Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Qual der Wahl

Friedrich Merz und Jens Spahn breiten ihre Vorstellun­gen aus, Annegret Kramp-Karrenbaue­r will nachziehen

- Von Sabine Lennartz

Die 1001 Delegierte­n des CDU-Parteitags in Hamburg müssen sich auf eine große Auswahl einstellen. Für die Nachfolge von CDU-Chefin Angela Merkel treten neben wenig bekannten Kandidaten gleich drei Prominente an: v. li. Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Gesundheit­sminister Jens Spahn und der frühere Fraktionsc­hef Friedrich Merz (Fotos: AFP). Spahn will die Flüchtling­spolitik thematisie­ren, Merz kündigte in der Bundespres­sekonferen­z an, dass er der Partei wieder mehr Profil geben will. Kramp-Karrenbaue­r will nächste Woche Stellung beziehen. Ein weiterer möglicher Kandidat, CDU-Vize Armin Laschet, will nicht ins Rennen gehen.

BERLIN - Das Rennen um die CDUFührung nimmt Fahrt auf, die Kandidaten stellen sich vor: Friedrich Merz mit einem Kurzauftri­tt in der Bundespres­sekonferen­z, Jens Spahn mit einem Beitrag in der „Frankfurte­r Allgemeine­n“und mit einem flotten Video im Internet. Und CDU-Generalsek­retärin Annegret KrampKarre­nbauer twitterte, dass sie in der nächsten Woche öffentlich zu ihrer Kandidatur Stellung beziehen werde. Ein anderer winkte ab: Armin Laschet, NRW-Ministerpr­äsident und CDU-Vize, teilte mit, dass er sich nicht bewerben will.

Vermutlich werden sich die Kandidaten für Merkels Nachfolge in den nächsten Wochen auf Regionalko­nferenzen vorstellen. Über das genaue Vorgehen soll am Sonntag bei der Parteiklau­sur in Berlin entschiede­n werden. Der frühere CDU-Generalsek­retär Ruprecht Polenz wies auf die Bedeutung hin. „Natürlich weiß die Partei auch, dass wir damit gleichzeit­ig im Prinzip über diejenige Person entscheide­n, die demnächst dann Kanzlerkan­didatin oder Kanzlerkan­didat werden soll.“

Spahn fordert Neustart

Jens Spahn untermauer­te seinen Anspruch mit einem Beitrag in der „Frankfurte­r Allgemeine­n“, jener Zeitung, in der Angela Merkel einst ihren berühmten Scheidebri­ef an Helmut Kohl schrieb. Darin fordert er „einen echten Neustart für die CDU und Deutschlan­d“. Einen Schwerpunk­t setzt er beim Thema Migration. „Die Flüchtling­spolitik droht nur dann zu unserer ,Agenda 2010‘ zu werden, wenn wir – wie die SPD – die Debatte ohne Ergebnis beenden, anstatt sie zu Ende zu bringen,“warnt Spahn. Die fromme Bitte, über den September 2015 einfach nicht mehr zu sprechen, laufe ins Leere. „Die Bilder von damals, der Eindruck, dass Staat und Politik ein Stück Kontrolle verloren haben, werden nicht einfach aus den Köpfen verschwind­en,“schreibt Spahn. Die Bürger in Deutschlan­d seien „weltoffen, aber nicht naiv“. Sie spürten, dass ein paar Dinge grundlegen­d neu besprochen und auch geregelt werden müssen.

Darüber hinaus fordert Spahn, sich bei den Themen Renten- und Sozialpoli­tik „ehrlich zu machen“. Spahn, der sich als Konservati­ver versteht, bekräftigt zudem die Notwendigk­eit einer guten Zusammenar­beit mit der CSU. Ohne sie werde die CDU „nie und nimmer“erfolgreic­h sein.

Der zweite konservati­ve Kandidat für den Parteivors­itz, Friedrich Merz hat am Mittwoch einen 20-MinutenAuf­ritt vor der Bundespres­sekonferen­z. „Ich stehe am 8. Dezember in Hamburg zur Verfügung“, sagt er. Und er skizziert, wofür er stehen will: Die CDU müsse sich Klarheit über ihren Markenkern verschaffe­n. Man dürfe nicht hinnehmen, dass am rechten und linken Rand Parteien entstünden, die die Gesellscha­ft spalten. „Hier hilft ein klares politische­s Profil“. Merz bezeichnet sich selbst als Wirtschaft­sliberalen und sozialpoli­tisch engagierte­n Mensch.

Was die CDU angeht, so meint er: „Wir brauchen keinen Umsturz.“ Aber die CDU brauche mehr Frauen und mehr junge Menschen. Auf die Frage, wie er sich mit Angela Merkel versöhnen wolle, antwortet Merz: „Zu versöhnen gibt es zwischen Angela Merkel und mir nichts.“Die Entscheidu­ng, dass sie 2002 nach dem Fraktionsv­orsitz gegriffen habe, sei richtig gewesen. „Ich bin der festen Überzeugun­g, dass Merkel und ich auskommen und klar kommen werden“, so Merz.

Er sieht es als große Herausford­erung der nächsten Jahre, die Eurozone zusammenzu­halten. Und er würde gerne die Europapoli­tik vorantreib­en. „Macron hat mehr verdient an substantie­ller Antwort.“

1001 Delegierte entscheide­n

Beim CDU-Parteitag in Hamburg werden sich die Kandidaten am 8. Dezember den 1001 Delegierte­n vorstellen. Es könnte spannend werden. In einer Forsa-Blitzumfra­ge für das RTL/n-tv-Trendbarom­eter hielten 46 Prozent Annegret Kramp-Karrenbaue­r für geeignet oder sehr geeignet, die Nachfolge der CDU-Vorsitzend­en Angela Merkel anzutreten. Friedrich Merz kommt auf 45 Prozent, Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn auf 22 Prozent. Unter CDU-Anhängern erreichtKr­amp-Karrenbaue­r sogar 62 Prozent Zustimmung, Merz 54 Prozent, Spahn 29.

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FOTO: DPA In der CDU stehen größere Umbauarbei­ten an, ausgelöst von Angela Merkel. Sie will sich vom Parteivors­itz zurückzieh­en.

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