Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Sächsische Exzesse
Mehr fremdenfeindliche Vorfälle als in anderen Bundesländern
DRESDEN (kech) - Sachsen sorgt durch mehr fremdenfeindliche Vorfälle als in anderen Bundesländern für Schlagzeilen. Im August 2015 kam es in Heidenau bei Dresden zu heftigen Straßenschlachten. Vor einem ehemaligen Baumarkt, in dem Flüchtlinge untergebracht waren, griffen Rechtsradikale die Polizei mit massiver Gewalt an. Als Tage später Kanzlerin Merkel den Ort besuchte, wurde sie von einer wütenden Menge als „Volksverräterin“beschimpft.
Im Februar 2016 brannte in Bautzen das Hotel Husarenhof, in das Flüchtlinge einziehen sollten. Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) sagte nach der Brandnacht, dass hier das Engagement Tausender Sachsen von „einigen wenigen desavouiert“würde, die sich außerhalb der Rechtsordnung stellen. Wenige Tage zuvor hatten in Clausnitz (Kreis Mittelsachsen) um die 100 Anwohner einen Flüchtlingsbus blockiert und die Insassen beschimpft. In Einsiedel, einem lauschigen Dörfchen südlich von Chemnitz, bauten Anwohner einer Flüchtlingsunterkunft über Wochen Barrikaden. Aber mehr noch als diese Momentaufnahmen sorgte die islamfeindliche Pegida-Bewegung für Aufsehen. Sie gründete sich im Herbst 2014 um eine Clique von Dresdner Türstehern und Halbwelt-Gestalten, die sich gegen eine vermeintliche „Islamisierung des Abendlands“zur Wehr setzen wollten. Die montäglichen Demonstrationen hatten in Spitzenzeiten 25 000 Teilnehmer und sendeten verheerende Bilder aus. Wie das von einem Handwerksmeister aus dem Vogtland, der dort mit einem selbst gebauten Galgen auftrat.
Pegida ist inzwischen auf einen kleinen Kern zusammengeschmolzen, der weitgehend unbemerkt marschiert. Vorige Woche war von der Gruppe zu hören, weil ein Demonstrant, der noch dazu Mitarbeiter des Landeskriminalamts ist, ZDF-Journalisten bei der Arbeit behinderte.