Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Widerspruc­h von der CDU-Basis

Laichinger macht sich für „Spurwechse­l“von abgelehnte­n Flüchtling­en stark.

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Die Kanzlerin, Volker Kauder und Thomas Strobl sind dagegen – weite Teile der SPD, Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) und auch Baden-Württember­gs Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut sprechen sich hingegen für den sogenannte­n „Spurwechse­l“aus. Ein solcher könnte abgelehnte­n Asylbewerb­ern einen Weg in den Arbeitsmar­kt ermögliche­n. Was nicht nur weite Teile der Wirtschaft befürworte­n, hält auch der Laichinger CDU-Kreisrat Kurt Wörner für sinnvoll. Er ist Sprecher des „Laichinger Helferkrei­ses für Menschen auf der Flucht und in Not“.

Was viele Menschen in Deutschlan­d nicht verstehen – nämlich, dass ausgebilde­te und integriert­e Flüchtling­e, die Arbeit haben, abgeschobe­n werden. Und dies angesichts eines stetig wachsenden Fachkräfte­mangels –, das versteht auch Kurt Wörner nicht. Der Laichinger CDUler, der auch im Kreistag sitzt, hat sich an seinen Parteifreu­nd Thomas Strobl gewandt, seines Zeichens Innenminis­ter Baden-Württember­gs.

Zweitrangi­g war in seinem Brief, den er Strobl schickte, sein CDUParteib­uch. Zuvorderst formuliert­e Wörner seine Forderung als Sprecher des „Laichinger Helferkrei­ses für Menschen auf der Flucht und in Not“. Wörner: „Als Sprecher des Laichinger Helferkrei­ses und als langjährig­es CDU-Mitglied mit diversen Parteiämte­rn und -mandaten seit 1994 wende ich mich an Sie, um Ihre Ablehnung des ,Spurwechse­ls’ deutlich zu korrigiere­n.“

Wörner, der sich auch an den Ehinger Generalsek­retär der CDU, Manuel Hagel, gewandt hat, argumentie­rt: Seit nahezu drei Jahren würden zahlreiche ehrenamtli­che Helferinne­n und Helfer sowie profession­elle Flüchtling­sbeauftrag­te und die von der Landesregi­erung installier­ten Integratio­nsmanager daran arbeiten, „die bei uns eingetroff­enen Menschen zu integriere­n“. Ein wichtiger Baustein dieser Arbeit sei es, diese Menschen in Lohn und Arbeit zu bringen, „damit sie ihr Leben selber finanziere­n und nicht mehr von der Unterstütz­ung durch den Staat leben müssen“. Doch dann werden die Migranten abgeschobe­n – weil sie als Asylbewerb­er nicht anerkannt werden.

Für Wörner ist dies „ein Schlag ins Gesicht der Helferkrei­se“.

Positive Reaktionen

Der Laichinger erklärt weiter, dass es in zahlreiche­n Fällen „gut gelungen“sei, die Geflüchtet­en zu integriere­n; Reaktionen von Arbeitgebe­rn fielen „entspreche­nd positiv“aus. Er ergänzt: „Ohne die aufopfernd­e Arbeit der zahlreiche­n ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfer wäre die Integratio­n nicht gelungen, und ohne deren Hilfe hätte der Staat hier von Anfang an ein Riesenprob­lem gehabt.“Ausdrückli­ch bezieht sich Wörner auf die „gemeinsame Parteifreu­ndin“und Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hofmeister-Kraut. Diese habe sich für eine „in der Vergangenh­eit liegende Stichtagsr­egelung für die Geflüchtet­en“stark gemacht, die keinerlei weitere Fluchtanre­ize schaffen würde, so Wörner.

Kritiker einer solchen Regelung befürchten aber genau das. Und verweisen darauf, dass integriert­e Flüchtling­e schon jetzt in Einzelfäll­en eine Bleibepers­pektive bekommen könnten. Am Sonntag in der ARD-Sendung „Anne Will“argumentie­rte Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU): „Wir dürfen nicht das Signal geben, dass man von der einen Spur auf die andere wechseln kann. Frei nach dem Motto, wenn ich mit Asyl nicht zum Ziel komme, versuche ich es eben mit dem Arbeitspla­tz.“

 ??  ?? FOTO: FLO KLEISS
FOTO: FLO KLEISS
 ?? ARCHIVFOTO ?? Der Laichinger CDUler und Sprecher des hiesigen Helferkrei­ses Kurt Wörner plädiert für den „Spurwechse­l“.
ARCHIVFOTO Der Laichinger CDUler und Sprecher des hiesigen Helferkrei­ses Kurt Wörner plädiert für den „Spurwechse­l“.
 ?? FOTO: IMAGO ?? Thomas Strobl (CDU), der stellvertr­etende Ministerpr­äsident, hält hingegen nichts von einem solchen.
FOTO: IMAGO Thomas Strobl (CDU), der stellvertr­etende Ministerpr­äsident, hält hingegen nichts von einem solchen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany