Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Klares Signal aus Oppingen: Ort soll nicht aussterben
Neue Bauplätze, Busverbindungen und Attraktivität im Zentrum sind Themen im Entwicklungskonzept
OPPINGEN - Die Frage nach der Entwicklung Oppingens als Teilort der Gemeinde Nellingen ist für die Einwohner wichtig. Die Oppinger Ortsvorsteherin Brigitte Hof zeigt dafür auch die Gründe auf: „Unsere Region ist leistungsstark. Es ist schön, hier zu wohnen. Das muss man den Leuten einfach schmackhaft machen. Wir werden alle älter. Stichwort ist der demografische Wandel. Oppingen hat nichts gegen Zuzug.“
Doch Zuzug sei nicht das einzige Thema, mit dem sich die Einwohner auseinandersetzten möchten. Es geht um die Zukunftsgestaltung – auf vielen Gebieten. Ziel ist die Aufnahme in das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR), um mit Hilfe von Fördergeldern Projekte umzusetzen, die wiederum die Lebensqualität und Attraktivität des Ortsteils steigern sollen. Dazu wurde der gesamte Ort im Rahmen eines Entwicklungskonzepts betrachtet und aufbereitet – in der Zeit vom Oktober vergangenen Jahres bis Oktober dieses Jahres. Dieses wurde in der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates am Montagabend von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung vorgestellt.
Zum Hintergrund: Im vergangenen Jahr wurde der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung seitens der Gemeinde Nellingen der Planungsauftrag für ein Entwicklungskonzept erteilt. Im April dieses Jahres fand eine Bürgerbeteiligung statt, bei der die Oppinger ganz konkrete Ideen und Vorschläge einbringen konnten. Vorrangig ging es dabei um eine mögliche Ersatzbebauung sowie ein neues Baugebiet. Im Juli dieses Jahres wurden an Hauseigentümer Fragebögen verteilt. „Viele Rückmeldungen sind eingegangen. Das hat mich überwältigt“, freut sich Hof. Ihr ist wichtig: „Wir wollen zeitnah dran bleiben. Die Ziele sollen nicht im Sande verlaufen.“
Das Entwicklungskonzept: ● Wie konkret das Entwicklungskonzept für Oppingen ist, zeigen Stadtplaner Thomas Geissler und Jasmin Kizler von der Kommunalentwicklung (KE) auf. Dieses Konzept ist Basis, um einen Antrag auf Aufnahme in das ELR zu stellen. Die Bestandsanalyse habe den kompakten Ortskern Oppingens gezeigt, die Rohbauentwicklung im östlichen Bereich, den Obstwiesen-Bestand im östlichen Teil als potenzielle Erweiterungsfläche sowie auch den Gebäudezustand. Letzterer zeige eine starke Differenz mit Blick auf die Erhebung der KE und der Einschätzung der Oppinger. „Mehr als 50 Prozent der Gebäude haben einen Sanierungsstau“, verdeutlicht Geissler. Bei der Abfrage zeigte sich jedoch, dass 54 Prozent der Teilnehmer beim Gebäudezustand „sehr gut“bis „eher gut“angaben. Häufige Mängel würden allerdings im Bereich Fenster, Dach, Fassaden und Sanitärausstattung gesehen.
Die Einbindung der Bürger: ● Am 18. April dieses Jahres konnten die Oppinger im Rahmen einer Bürgerbeteiligung Stärken und Schwächen des Ortes darlegen sowie Ideen und Wünsche aufzeigen (siehe Informationskasten). „Wir haben einiges an Potenzial gefunden“, so Geissler. Seine Kollegin Jasmin Kizler erklärt weiter: 45 Fragebögen wurden abgeschickt, 25 dieser wurden ausgewertet. Der Rücklauf liege somit bei 56 Prozent. „Das ist enorm hoch und hat uns sehr gefreut“, sagt Kizler. Die Befragung sei damit repräsentativ. Abgefragt wurden der Gebäudezustand, der Erneuerungsbedarf, beabsichtigte Maßnahmen und der entsprechende Zeitraum sowie Infrastruktur und Versorgung. Unter den Befragten waren unter anderem auch Gewerbebetriebe und Landwirte mit jeweiligen Betriebsverlagerungen, -erweiterung und -verpachtung. Das so wichtige Signal: „Man sieht, dass es Möglichkeiten gibt, die Leute mit einem sprechen, sich beteiligen und so auch einiges laufen kann“, bilanziert Geissler.
Erste Maßnahmen und Ziele: Im Bereich der Infrastruktur und Versorgung in Oppingen zeigt sich, dass gerade letztere für ältere Mitbürger problematisch ist. Es fehlen ein Supermarkt oder auch ein Kindergarten. Die schlechte Infrastruktur sei bekannt, ebenso das Fehlen von schnellem Internet. Wichtig sei eine gleichbleibende oder auch bessere Busverbindung in Richtung Laichingen, Ulm, Geislingen, Merklingen sowie Radwege. Angedacht sind eine Verkehrsberuhigung der Hauptstraße und Sicherheitsvorkehrungen zum Überqueren der Straße. Handlungsbedarf der Gemeinde bei öffentlichen Baumaßnahmen wird bei einer Umgehungsstraße, der Sanierung von Feldwegen und der Geislinger Straße und bei der Schaffung neuer Bauplätze gesehen.
Auch Wünsche und Anregungen sind notiert. Oppingen soll nicht aussterben. Es würden neue Bauplätze benötigt. Das Ortsbild soll verbessert werden. Der Ortschaftsrat bezieht sich dabei auf die Ortseingänge sowie das Zentrum mit der Kirche.
Die nächsten Schritte: Konsens herrscht darüber, dass der dörfliche und landwirtschaftlich geprägte Charakter Oppingens erhalten bleiben soll. Dennoch gehe es um die Verbesserung der Attraktivität sowie Aktivierung innerörtlicher Flächenund Gebäudepotenziale. Eine Entwicklung, so Geissler, könne auch im Bereich „Hinter den Gärten“und „Untere Wiesen“möglich werden. Dann könnte der Obstwiesenbereich als schicker Ortseingang erhalten bleiben. Darüber müsse mit Eigentümern gesprochen werden.
Außerdem soll nun im Bereich der privaten Projekte ausgelotet werden, was machbar ist, um Konzepte für den ELR-Antrag zu festigen und beizulegen. Thomas Geissler und Brigitte Hof stehen dahingehend für Gespräche sowie mit Rat und Tat zur Seite. Die hohe Mitwirkungsbereitschaft der Oppinger sei beispielhaft und mache Mut. „Die Bestandsaufnahme ist sehr gut. Es ist toll, dass Menschen bereit sind, mitzumachen. Das bestätigt eben auch die Wünsche auf Erweiterung und Entwicklung“, zieht Bürgermeister Franko Kopp (CDU) ein Fazit. Dem schließt sich die Ortsvorsteherin an: „Packen wir es an – miteinander.“
„Packen wir es an – miteinander.“Brigitte Hof