Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Und wieder geht der VfB wehrlos unter
Pleite auch im dritten Weinzierl-Spiel – 0:3 gegen Frankfurt
STUTTGART - Es gab dieser Tage eine interessante fachfremde Statistik in den Fußballforen: In den 13 Jahren, in denen Angela Merkel Kanzlerin war, hatte Amerika drei Präsidenten, England und Frankreich vier, Italien sechs und der VfB Stuttgart 18 Trainer. Der letzte in der Statistik, Markus Weinzierl, fügte sich mit zwei 0:4-Niederlagen gegen Dortmund und Hoffenheim in die illustre Runde ein und sagte vor der Schlüsselpartie gegen Pokalsieger Eintracht Frankfurt: „Wir können uns nicht von unten raus kombinieren, sondern müssen uns raus arbeiten. Es geht jetzt nur über Zusammenhalt, über Zweikampfstärke, über Mentalität.“Ansonsten ist halt Nr. 19 dran, und die Wahrscheinlichkeit, dass es in dieser Saison noch so weit kommt, ist nach der 0:3 (0:2)-Niederlage dramatisch gestiegen. Kapitän Christian Gentner war bedient. „Die Fehler wiederholen sich gerade zu häufig und wir haben es in der zweiten Halbzeit nicht geschafft, eine Reaktion zu zeigen. Das ist ziemlich enttäuschend.“
Weinzierls Mannschaft machte es im 3-4-1-2-System, in dem Erik Thommy den Zehner gab und Pablo Maffeo und Dennis Aogo die Mittelfeldaußen, zwar offensiv passabel, defensiv aber war das Team von allen guten Geistern (und starken Kräften) verlassen. Bei jedem Angriff der blitzschnell konternden Gäste brannte es lichterloh, erstmals nach vier Minuten. Nach einem langen Ball von Danny da Costa gewann Luka Jovic den Zweikampf gegen Timo Baumgartl und legte zu Ante Rebic ab, der den Ball zum 0:1 ins Tor stocherte, aber im Abseits stand. Schiedsrichter Sven Jablonski allerdings gab den Treffer – und nahm ihn nach Videobeweis wieder zurück.
Nach elf Minuten fiel es doch, das 0:1. Der überragende Rebic setzte sich im Mittelfeld gegen den aufgerückten Holger Badstuber durch und passte auf Jovic. Den Schuss konnte Torhüter Ron-Robert Zieler nur zur Seite abklatschen, wo sich Sébastien Haller bedankte. Dass der VfB zwei Minuten zuvor durch einen Kopfball von Mario Gomez in Führung hätte gehen können – geschenkt.
Weinzierl fordert mehr Stabilität
Von nun an musste Stuttgart anrennen, und tat es auch, ein bisschen. Nicolas Gonzalez vergab nach AogoFlanke die Großchance zum 1:1 (25.). Wie man im Konzert Fußball spielt, zeigten die Frankfurter nach 32 Minuten: Vorne verlor Thommy den Ball, die Eintracht stürmte zu fünft los und war prompt in Überzahl, Haller kam nach Kostic-Flanke aus kurzer Distanz frei zum Schuss, Zieler lenkte Richtung Eckfahne ab. Weil das VfB-Mittelfeld aber seltsamerweise nicht daran gedacht hatte, zurückzukehren, schnappte sich Jovic dort wieder den Ball und flanke auf Rebic, der mutterseelenallein – Badstuber hatte ihn entwischen lassen – das 0:2 köpfen durfte. Die Verteidigung des VfB verdiente ihren Namen nicht. „Aufwachen“, skandierten die Fans, allein: Es schien zu spät. Gomez scheiterte kurz vor der Pause erneut.
Zusammenhalt, Zweikampfstärke, Mentalität – alle Weinzierl-Tugenden hatte der VfB vermissen lassen. TV-Experte Matthias Sammer, auch einer dieser 18 Ex-Stuttgart-Trainer, sprach dem Team die Fitness ab, nannte den VfB „unterirdirsch“. „Wenn man physisch nicht in der Lage ist, mitzuhalten, dann kannst du auch die Achse in die Tonne kloppen.“Harte Worte – wahre Worte.
Weinzierl brachte zur Pause Berkay Özcan für Thommy, später Chadrac Akolo für Gonzalez, gefährlich aber war nur Frankfurt: Nicolai Müller erzielte das 3:0 schließlich per Kopf (89.). Mit 0:11 Toren, null Punkten – und mutmaßlich als neues SoloSchlusslicht – fährt Trainer Weinzierl nun zum Duell nach Nürnberg. Nicht beneidenswert. Sportvorstand Michael Reschke weiß ebenfalls, was die Stunde geschlagen hat: „Wir müssen schauen, dass wir gegen Nürnberg eine gravierende Veränderung herbeiführen.“Und auch Coach Weinzierl meint: „Wir brauchen schnell ein Erfolgserlebnis und mehr Stabilität in unserem Spiel.“