Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Über Sklaverei und Gott
Pop- und Gospelchor „Amazsing“zeigt sich traditionell und modern zugleich.
NELLINGEN - Kleine Windlichter flackern in der Andreaskirche in Nellingen und weisen den Weg zu den Kirchenbänken. Dort nehmen am Sonntagabend viele Besucher Platz. Das Licht wird gedimmt und plötzlich geht ein Ruck durch die Reihen. Die Besucher schauen zum Eingangsbereich. Mit flotten Schritten kommen die Mitglieder des Pop- und Gospelchors „Amazsing“aus Wiesensteig hinein. Sie singen und klatschen und stecken ihre Zuhörer gleich mit ihrer Musik an.
„Come Home“ist das Motto des Konzertes des Pop- und Gospelchors in der Nellinger Andreaskirche. 17 Lieder haben sich die Sänger ausgewählt – mit Bedacht. Inhalt und Bedeutung erklären sie den Konzertbesuchern. Freude, Leid, Heimat und Erinnerungen: Das Lied „Kumbayah“sei ein ausdrücklicher Appell an Gott, zu kommen und zu helfen. Es geht um Sklaverei und ein Liedgut als Form von Protest. Die Zuhörer lauschen gespannt und werden dann selbst gefordert. Bei Stücken wie „We shall overcome“und „Come Home“darf mitgesungen werden und dem kommen die Gäste nach. Weiter wird geschnipst, geklatscht und geschunkelt.
Pure Lust am Singen
Wer in die Gesichter der Sänger des gemischten Chores schaut, der erkennt sofort: Die Mitglieder von „Amazsing“haben Freude am Singen. Sie nicken sich gegenseitig zu und spornen sich damit auch an. Sie singen gemeinsam – aber auch alleine. Marlene Arnold rührt mit dem modernen Stück „Seite an Seite“so manch einen Konzertbesucher zu Tränen. Füße wippen im Takt mit und nach jedem Lied folgt Applaus.
„Seit Mai bereiten wir uns auf den Auftritt vor“, erzählt Angela Sieg. Sie leitet den Chor seit 15 Jahren. Gegründet wurde dieser vor 19 Jahren. „Im kommenden Jahr feiern wir das 20-jährige Bestehen“, freut sich Sieg schon. 35 aktive Sänger zählt der Popund Gospelchor. Das Repertoire ist umfangreich. „Wir singen traditionelle aber auch moderne Gospels auf Englisch, Afrikanisch oder auch Deutsch“, zeigt Sieg auf. Ihr ist wichtig: „Ich möchte die Leute im Chor zum Singen und Strahlen bringen. Wenn dieser Funke dann noch auf das Publikum überspringt, ist das das größte Geschenk.“So ist es auch in Nellingen. Vom ersten Takt an, den Angela Sieg als Leiterin sowie Tobias Pehl (Percussion) und Silvia Weithofer und Jens Otzen am Klavier angeben, sind die Konzertbesucher mit dabei. Besonders gerührt sind diese auch beim Lied „Come let us sing“, das der Chor dem verstorbenen Mitglied Hans Kuhn widmet. „Vor einem guten halben Jahr hat Hans Kuhn noch mitgesungen – mit voller Leidenschaft. Im August ist er leider verstorben“, erklärt Sieg.
Das Leben als Geschenk und Gabe: Der Pop- und Gospelchor „Amazsing“wird mit seinem Programm „Come Home“ein weiteres Mal auftreten. Das Konzert findet am Mittwoch, 31. Oktober, ab 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Wiesensteig statt. Der Eintritt ist erneut frei.
„Außerdem würden wir uns über sämtliche Leute freuen, die begeistert bei uns mitsingen wollen“, lockt Angela Sieg. Vorkenntnisse seien nicht erforderlich – lediglich die Freude an der Musik.