Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Von der Bahn lernen heißt siegen lernen
Bahnfahren wird in diesem Winter wieder etwas teurer. Das ist eine der Nachrichten, für die wir die Deutsche Bahn so bewundern. Von kleinen Problemen im Betriebsablauf lässt sich dieses Unternehmen nicht so leicht aus der Bahn (!) werfen, sondern bleibt seiner Linie treu. Im Winter ist das Leben nun mal etwas teurer als im Sommer: Man muss heizen, braucht mehr Benzin, und die Mikrowelle im ICESpeisewagen muss härter arbeiten als im Sommer, wo der Ausfall der Klimaanlage zum Auftauen der Speisen locker genügt.
Außerdem muss die Bahn zurzeit Riesenumwege fahren wegen der vielen Baustellen. Wer schon mal eine Autobahnausfahrt verpasst hat, kennt das Problem. Die Kritik des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, steigende Preise seien angesichts der derzeit „eklatanten Verspätungen nicht begründbar“, wirkt da etwas kleinkariert. Schließlich wird der Zeitverlust durch den gesteigerten Erlebnischarakter der Bahnfahrt klar aufgewogen. Wo man früher nur Ulm zu sehen kriegte, ist jetzt auch no ch Neu-Ulm mit drin. Hoch angerechnet werden muss der Deutschen Bahn auch, dass sie ihre Baustellen mit Bedacht wählt. Zum Beispiel wird zwar bald die Strecke Stuttgart – Mannheim gesperrt, aber die beliebte Verbindung in die Hauptstadt über Wolfsburg bleibt unangetastet. In der VW-Stadt rauscht der ICE bekanntlich manchmal einfach durch – ein Erlebnis, das den Bahnkunden nicht vorenthalten werden soll. Die Bahn braucht deutlich mehr solcher Bahnhöfe, dann erledigt sich das leidige Verspätungsproblem von allein. (hü)