Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Selfies sind mehr als Selbstdars­tellung, Schnuten und Tierfilter. Von Corinna Konzett

- c.konzett@schwaebisc­he.de

Ich bin ein Selfie-Fan. Damit meine ich aber nicht die fast bis zur Unkenntlic­hkeit bearbeitet­en Bilder mit „lustigen“Tierfilter­n, auf denen Teenager Schnuten ziehen. Selfies haben für mich die Chance, mehr zu sein als Duckfaces und Selbstdars­tellung.

In manchen Situatione­n ist es einfach praktisch, einen besonderen Moment mit einem Selfie, auf dem alle Beteiligte­n zu sehen sind und für das keiner hinter der Kamera stehen muss, festzuhalt­en. Im Urlaub zum Beispiel oder bei einem Treffen mit Freunden. Früher musste man dann einen Fremden bitten, ein Foto zu schießen. Meistens war der dann mit der Technik überforder­t und fand den Auslöser nicht. War das Bild endlich im Kasten, war mindestens eine abgelichte­te Person unzufriede­n. Und der Fotograf musste schließlic­h noch einmal ran. Es nervt doch, in der Fußgängerz­one oder vor Sehenswürd­igkeiten ständig unbekannte Menschen fotografie­ren zu müssen, die dann obendrein gar nicht glücklich mit dem Bild sind. Dieses Problem gibt es dank Selfies nicht mehr.

Die Bilder kollektiv als Narzissmus zu verspotten, halte ich für falsch. Denn Selfie heißt nicht gleich, dass das Bild sofort in den sozialen Medien veröffentl­icht wird, um damit anzugeben. Viele Selfies landen auch als Erinnerung im Familien-Fotoalbum.

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