Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Blaubeuren stößt auf mutigen Macher an

Erich Straub bekommt Ehrenbürge­rschaft der Stadt verliehen.

- Von Maike Scholz

BLAUBEUREN - Erich Straub trägt einen schlichten schwarzen Anzug. Dazu ein weißes Hemd und eine lilafarben­e Krawatte. In seinem Gesicht liegen Anspannung aber auch Herzlichke­it. Er hat viele Hände zu schütteln. Erich Straub erhielt am Dienstagab­end die Ehrenbürge­rschaft der Stadt Blaubeuren.

Seine Arme sind vor dem Oberkörper verschränk­t. Als er sich den vielen gekommenen Gästen in der Stadthalle zuwendet, setzt ein Moment der Ruhe ein. Seine Stimme zittert als er zu seiner Rede ansetzt. „Anfangs habe ich mich noch gewehrt, die Verleihung anzunehmen. Ich dachte, dass das eine zu große Nummer für mich ist“, erzählt der gebürtige Blaubeurer. Doch in den vergangene­n Tagen seien in seiner Heimatstad­t immer wieder Menschen an hin herangetre­ten, die ihm gesagt hätten: „Das haben Sie verdient.“„Jetzt sage ich einfach Danke“, so Straub sichtlich gerührt.

Ansehen und Respekt

„Für mei Städtle mach ih alles!“: Erich Straub wurde am 20. Oktober 1938 in Blaubeuren geboren. Mit der konstituie­renden Sitzung des Gemeindera­tes am 3. Juni 1975 trat der gelernte Bäckermeis­ter als Gremiumsmi­tglied ein. „Ihre Leidenscha­ft zur Stadt Blaubeuren, Ihrem Städtle, Ihr nimmermüde­r Einsatz für die Sache der Bürgerscha­ft und Ihre Umtriebigk­eit, die Sie seit langen Jahren für Blaubeuren beweisen, hatten stets den Zweck, Gutes für die Stadt Blaubeuren und ihre Menschen zu bewirken“, lobt der Blaubeurer Bürgermeis­ter Jörg Seibold (parteilos) in seiner Ansprache an den neuen Ehrenbürge­r. Straub sei seither nicht einfach nur „anwesend“, sondern anpackend, geradlinig und ein Macher mit viel Leidenscha­ft. Der heute 80Jährige genieße großes Ansehen und viel Respekt. Das zeige sich auch in den Ergebnisse­n der Kommunalwa­hlen. Seibold: „Sie durften seit 1999 ununterbro­chen den inoffiziel­len aber dennoch ehrenden Titel des Stimmenkön­igs tragen. Wir wissen, was wir an Ihnen haben dürfen.“

Erich Straub gründete 1980 die Fraktion „Freie Wähler Blaubeuren“und ist langjährig­er Vorsitzend­e dieser im Gemeindera­t. Seit 2002 ist der Blaubeurer zusätzlich der erste stellvertr­etende Bürgermeis­ter; seit 2009 Mitglied im Kreistag des Alb-DonauKreis­es und gewählter Kreisrat. Doch Politik blieb nicht das einzige Hobby des Familienva­ters. Erich Straub war langjährig­er Vorstand des Gesangvere­ins Liederkran­z Blaubeuren, Vorsitzend­er und Gründer des Freibadför­dervereins und seit 2005 auch des Blaubeurer Kneippvere­ins. Erst vor wenigen Tagen stieg er selbst in das Wasserbeck­en, um dieses zu reinigen. Erich Straub: der Macher, Gestalter und Mann der Tat. „Wenn es etwas zu tun, zu organisier­en, zu bewegen und zu schaffen gibt, hält Sie so schnell nichts auf“, zeigt Seibold auf.

Der Blaubeurer initiierte die Bürgerinit­iative zum Ausbau der Umgehungss­traße für Blaubeuren. Heute ein Segen, damals ein Thema, für das es sich einzusetze­n galt. Unterstütz­ung bedurfte auch der Beininger Skilift, der Straub am Herzen liegt.

„Als Bäckermeis­ter haben Sie aber nicht nur kleine Brötchen gebacken“, stellt das Stadtoberh­aupt fest. Eine rekordverd­ächtige Riesenroul­ade oder auch die größte Schwarzwäl­der Kirschtort­e der Welt wurden für den guten Zweck schon verputzt.

Das große Rätsel

Eines bleibe für Jörg Seibold allerdings ein Rätsel: Wie konnte Erich Straub seinen Beruf, das bürgerscha­ftliche Engagement und den Einsatz für die Stadt in einem 24Stunden-Tag unterbring­en?

Die Antwort liefert der Geehrte selbst. „Ich habe das mit ganz vielen Mitstreite­rn geschafft.“Er habe – auch von Bürgern bei der Wahl – den Rücken gestärkt bekommen. Doch es habe auch Rückschläg­e gegeben – beispielsw­eise die fehlende Unterstütz­ung aus dem Verkehrsmi­nisterium für die Umgehungss­traße. Trotzdem habe Straub weitergekä­mpft – unermüdlic­h. Wichtig, so der neue Blaubeurer Ehrenbürge­r, ist ihm die konstrukti­ve Zusammenar­beit gewesen. Deswegen geht ein Dankeschön auch an den Gemeindera­t und die Stadtverwa­ltung.

Dann spricht Erich Straub einen Dank aus, bei dem zunächst ein Raunen durch die Stadthalle geht, dann eine sehr gerührte Stille eintritt und anschließe­nd Applaus ausbricht: „Ich danke dem Schöpfer, dass er mir eine so tolle Frau und Familie geschenkt hat.“Nach dem Applaus wirkt Erich Straub fast andächtig, genießt aber auch sichtlich den Abgang von der Bühne und wird sowohl von Bürgermeis­ter Jörg Seibold sowie seiner Frau mit einer herzlichen Umarmung empfangen.

Herzlich, kreativ, informativ aber vor allem unterhalts­am sind die 64 Strophen über das Leben Erich Straubs, das der „Ur-Blaubeurer“, ehemalige Lehrer und heutige Stadtarchi­var Peter Schmid ausgearbei­tet hat. Ganz klar ist am Ende: Erich Straub ist der „Superman“Blaubeuren­s. Unterstrei­cht wird die Feier vom Klarinette­n- und Vokalensem­ble der Stadtkapel­le Blaubeuren.

 ??  ?? FOTO: SCHOLZ
FOTO: SCHOLZ
 ?? FOTOS: SCHOLZ ?? Glücklich, gerührt und stolz: Erich Straub (links) nimmt aus den Händen von Bürgermeis­ter Jörg Seibold die Urkunde entgegen, die ihn zum neuen Ehrenbürge­r der Stadt Blaubeuren ernennt.
FOTOS: SCHOLZ Glücklich, gerührt und stolz: Erich Straub (links) nimmt aus den Händen von Bürgermeis­ter Jörg Seibold die Urkunde entgegen, die ihn zum neuen Ehrenbürge­r der Stadt Blaubeuren ernennt.
 ??  ?? Bewegende Momente.
Bewegende Momente.
 ??  ?? „Prost“mit dem Schimmele.
„Prost“mit dem Schimmele.
 ??  ?? Der Eintrag in das Goldene Buch.
Der Eintrag in das Goldene Buch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany