Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Klares Signal aus Oppingen: Ort soll nicht aussterben

Neue Bauplätze, Busverbind­ungen und Attraktivi­tät im Zentrum sind Themen im Entwicklun­gskonzept

- Von Maike Scholz

OPPINGEN - Die Frage nach der Entwicklun­g Oppingens als Teilort der Gemeinde Nellingen ist für die Einwohner wichtig. Die Oppinger Ortsvorste­herin Brigitte Hof zeigt dafür auch die Gründe auf: „Unsere Region ist leistungss­tark. Es ist schön, hier zu wohnen. Das muss man den Leuten einfach schmackhaf­t machen. Wir werden alle älter. Stichwort ist der demografis­che Wandel. Oppingen hat nichts gegen Zuzug.“

Doch Zuzug sei nicht das einzige Thema, mit dem sich die Einwohner auseinande­rsetzten möchten. Es geht um die Zukunftsge­staltung – auf vielen Gebieten. Ziel ist die Aufnahme in das Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum (ELR), um mit Hilfe von Fördergeld­ern Projekte umzusetzen, die wiederum die Lebensqual­ität und Attraktivi­tät des Ortsteils steigern sollen. Dazu wurde der gesamte Ort im Rahmen eines Entwicklun­gskonzepts betrachtet und aufbereite­t – in der Zeit vom Oktober vergangene­n Jahres bis Oktober dieses Jahres. Dieses wurde in der jüngsten Sitzung des Ortschafts­rates am Montagaben­d von der LBBW Immobilien Kommunalen­twicklung vorgestell­t.

Zum Hintergrun­d: Im vergangene­n Jahr wurde der LBBW Immobilien Kommunalen­twicklung seitens der Gemeinde Nellingen der Planungsau­ftrag für ein Entwicklun­gskonzept erteilt. Im April dieses Jahres fand eine Bürgerbete­iligung statt, bei der die Oppinger ganz konkrete Ideen und Vorschläge einbringen konnten. Vorrangig ging es dabei um eine mögliche Ersatzbeba­uung sowie ein neues Baugebiet. Im Juli dieses Jahres wurden an Hauseigent­ümer Fragebögen verteilt. „Viele Rückmeldun­gen sind eingegange­n. Das hat mich überwältig­t“, freut sich Hof. Ihr ist wichtig: „Wir wollen zeitnah dran bleiben. Die Ziele sollen nicht im Sande verlaufen.“

Das Entwicklun­gskonzept: ● Wie konkret das Entwicklun­gskonzept für Oppingen ist, zeigen Stadtplane­r Thomas Geissler und Jasmin Kizler von der Kommunalen­twicklung (KE) auf. Dieses Konzept ist Basis, um einen Antrag auf Aufnahme in das ELR zu stellen. Die Bestandsan­alyse habe den kompakten Ortskern Oppingens gezeigt, die Rohbauentw­icklung im östlichen Bereich, den Obstwiesen-Bestand im östlichen Teil als potenziell­e Erweiterun­gsfläche sowie auch den Gebäudezus­tand. Letzterer zeige eine starke Differenz mit Blick auf die Erhebung der KE und der Einschätzu­ng der Oppinger. „Mehr als 50 Prozent der Gebäude haben einen Sanierungs­stau“, verdeutlic­ht Geissler. Bei der Abfrage zeigte sich jedoch, dass 54 Prozent der Teilnehmer beim Gebäudezus­tand „sehr gut“bis „eher gut“angaben. Häufige Mängel würden allerdings im Bereich Fenster, Dach, Fassaden und Sanitäraus­stattung gesehen.

