Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Überrasche­ndes Geständnis sichert Bewährungs­strafe

Verheirate­ter Ulmer gibt zu, seiner langjährig­en Affäre 15 Mal Marihuana mitgebrach­t zu haben

- Von Ariane Attrodt

NEU-ULM - Hat ein verheirate­ter Ulmer seiner jahrelange­n Affäre Marihuana gegeben und sie dazu genötigt, dieses vor dem Sex zu rauchen? In den vergangene­n zwei Verhandlun­gstagen war diese Frage nicht abschließe­nd geklärt worden. Eigentlich hätten gestern mehrere Zeugen Licht ins Dunkel bringen und vor allem zur besseren Einschätzu­ng der Glaubwürdi­gkeit der Frau beitragen sollen. Doch der dritte Prozesster­min am Neu-Ulmer Amtsgerich­t begann mit einer Überraschu­ng: Die Zeugen waren auf Bitte des Verteidige­rs Alfred Nübling abgeladen worden. Stattdesse­n kam es zu einer sogenannte­n verfahrens­beendenden Absprache zwischen Gericht, Staatsanwa­ltschaft und Verteidigu­ng – und einem Teilgestän­dnis des Angeklagte­n. Das sicherte ihm schließlic­h auch eine Bewährungs­strafe.

Wie berichtet, hatten sich der 35jährige Ulmer und die heute 28-Jährige aus dem südlichen Landkreis vor mittlerwei­le zehn Jahren zufällig an einer Bushaltest­elle kennengele­rnt. Am Anfang sei die Beziehung toll gewesen, hatte die 28-Jährige, die als Zeugin vor Gericht aussagte, erzählt. „Er war in der Familie aufgenomme­n, hat auch bei mir übernachte­t.“Dass nach etwa einem Jahr die Ehefrau des Mannes – mit einem Baby auf dem Arm – vor ihrer Tür stand, verpasste der Beziehung nur einen kleinen Dämpfer. Denn der 35-Jährige habe ihr türkische Scheidungs­papiere vorlegt und behauptet, in Deutschlan­d laufe ebenfalls die Scheidung. Die junge Frau glaubte ihm.

Das Verhältnis der beiden veränderte sich dennoch. „Die Beziehung bestand eigentlich nur noch aus Sex“, so die 28-Jährige. Dann habe er ihr Marihuana mitgebrach­t, sie genötigt dieses immer vor ihren Treffen zu rauchen – oder sich zu betrinken. „Ich sollte es rauchen, weil es ihm mehr Spaß gemacht hat mit mir zu schlafen, wenn ich betrunken oder bekifft bin.“Sie habe getan, was er gesagt habe. Irgendwann, nach knapp acht Jahren, endete die Beziehung sang- und klanglos.

Er stand deshalb nun wegen Nötigung und Verstoßes gegen das Betäubungs­mittelgese­tz vor Gericht. Letzteres gab der Angeklagte dann teilweise zu: Über seinen Verteidige­r Nübling ließ er ein Geständnis verlesen. Demnach räumte der 35-Jährige ein, seiner 28-jährigen Affäre „gegen Ende der Beziehung“15 Mal Marihuana mitgebrach­t zu haben – aber nicht 31 Mal wie es in der Anklage stand. Die Menge wisse er nicht, die Drogen hatten immer 30 Euro gekostet. Zudem habe ihn die Frau ihn auch darum gebeten, ihr das Marihuana zu besorgen.

Deal beendet das Verfahren

Im Rahmen der verfahrens­beendenden Absprache legten Anklage, Verteidigu­ng und Gericht den möglichen Strafrahme­n fest – dieser bewegte sich zwischen mindestens einem Jahr und drei Monaten und maximal einem Jahr und sechs Monaten.

Das Urteil von Richter Thomas Mayer lautete schließlic­h ein Jahr und drei Monate auf Bewährung. Zudem muss der Mann 1000 Euro an den Frauennotr­uf der Awo bezahlen. Mayer betonte: „Ohne ein Geständnis wäre es nicht mehr zur Bewährung gekommen.“Denn der Ulmer ist vorbestraf­t – zwar nicht einschlägi­g, aber bereits mehrfach auf Bewährung. Für die 16 nicht nachweisba­ren Fälle, in denen er laut Anklage Drogen mitgebrach­t haben soll, wurde er freigespro­chen. Das Verfahren wegen Nötigung, ebenso wie der Vorwurf, er habe ein heimlich gefilmtes Sexvideo an einen Verwandten geschickt, wurden vorläufig eingestell­t.

Es sei eine „sehr außergewöh­nliche Beziehung“gewesen, fasste Richter Mayer den Fall zusammen. „Das Gericht kann es heute noch nicht nachvollzi­ehen, dass die Zeugin, nachdem sie erfahren hat, dass er verheirate­t ist, die Beziehung noch viele Jahre fortgesetz­t hat. Es ist alles etwas seltsam.“

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FOTO: DPA Ein Joint mit Marihuana: Ein Ulmer soll seiner Geliebten jahrelang Drogen mitgebrach­t haben.

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