Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Traum vom Profi-Basketball­zocker

Jannis Neumann spielte in Dallas, der Heimat von Dirk Nowitzki, in der eSport-Liga – Fortsetzun­g ungewiss

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DALLAS (dpa) - Neben Dirk Nowitzki und Maxi Kleber gibt es noch einen dritten Deutschen, der zuletzt in Dallas profession­ell Basketball spielt. Jannis Neumann erfüllte sich seinen Traum an der Konsole. Vor einer zweiten Saison in den USA gibt es aber noch Hürden.

Auf dem Videospiel-Bildschirm ist Jannis Neumann drei Zentimeter größer als Dirk Nowitzki. Beim gemeinsame­n Treffen in Dallas schaute aber auch der 22-Jährige gerne zum Superstar auf. Wie Nowitzki spielte Neumann in der vergangene­n Saison Basketball bei den Mavs in Texas – allerdings an der Konsole. Dabei erfüllte sich für den einzigen deutschen eSportler in der NBA 2K League auch der Traum von einem längeren Gespräch in der Trainingsh­alle der Mavericks mit seinem Vorbild.

„Das war ein absolutes Highlight – Dirk Nowitzki, da muss man nicht viel zu sagen. Ich bin über ihn zum Basketball gekommen“, schwärmt der 22 Jahre alte Neumann immer noch. „Ich wusste, dass er mit dem Gaming eigentlich nicht so viel am Hut hat. Deshalb war ich überrascht, dass er super interessie­rt an der Sache war“, sagt der gebürtige Dinslakene­r und lacht: „Er hat gesagt, wenn er Zeit hätte, würde er mich noch schnell auf der Konsole abziehen.“

Von Mai bis August fand die erste Saison im Konsolen-Basketball statt. 17 Teams, die alle zu echten NBAMannsch­aften gehören, nahmen daran teil. Sechs Spieler stehen in einem Team. Neumann – Gamername „JLB“– schaffte mit seinem selbst erschaffen­en Charakter, einem 2,16 Meter großen Center, über ein weltweites Auswahlver­fahren und eine Draft den Sprung zu den Mavs. „Es ist schon unglaublic­h, wenn man sein Hobby zum Beruf macht – irgendwie surreal.“

32 000 Dollar Gehalt

Der Trainingsp­lan liest sich ähnlich wie bei Sportlern, die selbst auf dem Parkett stehen. Acht bis neun Stunden pro Tag, Testspiele gegen andere Teams, Gegneranal­yse, Einstudier­en von neuen Spielzügen. „Es hat super Spaß gemacht“, sagt Neumann über sein erstes Jahr in Übersee. „Es ist ein Riesenunte­rschied, ob man alleine zu Hause spielt und nur über das Headset spricht oder mit allen zusammen in einem Raum sitzt.“32 000 US-Dollar hat jeder Spieler erhalten, der wie Neumann nach der ersten Runde ausgewählt wurde, dazu kommen Prämien für Erfolge bei Turnieren oder in den Play-offs. Nach einem starken Saisonstar­t verpassten die Mavs aber die K.o.-Runde. Neumann spricht auch von „teamintern­en Problemen“. Sein englischer Teamkolleg­e Harry Hurst sagt: „Es ist Mist, dass wir die Saison mit einem Tiefpunkt beenden.“

Für eine zweite Saison in den USA muss Neumann Teile des Auswahlver­fahrens, das am Freitag begonnen hat, erneut überstehen. Dabei müssen sich wie im wahren Basketball auch die eSportler weiterentw­ickeln – jedes Jahr erscheint eine neue Variante des Videospiel­s, in der sich Nuancen ändern.

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FOTO: ALEX NAHORNIAK-SVENSKI/NBAE/NBA 2K LEAGUE/DPA Jannis Neumann ist Basketball­er in den USA – nicht auf dem Parkett, sondern an der Konsole.

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