Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Bahn, unser Multiplayer
Viel Leid bliebe der Welt erspart, könnten sich die Menschen nur von ihren überzogenen Erwartungen lösen. Es ist zum Beispiel einfach vermessen zu erwarten, dass man sich hier im Süden in eine Bahn setzen, durch ganz Deutschland fahren und trotzdem pünktlich in Hamburg oder Berlin ankommen kann. Wie soll das gehen? Jedes Kind kennt doch das Problem des vorausfahrenden Zuges, der umgekehrten Wagenreihung, des Stromausfalls im Bistro. Wie soll man sich gegen solche Schicksalsschläge wappnen?
Erschwerend kommt hinzu, dass die Deutsche Bahn kein Unternehmen ist wie Daimler Benz, das sich allein aufs Autobauen konzentrieren kann und nicht mal das ohne Fehler schafft. Die Deutsche Bahn ist ein Multiplayer. Zum Beispiel ist sie der größte Fahrradverleiher der Republik und hat damit zu kämpfen, den Leuten nahezubringen, dass diese Räder nicht einfach zur Rückgabe auf den Schienen abgestellt werden können.
Außerdem ist die Deutsche Bahn ein Modeunternehmen. Während es dem Daimler egal sein kann, in welcher Montur sich die Käufer hinters Steuer setzen, muss die Bahn ihre Angestellten ordentlich einkleiden. Die Uniformen müssen modisch up to date und funktionell sein, ob die Heizung ausfällt bei minus zehn Grad oder die Klimaanlage bei plus 40. An dieser Herausforderung würden sich selbst Armani und Boss die Zähne ausbeißen, nicht aber die Bahn. Wir könnten noch viele Beispiel anführen, weshalb wir nicht länger schweigen können ob des Unrechts, das der Bahn angetan wird. Aber leider müssen wir hier abbrechen. (hü)