Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Verurteilte
Trotz Appellen aus aller Welt sind in Birma zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters,
Wa Lone (32) und Kyaw Soe Oo
(28), zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Ein Gericht in Rangun verhängte gegen die Männer wegen des illegalen Besitzes von Staatsgeheimnissen je sieben Jahre Gefängnis. Die Reporter haben sich für nicht schuldig erklärt. Der Anwalt der Journalisten kündigte an, in Berufung zu gehen. Scharfer Protest kam nach dem Urteil von Medien- und Menschenrechtsorganisationen und aus der internationalen Politik. Birma steht wegen des Vorgehens gegen Muslime international in der Kritik. In dem südostasiatischen Land regiert Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zusammen mit dem Militär.
Den Reportern wird zur Last gelegt, Geheimdokumente und eine Karte des westlichen Rakhine-Staates bei sich gehabt zu haben. Von dort sind wegen einer brutalen Militäroffensive vor einem Jahr mehr als
700 000 Rohingya ins benachbarte Bangladesch geflohen. Die Journalisten – beide aus Birma – hatten 2017 über die Tötung von zehn muslimischen Dorfbewohnern durch das Militär recherchiert. Dazu trafen sie sich im Dezember 2017 mit Polizisten, die ihnen Papiere in die Hand drückten. Kurz danach wurden sie festgenommen. Beide behaupten, in einen Hinterhalt gelockt worden zu sein.
Kyaw Soe Oo sagte nach dem Urteil: „Ihr könnt uns ins Gefängnis stecken. Aber Ihr seid nicht in der Lage, den Menschen Augen und Ohren zu verschließen.“Das Gesetz gegen Geheimnisverrat, auf das sich das Urteil stützt, stammt aus britischen Kolonialzeiten – aus dem Jahr 1923. Richter Ye Lwin sagte, auch auf den Handys der Reporter seien Geheimdokumente gefunden worden. Beide hätten „viele Male versucht, an geheime Dokumente zu kommen. Sie haben sich nicht benommen wie normale Journalisten.“(epd/dpa)