Die Einbindung der Bürger: ● Am 18. April dieses Jahres konnten die Oppinger im Rahmen einer Bürgerbete­iligung Stärken und Schwächen des Ortes darlegen sowie Ideen und Wünsche aufzeigen (siehe Informatio­nskasten). „Wir haben einiges an Potenzial gefunden“, so Geissler. Seine Kollegin Jasmin Kizler erklärt weiter: 45 Fragebögen wurden abgeschick­t, 25 dieser wurden ausgewerte­t. Der Rücklauf liege somit bei 56 Prozent. „Das ist enorm hoch und hat uns sehr gefreut“, sagt Kizler. Die Befragung sei damit repräsenta­tiv. Abgefragt wurden der Gebäudezus­tand, der Erneuerung­sbedarf, beabsichti­gte Maßnahmen und der entspreche­nde Zeitraum sowie Infrastruk­tur und Versorgung. Unter den Befragten waren unter anderem auch Gewerbebet­riebe und Landwirte mit jeweiligen Betriebsve­rlagerunge­n, -erweiterun­g und -verpachtun­g. Das so wichtige Signal: „Man sieht, dass es Möglichkei­ten gibt, die Leute mit einem sprechen, sich beteiligen und so auch einiges laufen kann“, bilanziert Geissler.

Erste Maßnahmen und Ziele: Im Bereich der Infrastruk­tur und Versorgung in Oppingen zeigt sich, dass gerade letztere für ältere Mitbürger problemati­sch ist. Es fehlen ein Supermarkt oder auch ein Kindergart­en. Die schlechte Infrastruk­tur sei bekannt, ebenso das Fehlen von schnellem Internet. Wichtig sei eine gleichblei­bende oder auch bessere Busverbind­ung in Richtung Laichingen, Ulm, Geislingen, Merklingen sowie Radwege. Angedacht sind eine Verkehrsbe­ruhigung der Hauptstraß­e und Sicherheit­svorkehrun­gen zum Überqueren der Straße. Handlungsb­edarf der Gemeinde bei öffentlich­en Baumaßnahm­en wird bei einer Umgehungss­traße, der Sanierung von Feldwegen und der Geislinger Straße und bei der Schaffung neuer Bauplätze gesehen.

Auch Wünsche und Anregungen sind notiert. Oppingen soll nicht aussterben. Es würden neue Bauplätze benötigt. Das Ortsbild soll verbessert werden. Der Ortschafts­rat bezieht sich dabei auf die Ortseingän­ge sowie das Zentrum mit der Kirche.

Die nächsten Schritte: Konsens herrscht darüber, dass der dörfliche und landwirtsc­haftlich geprägte Charakter Oppingens erhalten bleiben soll. Dennoch gehe es um die Verbesseru­ng der Attraktivi­tät sowie Aktivierun­g innerörtli­cher Flächenund Gebäudepot­enziale. Eine Entwicklun­g, so Geissler, könne auch im Bereich „Hinter den Gärten“und „Untere Wiesen“möglich werden. Dann könnte der Obstwiesen­bereich als schicker Ortseingan­g erhalten bleiben. Darüber müsse mit Eigentümer­n gesprochen werden.

Außerdem soll nun im Bereich der privaten Projekte ausgelotet werden, was machbar ist, um Konzepte für den ELR-Antrag zu festigen und beizulegen. Thomas Geissler und Brigitte Hof stehen dahingehen­d für Gespräche sowie mit Rat und Tat zur Seite. Die hohe Mitwirkung­sbereitsch­aft der Oppinger sei beispielha­ft und mache Mut. „Die Bestandsau­fnahme ist sehr gut. Es ist toll, dass Menschen bereit sind, mitzumache­n. Das bestätigt eben auch die Wünsche auf Erweiterun­g und Entwicklun­g“, zieht Bürgermeis­ter Franko Kopp (CDU) ein Fazit. Dem schließt sich die Ortsvorste­herin an: „Packen wir es an – miteinande­r.“

„Packen wir es an – miteinande­r.“Brigitte Hof

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Die Oppinger sprechen seit längerem über die Entwicklun­g ihrer Heimat. Dabei geht es unter anderem um die Ortseinfah­rten aber auch um den Zustand der Geislinger Straße.
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FOTOS: SCHOLZ
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Die Obstwiesen im östlichen Bereich Oppingens sind mit Blick auf ein neues Baugebiet im Gespräch.
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Eine zuverlässi­ge Verbindung im Personenna­hverkehr ist wichtig.

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