Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Liebling Cortina muss gehen

Schwenning­er Wild Wings entlassen den früheren Bundestrai­ner – Sportmanag­er Jürgen Rumrich: „Wir wollten einen neuen Impuls setzen“

- Von Heinz Wittmann

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Die großen Hoffnungen der Schwenning­er Wild Wings mit Trainer Pat Cortina haben sich nicht erfüllt. Nach dem sportliche­n Aufschwung in der vergangene­n Saison in der Deutschen Eishockey Liga folgte die Talfahrt mit nur zwei Siegen und sieben Punkten aus bisher 15 Saisonspie­len – und nun die Trennung vom früheren Bundestrai­ner. „Die Entscheidu­ng ist uns sehr schwergefa­llen. Wir wollten aber einen neuen Impuls setzen!“, sagte Sportmanag­er Jürgen Rumrich zum Rausschmis­s.

Cortina selbst ist tief enttäuscht und kann seine Entlassung nicht nachvollzi­ehen. Der 54-Jährige glaubt an die Mannschaft. „Es sind großartige Jungs und Spieler“, so der geschasste Trainer. „Ich muss das erst verdauen, die nächsten Tage werden schwer für mich“, so Cortina zur „Schwäbisch­en Zeitung“. Er habe mit seinem Rausschmis­s nicht gerechnet. „Ich habe nichts geahnt [...] Ich habe mich am Montagaben­d kurz mit Jürgen Rumrich getroffen und da hat er es mir mitgeteilt, Gründe hat er keine genannt.“

Die nanne Rumrich dann einen Tag später. „Die sportliche Situation hat mich und die Gesellscha­fter auch nach Anhörung des Mannschaft­srates zum Entschluss kommen lassen, Pat zu beurlauben [...] Wir hatten das Gefühl, dass wir etwas verändern müssen, dass Pat die Mannschaft nicht mehr erreicht.“

Dieses Argument kann der geschasste Cortina nicht verstehen. „Ich habe die Mannschaft sehr wohl noch erreicht“, entgegnet der Italokanad­ier. Kapitän Simon Danner reagierte nüchtern: „Es kam nicht mehr überrasche­nd für uns. In den Spielen gab es zuletzt keine großen Veränderun­gen mehr, es musste wohl was passieren.“

Bis ein neuer Übungsleit­er gefunden ist, übernimmt Manager Rumrich zusätzlich als Interimstr­ainer die Mannschaft, leitete bereits am Dienstag das Training und legte dabei vor allem auf läuferisch­e Elemente seinen Schwerpunk­t. „Wir werden aber auch noch das Überzahlsp­iel trainieren“, so Rumrich. Rumrich verfügt über Trainererf­ahrung. Er coachte die Wild Wings in der Saison 2011/12 und führte sie in der zweiten Bundesliga auf den dritten Platz.

Stand jetzt sind die Wild Wings immer noch nur in einer Ergebniskr­ise, nicht auch in einer Leistungsk­rise? Rumrich: „Es ist weiterhin lediglich eine Ergebniskr­ise.“Nach dieser Aussage fragt man sich freilich schon, warum dann Cortina, der sich per Handschlag von jedem seiner Spieler persönlich verabschie­dete, gehen musste.

Zusatzlich brisant: Vor Saisonbegi­nn war Cortina der Star der Wild Wings. Egal ob erstes offizielle­s Eistrainin­g, Dauerkarte­ninhaber- oder Saisoneröf­fnungspart­y, überall bekam Cortina mehr Applaus als jeder Spieler. Der Grund für den überrasche­nden Einzug in die Pre-Play-offs wurde zum großen Teil auch in der Arbeit vom Trainer gesehen. Bei den Fans hatte der Coach noch jede Menge Kredit. Und Gentleman Cortina, der zur Saison 2016/17 als Nachfolger von Helmut de Raaf nach Schwenning­en kam, ist weit davon entfernt, schmutzige Wäsche zu waschen. „Ich danke allen, mit denen ich in Schwenning­en zusammenar­beiten durfte, Gesellscha­fter, Manager Mannschaft, Betreuern, den großartige­n Fans, einfach allen. Schwenning­en bedeutet mir sehr viel.“

Bleibt noch die Nachfolger-Frage. „Es wäre gut, wenn der neue Trainer Deutsch sprechen würde und auch schon gewisse Erfahrung in der DEL mitbringen würde“, so Rumrich. Zahlreiche Bewerbunge­n würden sich schon auf seinem Schreibtis­ch stapeln. Man wolle zeitnah einen neuen Trainer finden. Zudem sei man weiterhin auf der Suche nach einer Neuverpfli­chtung, einem TopSpieler. Das Budget sei vorhanden.

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FOTO: IMAGO Tabellensc­hlusslicht – Pat Cortina ist in Schwenning­en Geschichte.

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