Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gudrun Sulzenbacher fasziniert mit Erzählung rund um den Ötzi
Lese- und Literaturtage: Zwei vierte Klassen der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule hören der Autorin aufmerksam zu
LAICHINGEN (sz) - Morgens in Laichingen: Zwei vierte Klassen der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule sind wie gebannt – von Gudrun Sulzenbacher, die auf Einladung der Stadtbücherei nach Laichingen gekommen war, um während der Leseund Literaturtage einen Krimi zu erzählen, der sich vor 5000 Jahren zugetragen hatte.
Die preisverwöhnte Südtiroler Sachbuchautorin und promovierte Pädagogin hat die Ausstrahlung und das didaktische Rüstzeug, die komplizierten Dinge des Lebens so mitreißend zu erzählen, dass nicht nur die Schüler fasziniert sind, sondern auch die erwachsenen Zuhörer in der Volksbank, bei der die Lesung stattgefunden hat.
Gudrun Sulzenbacher hatte Fotos mitgebracht, die sie an die die Wand projizierte. „Manche Bilder sind ein bisschen eklig. Ich sag dann immer vorher Bescheid, damit ihr ein bisschen durch die Finger schauen könnt.“Blitzschnell und ohne Aufwärmphase war die Autorin auf Augenhöhe mit ihrem Publikum. „Kinderbücher brauchen Bilder. Lesen muss mit allen Sinnen geschehen“, sagt Gudrun Sulzenbacher. Ihr Buch über den Mann aus dem Eis hat rund 400 Fotos mit kurzen und eindrücklichen Beschreibungen. Es beantwortet mit vielen bildlichen Eindrücken und exakten Informationen alle wichtigen Fragen rund um den Ötzi.
„Als der gefunden wurde, kamen mehrere Zufälle zusammen. Das war im Jahre 1991“, fing sie an, zu erzählen. Das sei eine Weltsensation gewesen. „Und ich erzähle euch, wie diese Sensation zwischen zwei Buchdeckel kommt. Ihr seid gut gepolstert und habt genug Sitzleder?“, fragte sie in die Runde. Vielmehr noch. Ihr Publikum wollte keine Pause. Das lag sicherlich daran, dass es Gudrun Sulzenbacher schaffte, die Geschichte von Ötzi so zu erzählen, dass man sich fühlte, als wäre man damals selbst in den Ötztaler Alpen unterwegs gewesen.
Erschossen auf der Flucht
Ein Mann ist zum Ende der Jungsteinzeit in den Ötztaler Alpen unterwegs und wird von einem Pfeil angeschossen, der sich in seine linke Schulter gräbt. Der Mann war auf der Flucht. Es hat Kämpfe gegeben und er ist eine Art Bürgermeister. Er will sich verstecken, um sich neue Pfeile zu machen. Während er glaubt, in Sicherheit zu sein, lauert ihm sein Verfolger auf und schießt ihn an.
Der Tote wurde vom Gletschereis konserviert. Nach über 5000 Jahren, an einem Herbsttag, gab es auf Höhe von 3200 Metern wieder einen Zufall. An diesem bestimmten Herbsttag war das Eis weggeschmolzen und die Mumie ist zu Tage gekommen. Aus Nürnberg kamen zwei Bergsteiger in die Ötztaler Alpen und wollten dort den höchsten Berg besteigen. Ausgerechnet an diesem Tag entdeckten sie den Mann.
Gudrun Sulzenbacher erzählte, dass die außerordentlich gut erhaltene Eismumie und ihre Beifunde als lebensechte Rekonstruktion im Südtiroler Archäologiemuseum zu besichtigen sind. Sie erzählte auch, dass sie für die Vorbereitungen ihres Buches einen großen Aufwand betreiben musste. Allein für fünf Fotos der tiefgefrorenen Mumie in ihrem Buch benötigte sie gemeinsam mit dem Fotografen und Ötzis Hausarzt vier Tage. Alles war spannend, was die Südtirolerin in Laichingen zu erzählen hatte. Vor allem kann sie für sich in Anspruch nehmen, Kinder mit Wissen zu faszinieren.