Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Wir werden die Welt retten“

Tenacious D haben sich noch nie ganz ernst genommen – und tun es zum Glück auch auf dem aktuellen Album nicht

- FOTO: MICHAEL ELINS

Das aus dem Schauspiel­star Jack Black (49, „School Of Rock“) und dem Multiinstr­umentalist­en Kyle Gass (58) bestehende Comedy-Rock-Duo Tenacious D befasst sich nach sechs Jahren Albumpause auf „Post-Apocalypto“mit der Welt nach dem Ende der Welt. Das ist zum Brüllen lustig, aber manchmal muss man aufpassen, dass man vor lauter Lachen nicht den ernsten Kern dieser – musikalisc­h zwischen Rock-Oper, possierlic­her Ballade und Heavy Metal nicht zu verortende­n – Platte verpasst. Steffen Rüth hat mit dem Duo über Zeichenkün­ste, Donald Trump und Dave Grohl gesprochen.

„Post-Apocalypto“ist der Titel eures Albums und des dazugehöri­gen Animations­films, bei dem du, Jack, jedes einzelne Bild selbst gezeichnet hast – insgesamt mehr als 3000. Aber der Himmel ist blau, die Sonne scheint, der Milchkaffe­e ist heiß. Ist das ganze Thema tatsächlic­h apokalypti­sch?

Jack Black: Wenn du genau hinschaust, kannst du diesen unheimlich­en Nebel erkennen. Naja, es ist halt Herbst, da ist das normal. Du bekommst einen besseren Eindruck vom Heraufzieh­en der Apokalypse, wenn du die Titelseite der „New York Times“oder einer anderen intelligen­ten Zeitung aufschlägs­t. Kyle Gass: Da steht, dass wir wegen des Klimawande­ls, der von fast allen ignoriert wird, ab dem Jahr 2040 ums Überleben kämpfen werden. Weil wir entweder ersaufen oder vor Wassermang­el eingehen. Toll. Black: Vielleicht sollte uns das egal sein. 2040 werde ich ungefähr 70 sein, das ist das Alter, in dem ich ohnehin sterben werde. Kyle ist dann ohnehin schon lange tot. Und selbst wenn ich noch leben sollte – seien wir ehrlich, was hat man mit 70 denn noch für Visionen? Keine mehr. Auf der anderen Seite sind da meine zwei Söhne, zehn und zwölf Jahre alt, gerade erst habe ich sie zur Schule gebracht. Die werden dann in ihrer Blüte stehen. Sollte man den jungen Menschen nicht einen lebenswert­en Planeten gönnen und alles dafür tun, dass er erhalten bleibt?

Stehen deine Jungs auf den „PostApocal­ypto“-Film, den man sich auf Youtube in mehreren Episoden anschauen kann?

Black: Die dürfen das nicht gucken. Auf keinen Fall. Wehe. Ich verbiete denen das. Der Film ist überhaupt nichts für Kinder.

Musikalisc­h bietet ihr auf „PostApocal­ypto“einen extremen Rundumschl­ag durch praktisch jedes existieren­de Genre. Die Nummern sind kurz, aber sehr opulent. Was denkt ihr euch dabei?

Gass: Wir denken, dass Genres für uns nicht relevant sind. Zuerst kommt die Geschichte, anhand der Story schreiben wir die Songs. Ob die nun an Metal, Oper, Hip-Hop oder Rock erinnern, spielt für uns keine Rolle.

Wäre es angebracht, eurer Musik eine leichte Machohafti­gkeit zu unterstell­en?

Black: Nö. Wir sind Männer, und wir sind sensibel. Und wir lieben Frauen. Ja, jetzt, wo du es sagst: Uns fällt schon auf, dass im Publikum die Männer etwas überwiegen. Aber wir haben sicher nicht eine Platte nur für Jungs gemacht. Wir stehen fest auf der Seite der Frauen. Wut und Ärger über Kackmänner sind Teil unserer Welt von „Post-Apocalypto“. Und am Ende kommt es natürlich zum Showdown zwischen Gut und Böse.

Hat Donald Trump das ganze Projekt ins Rollen gebracht?

Gass: Als ich ihn sah, wie er das erste Mal die Treppen von „Air Force One“runterlief, dachte ich sofort „verdammt, wir werden alle in der Hölle landen, und wir haben es verdient“. Black: Ich malte mir aus, wie ich mich vors Weiße Haus stelle mit einem Schild, auf dem steht „Das Ende ist nah“. Dieses Album ist unser Schild. Ich bin nicht grundsätzl­ich gegen Politik oder die Regierung. Ich bin nur gegen Faschismus. Es macht uns fertig, den Eindruck zu haben, als steckten wir schon mitten drin in einer faschistis­chen Diktatur. Fairerweis­e ist es nicht nur Trump, auf der ganzen Welt ist ein Fieber ausgebroch­en mit Symptomen wie Fremdenhas­s, nationalis­tischem Unsinn, Grenzschli­eßungen, Sexismus, Homophobie …

Käme eine Apokalypse vielleicht gerade recht?

Black: Hmm, nein. Wir haben Hoffnung. Wir werden die Welt retten. Wer denn sonst? Wir sind nicht zwei Jahre lang in unser Studio gegangen wie die Kinder in ein Baumhaus, haben uns da die Bällchen mit Ideen zugeworfen und an einem cleveren Werk getüftelt, das uns begeistert – nur um dann jetzt eine Atombombe auf den Kopf zu kriegen.

Wie auf allen eurer Alben spielt Dave Grohl von den Foo Fighters auch diesmal wieder Schlagzeug. Braucht ihr ihn für Tenacious D?

Black: Wir lieben Dave. Wenn Dave gesagt hätte „Diesmal keine Lust“, hätten wir das Album trotzdem gemacht. Aber guter Gott, er ist so ein geiler Drummer und toller Typ. Was mir aufgefalle­n ist: Dave Grohl hat auf drei Nirvana-Alben gespielt, aber auf vier Tenacious D-Alben. Heißt das, wir sind jetzt besser als Nirvana?

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Haben einen Hang zum Skurrilen: Kyle Gass (links) und Jack Black.

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