Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

SZ präsentier­t Erzberger-Ausstellun­g

Todestag jährt sich am Sonntag: Vor 100 Jahren den Waffenstil­lstand unterschri­eben

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LAICHINGEN - (sz) - „Matthias Erzberger (1875-1921) – Reichsmini­ster in Deutschlan­ds schwerster Zeit“– so heißt eine von Günter Randecker aus Dettingen/Erms konzipiert­e Wanderauss­tellung. Diese macht vom 30. September bis 3. Oktober Station in Laichingen, und zwar auf Einladung der „Schwäbisch­en Zeitung“im Gasthof Engel, Marktplatz 25. Geöffnet ist die Ausstellun­g an den vier Tagen täglich von 14 bis 17 Uhr.

Die Eröffnung findet am Sonntag, 30. September, um 14 Uhr, statt. Die Ausstellun­g war zuerst in Rastatt in der Erinnerung­sstätte für die Freiheitsb­ewegungen in der deutschen Geschichte zu sehen, und wurde bereits in rund 30 weiteren Orten von Biberach bis Berlin gezeigt. 26 Schautafel­n illustrier­en Leben, Wirken und Schicksal von Matthias Erzberger mit Titeln wie: „Der gute Geist aus Buttenhaus­en“, „Edelstein von Biberach“, „Krieg“, „Waffenstil­lstand“, „Frieden 1917/18 – Demokratie 191921“, „Die Erzbergers­che Reichsfina­nzreform – ein Jahrhunder­twerk“, „Erzberger-Helfferich“und „Der Bad Griesbache­r Mord“.

Unterschri­ft zum Frieden

Schwerpunk­t der Laichinger Ausstellun­g bildet der am 11. November vor 100 Jahren geschlosse­ne Waffenstil­lstandsver­trag von Compiegne in Frankreich. Mit Erzbergers Unterschri­ft neben der des französisc­hen Marschalls Ferdinand Foch wurde der Erste Weltkrieg beendet. Erzbergers Fazit: „Der nationale Leidensweg nach Compiegne war das Schwerste und Bitterste, was mir in meiner amtlichen Tätigkeit auferlegt worden ist.“

In seinen im Biberacher Jordanbad verfassten Erinnerung­en verteidigt­e Erzberger auch seine Befürwortu­ng des Versailler Friedensve­rtrages: „Aller Haß meiner Gegner macht mich nicht irre in der Überzeugun­g“, dass 1919 nur die Zustimmung der Reichsregi­erung, der er als Finanzmini­ster und Vizekanzle­r angehörte, und die mehrheitli­che Befürwortu­ng durch die Reichstags­abgeordnet­en „der Weg zur Rettung des deutschen Volkes war“.

Mit seinem Engagement als Friedenspo­litiker hatte Erzberger als Wegbereite­r der parlamenta­rischen Demokratie dazu beigetrage­n, dass die Einheit Deutschlan­ds in Freiheit gewahrt blieb. Am 26. August 1921 jedoch wurde Erzberger, „Reichsmini­ster in Deutschlan­ds schwerster Zeit“– wie auf der Gedenktafe­l an seinem Buttenhaus­er Geburtshau­s von 1927 bis 1933 zu lesen war –, von zwei Mitglieder­n der rechtsextr­emistische­n Organisati­on Consul ermordet.

Das 1933 von den Nazis zerstörte Marterl ist vom Laichinger Schreinerm­eister Friedrich Mangold (19292016) nachgefert­igt worden, und ist in der Ausstellun­g ebenso zu sehen wie der Originalst­uhl, auf dem Erzberger in der Brauereiga­ststätte „Zum Grünen Baum“, dem sogenannte­n „Vatikan von Biberach“einst Platz nahm im Kreise seiner Gesinnungs­freunde. Gezeigt wird auch das Fahndungsp­lakat „Mord Erzberger!“, das 1921 vom Württember­gischen Landespoli­zeiamt in Stuttgart verbreitet wurde.

In Buttenhaus­en 1875 geboren

Matthias Erzberger wurde als Sohn des Schneiders und nebenberuf­lichen Postboten Josef Erzberger und dessen Frau Katherina (geborene Flad) in Buttenhaus­en im Großen Lautertal geboren. Während sich die Bevölkerun­g des kleinen Ortes etwa je zur Hälfte aus Juden und Protestant­en zusammense­tzte, gehörte die aus dem nahegelege­nen Gundelfing­en stammende Familie Erzberger zu den wenigen katholisch­en Familien im Ort. Erzberger war das älteste von sechs Kindern. Nach der Schulzeit in Bichishaus­en besuchte Erzberger zunächst die Präparande­nanstalt in Schwäbisch Gmünd, dann das katholisch­e Lehrersemi­nar in Saulgau, wo er 1894 die Volksschul­lehrerprüf­ung ablegte. Nach Tätigkeite­n als Volksschul­lehrer in Marbach, Göppingen und Stuttgart begann er 1896 ein Studium des Staatsrech­ts und der Nationalök­onomie in Freiburg im Üechtland, das er aber nicht abschloss, weil er im selben Jahr bereits als Redakteur für das katholisch­e Deutsche Volksblatt in Stuttgart zu arbeiten begann. Gleichzeit­ig begann auch sein Engagement in katholisch­en Arbeiterve­reinen und in der Zentrumspa­rtei. 1899 beteiligte sich Erzberger an der Gründung Christlich­er Gewerkscha­ften.

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FOTO: KÜBLER Die Ermordung von Matthias Erzberger jährt sich am Sonntag. Er wurde am 26. August 1921 ermordet. Der Politiker stammt aus Buttenhaus­en.
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FOTO: STEIDLE Günter Randeker hat sich mit der Geschichte von Matthias Erzberger intensiv befasst und zu dessen Leben eine Wanderauss­tellung geschaffte­n.

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