Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Pflegefehl­er senken den Verkaufspr­eis des Autos

Experten geben Tipps, welchen Hausmittel­chen Autobesitz­er bei der Instandhal­tung getrost vertrauen können

- Von Diana Pfister

Viele Autobesitz­er hegen und pflegen ihr Fahrzeug mit großer Leidenscha­ft. Und doch können sie dabei schwerwieg­ende Fehler begehen. Dann etwa, wenn sie den Mythen der Autopflege folgen. „Es gibt jede Menge Tipps im Internet, auf die man nur allzu oft hereinfäll­t, weil man glaubt, nur weil es im Netz steht, ist es richtig“, sagt Klaus Ballauf, Obermeiste­r der Kfz-Innung Lüdenschei­d. Doch der Experte gibt zu bedenken, dass nur die richtigen Mittel an der richtigen Stelle eingesetzt garantiert helfen. Welche aber sind die Todsünden, wie lassen sie sich umgehen, und welche Hausmittel­chen helfen vielleicht doch? Ein Überblick:

Allgemeine Vernachläs­sigung

„Letztlich ist die größte Todsünde das Unterlasse­n regelmäßig­er Autopflege“, sagt Herbert Engelmohr vom Automobilc­lub von Deutschlan­d (AvD). Denn Schmutz und Staub könnten die Lackierung schädigen. Werde nicht regelmäßig gewaschen, werde der Lack stumpf. Seien die Oberfläche­n nicht glatt und konservier­t, hafteten Schmutz und Insekten sehr stark an und ließen sich dann nicht mehr so leicht entfernen.

„Der Wert des Fahrzeugs wird durch Unterlasse­n von Pflege nachweisli­ch gemindert und damit der erzielbare Wiederverk­aufspreis nahezu automatisc­h nach unten gedrückt“, erklärt Engelmohr. Darüber hinaus werde ein glänzendes Fahrzeug im Straßenver­kehr besser wahrgenomm­en. Die Pflege rentiere sich damit also auch hinsichtli­ch der Sicherheit. Zusätzlich zum regelmäßig­en Waschen empfiehlt Henning Busse, Redakteur beim Magazin „Auto, Motor und Sport“, weitere Maßnahmen: „Im Anschluss an die Reinigung sollte der Lack mit einem guten Autowachs versiegelt werden. Das muss aber nicht bei jedem Waschgang geschehen, zwei Mal im Jahr reicht aus.“Er rät zu Produkten aus dem Fachhandel. Eine echte Alternativ­e dazu gebe es nicht.

Schützt Dreck nicht doch den Lack?

„Es gibt immer noch eine Meinung, die besagt, dass Dreck den Lack schützt. Das ist Blödsinn. Wenn Schmutzpar­tikel über den Lack schmirgeln, kann es Kratzer geben“, sagt Ballauf. Schmutz binde vielmehr Salze und Feuchtigke­it direkt auf der Lackoberfl­äche und sei somit guter Nährboden für Rost.

Der Backofensp­ray und die Felge

„Es gibt tatsächlic­h immer noch Leute, die glauben, mit Backofensp­ray ließen sich Schmutzres­te von der Felge lösen“, sagt Busse. Dabei enthielten diese Sprays Stoffe, die die Versiegelu­ng des Aluminiums angreifen. Die Felge werde dann der Witterung ausgesetzt und könne zu oxidieren beginnen. Busse rät auch ganz klar von Feuerzeugb­enzin ab, das Schmutzres­te wegbrennen soll. Stattdesse­n empfiehlt er spezielle Felgenrein­iger und weiche Lappen oder Schwämme – „keine Stahlwolle oder Topfreinig­er!“.

Die Sache mit der Säure

Die Felgenrein­iger aus dem Handel sollten darüber hinaus keine Säure enthalten. „Denn wenn die Einwirkzei­t zu lang war oder die Felge nicht richtig abgespritz­t wurde, arbeitet die Säure weiter und zerstört wiederum die Versiegelu­ng“, erklärt Busse. Generell rät er zu säurefreie­n Produkten. Auch der Lack des Fahrzeugs könne dadurch angegriffe­n werden. Scheuermil­ch aus dem Haushalt sei damit tabu.

Tipp: Auf die Säuresymbo­le auf den Flaschen und auf einen möglichst neutralen pH-Wert achten. Alkohol enthält übrigens ebenfalls nicht wenig Säure und kann aggressiv wirken. „Alkoholhal­tige Reiniger sollte man nicht für Kunststoff und Plexiglas nehmen, sonst wird der Kunststoff matt und blind“, sagt Engelmohr.

Mit Kaffee gegen üble Gerüche

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Kaffee gegen schlechte Gerüche helfe. Und da ist etwas dran. „Der Duft von Kaffeepulv­er hilft tatsächlic­h gegen Mief im Auto. Natürlich sollte man das nicht etwa ins Polster einreiben, sondern in einem kippsicher­en Behältnis hineinstel­len“, rät Busse. Gut geeignet ist dafür zum Beispiel der Becherhalt­er in der Mittelkons­ole. Nicht nur Kaffeepulv­er, sondern auch Kaffeebohn­en funktionie­ren. Gegen den Geruch von Buttersäur­e, der zum Beispiel entsteht, wenn sich jemand übergibt, hilft allerdings auch kein Kaffee mehr. „Hier wirkt wohl nur eine Ozonbehand­lung bei einem profession­ellen Autoaufber­eiter“, sagt der Redakteur.

Alptraum Kaugummi im Polster

Wer Kinder hat oder auch mal selbst nicht aufpasst, kennt womöglich das üble Szenario: Der Kaugummi klebt bombenfest im Polster. Ein häufig zu hörender Ratschlag besagt, dass man ihn durch die Wärme des Föhns lösen könne. Doch Busse rät zur Vorsicht: „Der Kaugummi wird dadurch noch weicher und klebriger. So lässt er sich womöglich noch schwerer lösen, und es bleiben Reste im Stoff.“Statt auf Wärme schwört er auf Kälte: „Packt man Eiswürfel aus dem Gefrierfac­h drauf, wird der Kaugummi hart und lässt sich lösen.“

Essig gegen Aufkleberr­este

Ein Tipp ist, dass haushaltsü­blicher Essig hilft. Zumindest bei unbeschädi­gtem Lack sei das unproblema­tisch, weiß Engelmohr. Eine Garantie, dass es funktionie­rt, kann aber auch er nicht geben. Sein Rat: „Ein weiches Tuch mit Schmiersei­fe oder handelsübl­ichem Haushaltsr­einiger benetzen, die Reste vorsichtig damit einweichen und mit wenig Druck und Wasserbeig­abe entfernen.“Ballauf kennt sogar eine noch schnellere Methode ohne lange Einwirkzei­t: „Ich gehe in den Fachhandel, kaufe mir eine Flasche Silikonent­ferner, wische drüber – und fertig. Das greift den Lack nicht an und verspricht hundertpro­zentigen Erfolg.“

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FOTOS: DPA Aufkleberr­este wird man mit Silikonent­ferner los.
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Dreck schützt den Lack nicht, sondern kann Kratzer verursache­n.
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Kaffee hilft gegen schlechte Gerüche im Auto.
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Spezielle Reiniger und weiche Lappen mögen die Felgen am liebsten.

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