Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Unterschriftenaktion für A8-Ausbau gestartet
Hohenstadter Anschlussstelle soll auch Stuttgart-Verkehr abfertigen – Jeder kann mitmachen
LAICHINGEN/HOHENSTADT - Bewohner und Kommunalpolitiker der Laichinger Alb befürchten, dass der Neubau des Albabstiegs – so wie er aktuell vom Regierungspräsidium Stuttgart (RP) geplant ist – gravierende negative Auswirkungen für die Region haben wird. Denn der neue Hohenstadter A8-Anschluss soll nur von Fahrzeugen aus und in Richtung Ulm befahren werden können (wir berichteten). Der Laichinger Bürger Gerhard Maier rechnet in diesem Fall von einer „dauerhaften, massiven Verschlechterung“für alle Autofahrer, insbesondere Pendler mit Fahrtrichtung Stuttgart. Gemeinsam mit dem Laichinger Internetverein und dessen Vorständen Thomas Speer und Walter Karas hat er nun eine Unterschriftenaktion auf den Weg gebracht. Maier hofft, dass sich so viele Menschen wie möglich beteiligen. Damit soll das RP zu einem Vollausbau der Hohenstadter A8-Anschlussstelle bewegt werden.
Seit Freitag ist die Unterschriftenaktion „scharf“geschaltet. Abgeben können Befürworter eines Vollausbaus der neuen Hohenstadter A8Anschlussstelle ihre Stimme im Internet auf der Homepage des Laichinger Internetvereins „Lust auf Internet“(LaI), die Adresse lautet: www.lai.de. Der entsprechende Link, der zur Abgabe der Unterschrift führt, findet sich rechts oben im Eck der Startseite des Internetvereins. Der Link ist überschrieben mit „Unterschriftenaktion A8 Hohenstadt“.
Zug noch nicht abgefahren
Anders als im Falle des Merklinger Bahnhofs, für den sich Gerhard Maier ebenfalls vehement und letztlich erfolgreich eingesetzt hat, ist im Fall der neuen Autobahnanschlussstelle Hohenstadt der Zug noch nicht abgefahren. Aktuell nämlich läuft das Anhörungsverfahren. Das bedeutet: Gegen die Planungen können Einwendungen vorgebracht werden. Gerichtet werden müssen diese an das Regierungspräsidium Stuttgart (RP), welches die Maßnahme – den Autobahn-Neubau des Albabstiegs im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der A8 über die Alb – steuert. Auftraggeber ist, da es sich um eine Bundesautobahn handelt, das Bundesverkehrsministerium.
Doch allzu viel Zeit sollte nicht mehr verstreichen. Das Anhörungsverfahren endet am 24. September.
Bis dahin hofft Maier auf viele Unterstützer. Er hat dabei vor allem Bewohner der Laichinger Alb im Blick. Denn diese seien es auch, argumentiert er, die am meisten darunter zu leiden hätten, wenn die neue A8-Anschlussstelle bei Hohenstadt so realisiert wird, wie es dem RP Stuttgart aktuell vorschwebt.
Vor allem Pendler oder andere Verkehrsteilnehmer, die in Richtung Stuttgart auf der A8 unterwegs sein wollen, würden nach den bestehenden Plänen benachteiligt. Denn anders, als im Moment, soll die neue Anschlussstelle bei Hohenstadt nur noch vom Verkehr in und aus Richtung Ulm genutzt werden können. Die Pläne sehen dementsprechend nur eine Abfahrt (aus Ulm) und eine Auffahrt (in Richtung Ulm) vor. Derzeit noch ist das Gegenteil der Fall: Bei Hohenstadt kann nur in Richtung Stuttgart auf-, und auch nur aus Richtung Stuttgart abgefahren werden. Maier zufolge aber ist es verantwortungslos, bei einem Neubau der Autobahn und der Anschlussstelle nun wieder den gleichen Fehler zu begehen: nämlich die Anschlussstelle wieder nur zur Hälfte auszubauen.
Eine große „Konfliktzone“
Maier argumentiert: Die A8 ist eine West-Ost-Magistrale mit Bedeutung für den Verkehr in ganz Europa – die vor allem eine große „Konfliktzone“aufweise: den Albaufstieg. Knapp 500 Meter müssen überwunden werden. Aus seiner Sicht ist es unverantwortlich, nun gerade an dieser Stelle sparen zu wollen – denn im Winter oder bei Unfällen würde es sich bitter rächen, wenn eben nur die Möglichkeit zur Auf- und Abfahrt in und aus Richtung Ulm gegeben ist. Doch warum?
Akribisch listet Maier auf der Internetseite von LaI die aus seiner Sicht vorherrschenden Schwachstellen einer nur „halben“Anschlussstelle Hohenstadt auf. Dazu zählt, dass Fahrer, beispielsweise aus Westerheim, die eben nicht mehr in Hohenstadt auf die A8 gelangen und trotzdem nach Stuttgart möchten, dann über den aktuellen A8-Aufstieg fahren müssten. Diese Straße bleibt erhalten, wird aber zur Landesstraße mit Begegnungsverkehr herunterqualifiziert. Laut RP sei dies für Pendler aus Westerheim sogar schneller. Doch Maier hat errechnet, dass dies mitnichten der Fall sei. Außerdem sei die Auffahrt auf die (dann neue) Landesstraße, die bei Hohenstadt neu geschaffen wird, alles andere als sicher.
Derlei Einwendungen hat Maier mehrere. Sie reichen über eine mögliche Überlastung der A8-Anschlusstelle Merklingen bei Ausweichverkehr bis hin zu Sicherheitsaspekten; im Falle eines Brandes beispielsweise im nahe gelegenen neuen Bahntunnel. Zu allen Punkten nennt er seine Quellen, zur Veranschaulichung hat er Fotos und Grafiken auf die Internetseite eingespeist. Ebenfalls beinhaltet die Unterschriftenaktion die Forderung, einen befestigten Radweg auf der dann alten Abstiegstrasse zu erhalten. Nach den aktuellen Planungen soll diese Straße entsiegelt und in weiten Abschnitten zurückgebaut werden. Maier hingegen plädiert hier für eine „touristische und kraftfahrzeugfreie Nutzung“.
Schutz gegen Missbrauch
Angeben müssen Unterstützer in einer Maske auf der Seite der Unterschriftenaktion Namen, Adresse und ihre E-Mail-Adresse. Dies soll vor Missbrauch schützen. Denn nach Unterschrift-Abgabe müssen die Teilnehmer der Aktion dann noch eine Mail, die sie in der Folge automatisch zugesandt bekommen, öffnen und nochmal ihre Unterschrift bestätigen.
Laut Maier betrifft der geforderte Vollanschluss auf der Laichinger Alb einen erheblichen Teil ihrer 24 000 Einwohner. Würde nur die Hälfte mitmachen (am liebsten wären ihm natürlich alle), so wäre der Druck auf das RP Stuttgart groß, sich mit Alternativen befassen zu müssen. Angst, dass die eigene Unterschrift vom RP gar nicht geachtet wird, muss niemand haben. Die Behörde ist verpflichtet, alle Einwendungen zu prüfen und Stellung zu beziehen.