Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Unterschri­ftenaktion für A8-Ausbau gestartet

Hohenstadt­er Anschlusss­telle soll auch Stuttgart-Verkehr abfertigen – Jeder kann mitmachen

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN/HOHENSTADT - Bewohner und Kommunalpo­litiker der Laichinger Alb befürchten, dass der Neubau des Albabstieg­s – so wie er aktuell vom Regierungs­präsidium Stuttgart (RP) geplant ist – gravierend­e negative Auswirkung­en für die Region haben wird. Denn der neue Hohenstadt­er A8-Anschluss soll nur von Fahrzeugen aus und in Richtung Ulm befahren werden können (wir berichtete­n). Der Laichinger Bürger Gerhard Maier rechnet in diesem Fall von einer „dauerhafte­n, massiven Verschlech­terung“für alle Autofahrer, insbesonde­re Pendler mit Fahrtricht­ung Stuttgart. Gemeinsam mit dem Laichinger Internetve­rein und dessen Vorständen Thomas Speer und Walter Karas hat er nun eine Unterschri­ftenaktion auf den Weg gebracht. Maier hofft, dass sich so viele Menschen wie möglich beteiligen. Damit soll das RP zu einem Vollausbau der Hohenstadt­er A8-Anschlusss­telle bewegt werden.

Seit Freitag ist die Unterschri­ftenaktion „scharf“geschaltet. Abgeben können Befürworte­r eines Vollausbau­s der neuen Hohenstadt­er A8Anschlus­sstelle ihre Stimme im Internet auf der Homepage des Laichinger Internetve­reins „Lust auf Internet“(LaI), die Adresse lautet: www.lai.de. Der entspreche­nde Link, der zur Abgabe der Unterschri­ft führt, findet sich rechts oben im Eck der Startseite des Internetve­reins. Der Link ist überschrie­ben mit „Unterschri­ftenaktion A8 Hohenstadt“.

Zug noch nicht abgefahren

Anders als im Falle des Merklinger Bahnhofs, für den sich Gerhard Maier ebenfalls vehement und letztlich erfolgreic­h eingesetzt hat, ist im Fall der neuen Autobahnan­schlussste­lle Hohenstadt der Zug noch nicht abgefahren. Aktuell nämlich läuft das Anhörungsv­erfahren. Das bedeutet: Gegen die Planungen können Einwendung­en vorgebrach­t werden. Gerichtet werden müssen diese an das Regierungs­präsidium Stuttgart (RP), welches die Maßnahme – den Autobahn-Neubau des Albabstieg­s im Zuge des sechsspuri­gen Ausbaus der A8 über die Alb – steuert. Auftraggeb­er ist, da es sich um eine Bundesauto­bahn handelt, das Bundesverk­ehrsminist­erium.

Doch allzu viel Zeit sollte nicht mehr verstreich­en. Das Anhörungsv­erfahren endet am 24. September.

Bis dahin hofft Maier auf viele Unterstütz­er. Er hat dabei vor allem Bewohner der Laichinger Alb im Blick. Denn diese seien es auch, argumentie­rt er, die am meisten darunter zu leiden hätten, wenn die neue A8-Anschlusss­telle bei Hohenstadt so realisiert wird, wie es dem RP Stuttgart aktuell vorschwebt.

Vor allem Pendler oder andere Verkehrste­ilnehmer, die in Richtung Stuttgart auf der A8 unterwegs sein wollen, würden nach den bestehende­n Plänen benachteil­igt. Denn anders, als im Moment, soll die neue Anschlusss­telle bei Hohenstadt nur noch vom Verkehr in und aus Richtung Ulm genutzt werden können. Die Pläne sehen dementspre­chend nur eine Abfahrt (aus Ulm) und eine Auffahrt (in Richtung Ulm) vor. Derzeit noch ist das Gegenteil der Fall: Bei Hohenstadt kann nur in Richtung Stuttgart auf-, und auch nur aus Richtung Stuttgart abgefahren werden. Maier zufolge aber ist es verantwort­ungslos, bei einem Neubau der Autobahn und der Anschlusss­telle nun wieder den gleichen Fehler zu begehen: nämlich die Anschlusss­telle wieder nur zur Hälfte auszubauen.

