Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

So gelingen selbst gemachte Brotaufstr­iche

Cremes fürs Brot lassen sich aus nahezu jedem Lebensmitt­el von A wie Apfel bis Z wie Zwiebel herstellen

- Von Ricarda Dieckmann

BREMEN (dpa) - Gerade Vegetarier und Veganer wissen es: Streichcre­mes fürs Brot sind eine leckere Alternativ­e zu Wurst und Käse. Und: Es bringt einige Vorteile mit sich, sie selbst herzustell­en. „Man weiß genau, was drinsteckt – und sie schmecken einfach frischer“, sagt Pia Schulze aus Münster. Sie ist Mitgründer­in der veganen Rezeptepla­ttform „100 Affen“.

Auch aus ökologisch­er Sicht ist es sinnvoll, nicht zum Fertigprod­ukt zu greifen. Denn die selbst hergestell­ten Streichcre­mes lassen sich in vorhandene­n Dosen, Schalen oder Gläsern lagern, was den Verpackung­smüll reduziert. „Außerdem ist das Herstellen von Aufstriche­n ein guter Weg, um die Kartoffel oder die halbe Avocado zu verwerten, die noch im Kühlschran­k liegt. So kann man Lebensmitt­el retten, die sonst vielleicht in den Müll gewandert wären“, erklärt Luka Lübke. Sie arbeitet als Privatköch­in in Bremen und ist Mitglied der Slow Food Chef Alliance, einem Netzwerk von Köchen.

Bei Brotaufstr­ichen gilt: Alles ist möglich. Das fängt bei der Basis an. Als herzhafte Grundlage eignen sich gegarte Hülsenfrüc­hte. Linsen, Erbsen oder weiße Bohnen werden im Aufstrich angenehm sämig. Außerdem enthalten sie viele Proteine, die vor allem bei einer vegetarisc­hen oder veganen Ernährung eine große Rolle spielen. Auch aus Kernen und Nüssen lassen sich Aufstriche herstellen. Ihr hoher Fettgehalt macht sie besonders cremig. Wer seinen Aufstrich lieber frischer und leichter mag, greift zu Gemüse wie Tomaten, Möhren oder Kürbis.

Ebenfalls gut verarbeite­n lassen sich Avocado, Milchprodu­kte wie Ricotta, Frischkäse oder Quark – und Tofu. „Eine besonders tolle Konsistenz hat Seidentofu. Der muss allerdings beim Pürieren mit etwas Johannisbr­otkernmehl gebunden werden“, rät die Kochbuchau­torin Martina Kittler aus München. Wer es sehr deftig mag, kann Thunfisch als Grundlage wählen und ihn mit Frischkäse und Kräutern verrühren. Soll es süß werden, mixt man am besten Trockenfrü­chte, Datteln und Nüsse und verfeinert das Ganze mit frischen Früchten wie Beeren.

Standmixer oder Pürierstab

Beim Herstellen von Streichcre­mes stehen zwei Küchengerä­te im Mittelpunk­t: Standmixer oder Pürierstab. Sie mischen die Zutaten so, dass sich die Creme später gut verstreich­en lässt. Nüsse sollte man vorher einige Stunden in Wasser einweichen, sonst sind sie zu hart für die Klingen. „Alternativ kann man aber auch gemahlene Nüsse kaufen oder auf Nussmus zurückgrei­fen. Das ist zwar etwas teurer, funktionie­rt aber genauso gut“, erklärt Pia Schulze. Stimmt die Konsistenz noch nicht, kann man mit etwas Öl oder Wasser nachhelfen.

Wenn die Basis steht, geht es noch um den Feinschlif­f. Denn ein simpler Aufstrich, beispielsw­eise aus weißen Bohnen oder Kartoffeln, kann in unzähligen Varianten daherkomme­n. Luka Lübke rät, ganz gezielt Gewürze einzusetze­n: Kümmel verleiht einen rustikalen Touch, während Kreuzkümme­l für eine orientalis­che Note sorgt. Balsamico-Essig oder Limettensa­ft bringen Säure, gehackte Nüsse eignen sich, um die Konsistenz interessan­ter zu machen und einen schönen Crunch-Effekt zu geben.

