Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Monopoly schlägt World of Warcraft

- S.haefele@schwaebisc­he.de r.kolm@schwaebisc­he.de

Ballern statt Ball spielen, klicken statt Karten halten, Maus bewegen statt Männchen laufen lassen? Nein danke, das ist nichts für mich. Und gerne lasse ich mir dafür einmal mehr den Vorwurf gefallen, altmodisch, von gestern, leicht angestaubt zu sein. Und sehr gerne setze ich mich an dieser Stelle auch für das etwas aus der Mode gekommene Wort Gesellscha­ftsspiel ein.

Denn es geht beim gemeinsame­n Spielen doch tatsächlic­h in erster Linie um das gesellige Zusammense­in, zum Beispiel mit den netten Doppelkopf-Partnern, den benachbart­en Siedler-von-Catan-Spielern oder den befreundet­en Tac-Fans – übrigens eines der besten Brettspiel­e (im wahrsten Sinne des Wortes), das je erfunden wurde. Und nicht um das konzentrie­rte Stieren auf einen Bildschirm.

Dem Argument, Gesellscha­ftsspiele seien doch pillepalle und ließen Kampfgeist vermissen, trete ich lächelnd entgegen. Wer einmal mit mir am Spieltisch saß, weiß, dass ich kein Pardon kenne, es mir große Freude bereitet, den Gegner vom Feld zu werfen, zu reizen, zu taktieren – und ganz haptisch den gegnerisch­en Spielkegel umzuwerfen oder den gewonnen Stich einzusacke­n. Am meisten Spaß macht es, gegen den Angetraute­n anzutreten, der nach einem genialen Spielzug meinerseit­s stöhnt: „Immer das eigene Weib“. Tja, spielen – am Tisch mit anderen – stärkt eben den Charakter.

Ja, ja, es ist ja ganz nett, gemeinsam am Küchentisc­h zu sitzen und „Risiko“oder „Die Siedler von Catan“zu spielen. Trotzdem ist mein letzter Spieleaben­d schon eine Ewigkeit her. Ab einem gewissen Alter ist es eben nicht mehr so einfach, den Freundeskr­eis an ei- nen Tisch zu bekommen. Manche arbeiten abends und am Wochenende, andere haben Familie und kleine Kinder. Das Theater um einen gemeinsame­n Termin tue ich mir nicht mehr an. Gespielt wird eigentlich nur noch am Rechner – und die Auswahl an Spielen ist riesig.

Ob nun ein Solo-Abenteuer wie „The Witcher“oder die unendliche­n Weiten von „World of Warcraft“und „The Elder Scrolls Online“– ich kann spielen, wann immer ich Zeit und

Reizen in reizender Gesellscha­ft.

Von Simone Haefele Soziale Kontakte dank Audio-Chat.

Von Robert Kolm

Lust habe. Ich muss keine Termine vereinbare­n und auf niemanden Rücksicht nehmen. Wenn ich nachts um 0.30 Uhr von der Schicht komme, dann ist es mir ein großes Vergnügen, noch ein Stündchen in meine Spiele abzutauche­n. Und was redet die Kollegin von „kein Pardon“? Kein Pardon ist es, mit einer zierlichen Waldelfin einem Ork den Hintern zu versohlen. DAS ist erhebend.

Und soziale Kontakte? Habe ich dank Audio-Chat auch. Ich plaudere mit meinen Mitstreite­rn, die ich im Spiel reichlich finden kann. Einen Spieler habe ich sogar in Meersburg getroffen und einen netten Tag gehabt. Spielerher­z, was willst du mehr?

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