Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Das Warenhaus hat eine Zukunft
Wer sich mit der Zukunft des Einkaufens beschäftigt, fährt am besten mit der Rolltreppe hinauf ins Restaurant von Karstadt. Früher ging, wer in die Stadt zum Einkaufen fuhr, in eine der oberen Etagen der Warenhäuser, aß Schnitzel oder Scholle zu Mittag. Heute sitzen dort vereinzelt ein paar ältere Leute an den Tischen. Die Warenhäuser, einst Zeichen glamourösen Aufschwungs, sind aus der Zeit gefallen. Aussterben müssen sie darum aber nicht. Das sollten sie auch nicht. Wegen der Mitarbeiter nicht. Auch wegen allen anderen Bürgern nicht. Denn was, bitte schön, ist eine Innenstadt ohne Schaufenster?
Nun gehen Karstadt und Kaufhof zusammen. Doch Größe allein wird nicht reichen, damit die beiden mit ihrer jeweils 150 Jahre langen Tradition nicht verschwinden. Dafür hat der Online-Handel die Konsumgewohnheiten zu sehr verändert. Viele bestellen bequem von der Couch im Internet. Was es dort nicht gibt ist das Bummeln, das Anfassen, das Einkaufserlebnis. Das bieten nur die Kaufhäuser, die Läden. Das ist ihre Stärke, arbeiten müssen sie an ihrer Schwäche: dem fehlenden Willen umzuräumen. Zu sehr waren Karstadt und Kaufhof in den letzten Jahren mit sich selbst beschäftigt. Dabei sind sich Handelsexperten einig, wie ein Geschäft mit Zukunft aussieht. Digitales Shopping wird mit dem analogen Laden verschmelzen.
Berühmt sind die digitalen Spiegel mit Touchscreen-Technologie aus den USA, auf denen Kunden die Verkäufer bitten können, eine andere Größe oder Farbe zu bringen. Denkbar wäre auch, bei Online-Händlern bestellte Kleider im Geschäft zu probieren. Es könnte auf einer Etage eine Espressobar, auf einer anderen eine Champagnerlounge geben. Es wird um mehr Zeitgeist und schickes Ambiente zugleich gehen.
In allen Warenhäusern von Karstadt und Kaufhof wird das nicht klappen, in den anderen kann sich zeigen: Der Name Warenhaus mag überholt sein, das Kaufhaus muss aber nicht aus der Mode kommen.