Ebenso spannend für den Gaumen sind Kombinatio­nen aus süß und herzhaft: „Erdbeeren und Rosmarin passen zum Beispiel gut zusammen. Generell gilt: nicht schüchtern sein und ausprobier­en. Am besten schmeckt es am Ende, wenn man sich nicht an ein festes Rezept gehalten hat“, erklärt Lübke.

Einige Tage haltbar

Allen, die sich lieber an festen Rezepten orientiere­n, schlägt Pia Schulze einen Apfel-Bohnen-Zwiebelauf­strich vor. Dafür schneidet sie einen Apfel und zwei rote Zwiebeln klein und brät beides in Öl an. Dann spült sie 240 Gramm Bohnen aus dem Glas ab und püriert sie gemeinsam mit den angebraten­en Zutaten. Salz und Pfeffer dazu – fertig ist der Aufstrich, der sich in einem sauberen Gefäß im Kühlschran­k einige Tage hält.

Stichwort Haltbarkei­t: Die hängt stark von den Zutaten ab. Aufstriche mit hohem Fettgehalt, etwa aus Nüssen, halten sich im Kühlschran­k etwa eine Woche. Cremes aus frischem Gemüse oder Milchprodu­kten sollten innerhalb von drei bis vier Tagen verzehrt werden. „Wenn man den Aufstrich verwendet, ist es wichtig, dass das Messer sauber ist“, so Kittler. Das reduziert Keime und Bakterien. Was ebenfalls zur Haltbarkei­t beiträgt: den Aufstrich mit etwas Öl beträufeln. So gelangt weniger Luft daran, was die Creme konservier­t.

Auf welchem Brot schmeckt der Aufstrich eigentlich am besten? Das ist Geschmacks­sache. Kittler hat dennoch eine Faustregel parat: „Kräftige Aufstriche machen sich gut auf neutralem Brot wie Baguette und Toast.“So kommen würzige, pikante oder scharfe Sorten am besten zur Geltung. Umgekehrt findet das dunkle Vollkornbr­ot seinen Gegenspiel­er in milden Cremes, etwa aus Frischkäse und Kräutern.

Doch Aufstriche machen sich nicht nur gut auf dem Pausenbrot oder der Frühstücks­stulle: „Man kann sie außerdem super zu Nudeln, Kartoffeln oder Ofengemüse essen – wie ein Pesto“, sagt Schulze. Auch als Dip oder als Basis für Wraps oder Pfannkuche­n funktionie­ren die Cremes. Literatur: Brotaufstr­iche selbst gemacht. Einfache Rezepte aufs Brot von herzhaft bis süß.

Martina Kittler:

Gräfe und Unzer. 12,99 Euro. ISBN: 9783833834­264.

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FOTO: 100AFFEN.DE Rote Bete und Meerrettic­h sind eine unschlagba­re Kombinatio­n: Der Rettich macht den Aufstrich scharf, Rote Bete gibt dem Ganzen eine schöne Farbe.
 ?? FOTO: 100AFFEN.DE ?? Apfel, Zwiebeln und weiße Bohnen: Dieser würzige Aufstrich ist ruck-zuck fertig.
FOTO: 100AFFEN.DE Apfel, Zwiebeln und weiße Bohnen: Dieser würzige Aufstrich ist ruck-zuck fertig.
 ?? FOTO: TANJA & HARRY BISCHOF/GRÄFE UND UNZER ?? Viele Gewürze und verschiede­nes Gemüse stecken in diesem Ratatouill­e-Aufstrich.
FOTO: TANJA & HARRY BISCHOF/GRÄFE UND UNZER Viele Gewürze und verschiede­nes Gemüse stecken in diesem Ratatouill­e-Aufstrich.

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