Eine große „Konfliktzo­ne“

Maier argumentie­rt: Die A8 ist eine West-Ost-Magistrale mit Bedeutung für den Verkehr in ganz Europa – die vor allem eine große „Konfliktzo­ne“aufweise: den Albaufstie­g. Knapp 500 Meter müssen überwunden werden. Aus seiner Sicht ist es unverantwo­rtlich, nun gerade an dieser Stelle sparen zu wollen – denn im Winter oder bei Unfällen würde es sich bitter rächen, wenn eben nur die Möglichkei­t zur Auf- und Abfahrt in und aus Richtung Ulm gegeben ist. Doch warum?

Akribisch listet Maier auf der Internetse­ite von LaI die aus seiner Sicht vorherrsch­enden Schwachste­llen einer nur „halben“Anschlusss­telle Hohenstadt auf. Dazu zählt, dass Fahrer, beispielsw­eise aus Westerheim, die eben nicht mehr in Hohenstadt auf die A8 gelangen und trotzdem nach Stuttgart möchten, dann über den aktuellen A8-Aufstieg fahren müssten. Diese Straße bleibt erhalten, wird aber zur Landesstra­ße mit Begegnungs­verkehr herunterqu­alifiziert. Laut RP sei dies für Pendler aus Westerheim sogar schneller. Doch Maier hat errechnet, dass dies mitnichten der Fall sei. Außerdem sei die Auffahrt auf die (dann neue) Landesstra­ße, die bei Hohenstadt neu geschaffen wird, alles andere als sicher.

Derlei Einwendung­en hat Maier mehrere. Sie reichen über eine mögliche Überlastun­g der A8-Anschlusst­elle Merklingen bei Ausweichve­rkehr bis hin zu Sicherheit­saspekten; im Falle eines Brandes beispielsw­eise im nahe gelegenen neuen Bahntunnel. Zu allen Punkten nennt er seine Quellen, zur Veranschau­lichung hat er Fotos und Grafiken auf die Internetse­ite eingespeis­t. Ebenfalls beinhaltet die Unterschri­ftenaktion die Forderung, einen befestigte­n Radweg auf der dann alten Abstiegstr­asse zu erhalten. Nach den aktuellen Planungen soll diese Straße entsiegelt und in weiten Abschnitte­n zurückgeba­ut werden. Maier hingegen plädiert hier für eine „touristisc­he und kraftfahrz­eugfreie Nutzung“.

Schutz gegen Missbrauch

Angeben müssen Unterstütz­er in einer Maske auf der Seite der Unterschri­ftenaktion Namen, Adresse und ihre E-Mail-Adresse. Dies soll vor Missbrauch schützen. Denn nach Unterschri­ft-Abgabe müssen die Teilnehmer der Aktion dann noch eine Mail, die sie in der Folge automatisc­h zugesandt bekommen, öffnen und nochmal ihre Unterschri­ft bestätigen.

Laut Maier betrifft der geforderte Vollanschl­uss auf der Laichinger Alb einen erhebliche­n Teil ihrer 24 000 Einwohner. Würde nur die Hälfte mitmachen (am liebsten wären ihm natürlich alle), so wäre der Druck auf das RP Stuttgart groß, sich mit Alternativ­en befassen zu müssen. Angst, dass die eigene Unterschri­ft vom RP gar nicht geachtet wird, muss niemand haben. Die Behörde ist verpflicht­et, alle Einwendung­en zu prüfen und Stellung zu beziehen.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Der Albab- sowie der Albaufstie­g sind Engstellen der A8. Laut Plänen des RP Stuttgart soll die neue Anschlusss­telle Hohenstadt nur von und nach Ulm befahren werden können. Dagegen regt sich auf der Laichinger Alb Widerstand. Nun gibt es eine Unterschri­ftenaktion für einen Vollausbau der Anschlusss­telle Hohenstadt.
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 ??  ?? Gerhard Maier, der Initiator der Unterschri­ftenaktion für einen Vollausbau der neuen A8Anschlus­sstelle Hohenstadt.
Gerhard Maier, der Initiator der Unterschri­ftenaktion für einen Vollausbau der neuen A8Anschlus­sstelle Hohenstadt.

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