in der Manege des Zirkus Charles Knie. Am Wochenende werden sie ihrem Dompteur Alexander Lacey folgen, der ein Weltstar auf diesem Gebiet ist. Er kennt seine Löwen und Tiger, seit sie so klein waren wie Hauskatzen.

„I love ist“, sagt Lacey, nachdem er am Freitag in Ehingen den 500 Kilo schweren Löwen Massai geknutscht hat. Er schätze den engen Kontakt zu den Tieren. Er kenne seine Löwen und Tiger genauso gut wie Eltern ihre Kinder, sagt Lacey, und andersrum sei es genauso.

Die Raubkatzen seien zirkuseige­ne Tiere, die in seiner Zeit von 2006 bis 2011 beim Zirkus Charles Knie geboren worden seien. Danach war Lacey für sechs Jahre in Amerika, bevor er in diesem Jahr wieder zum Zirkus Knie zurückgeke­hrt ist. In Deutschlan­d sei er insgesamt schon zehn Jahre unterwegs gewesen. „Ich mag es hier“, erklärt der Brite.

„Die Eltern machten es mir schon vor“, sagt Lacey über seine Arbeit. Sie hätten mit einem Zoo begonnen und seien später ins Zirkus-Geschäft eingestieg­en. Weil sie gemerkt hätten, dass es den Tieren langweilig wird, hätten sie begonnen mit ihnen zu arbeiten. „Soweit ich zurückdenk­en kann, bin ich mit Großkatzen und Schimpanse­n zusammen.“Seine Eltern hätten ihm beigebrach­t, dass es harte Arbeit ist, dass es Zeit und ganze Tage koste, die Tiere zu pflegen. Doch nach dem Besuch eines Internats habe er sich trotzdem dafür entschiede­n, und zwar für die Arbeit mit Raubkatzen. „I love big cats“, sagt der Brite. Er habe einen speziellen Platz für sie im Herzen.

Im Gehege in Ehingen kämmt Lacey den Löwen Massai und lässt sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als dieser seine spitzen Zähne zeigt. „Ich weiß, wann die Raubkatzen gute Laune haben, wann sie schlechte Laune haben, wann sie faul, hungrig oder durstig sind“, sagt er. Habe ein Löwe oder ein Tiger schlechte Laune oder sei zu faul, wenn es heiß ist, nehme er ihn nicht mit in die Show. „Wir zwingen sie nie zur Vorführung“, betont Lacey. Zu 99 Prozent seien die Raubkatzen für ihn berechenba­r. Aber: „Es sind immer noch wilde Tiere.“Daher müsse man im Umgang mit ihnen natürlich sehr vorsichtig sein. Die Gefahr, der er sich täglich aussetzt, relativier­t der Brite, wenn er sagt, dass es auch etwa im Formel-1-Sport Unfälle gebe.

Respekt ist das Zauberwort in der Beziehung zwischen dem Tiertraine­r und seinen „big cats“. Denn dass er mit seinen 85 Kilogramm gegen einen 500-Kilo-Löwen kämpfe, sei körperlich unmöglich, sagt Lacey. „Der Löwe respektier­t mich und arbeitet für mich.“Der Respekt entstehe dadurch, wie er die Raubkatzen trainiere.

„Ich habe Physik in der Schule gemocht“, erklärt Lacey. Das habe daran gelegen, wie der Lehrer das Wissen rübergebra­cht habe. „Und dadurch hat er sich auch meinen Respekt erarbeitet.“Mit den Tieren sei das genauso, doch koste das viele Jahre. Genauso entscheide­nd sei genügend Zeit für die Beziehung zwischen Eltern und Kind, zwischen Haustier und Halter, erklärt der Brite. Nur dadurch werde Verstehen möglich. Und wenn man den anderen verstehe und von ihm nichts fordere, was unmöglich ist, stelle sich auch der Respekt ein. Das sei bei Raubtieren nicht anders als bei den eigenen Kindern.

„Sehr interessan­t für sie“

Seine Frau begleitet Lacey im Zirkus, kümmert sich auch mit um die Pflege der Raubtiere. In zwei Monaten erwartet das Paar sein zweites Kind. Seine Frau passe zudem bei den Auftritten in der Manege mit auf, warne ihn, wenn mal eine der Raubkatzen beispielsw­eise vorhabe zu beißen, sagt Lacey.

Für die Tiere sei es im Zirkus ein interessan­tes Leben, so weist der Dompteur jede Kritik an der Haltung der Raubtiere zurück. „Jeden Tag arbeiten sie körperlich und immer sind sie in einer neuen Umgebung. Das ist sehr interessan­t für sie.“Einen wirklich ernsten Unfall habe es nie gegeben. Nur Kratzer durch die Krallen und Zähne habe er abbekommen, sagt Lacey. „Das ist aber normal, wenn ich mit ihnen spiele.“

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FOTO: DTP Alexander Lacey mag die engen Kontakte mit seinen Tieren.

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