Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bei Gedenkfeie­r Erzbergers historisch­e Leistung gewürdigt

Rund 25 Menschen gedenken in Laichingen der Opfer des Ersten Weltkriegs und interessie­ren sich für Ausstellun­g im Engel

- Von Hansjörg Steidle

LAICHINGEN- Genau um 11 Uhr haben sich am Sonntag rund 25 Menschen vor dem Gasthaus Engel und der Geschäftss­telle der „Schwäbisch­en Zeitung“in Laichingen eingefunde­n, um der rund 17 Millionen Toten des Ersten Weltkriegs zu gedenken. Genau um 11 Uhr am 11. November vor 100 Jahren endete der brutale Krieg, als ein Waffenstil­lstandsver­trag in Kraft trat.

Gedacht wurde auch der rund 140 gefallenen Soldaten aus Laichingen und der aus der Region. Die Gedenkfeie­r zum Kriegsende bildete zugleich eine Auftaktver­anstaltung zu einer besonderen Ausstellun­g in der Heimatstub­e im Gasthaus Engel. Dort präsentier­t der frühere Archivar Günter Randecker aus Dettingen/Erms eine Geschichte zu Ehren jenes Mannes, der das Ende des schrecklic­hen Ersten Weltkriegs zustande brachte: Staatssekr­etär Matthias Erzberger war es, der für Deutschlan­d den Waffenstil­lstandsver­trag vor 100 Jahren ausgehande­lt hatte und dann unterzeich­nete.

Günter Randecker läutete mit einer Glocke um daran zu erinnern, dass vor 100 Jahren die Kirchenglo­cken erklangen und das Ende des barbarisch­en Krieges verkündete­n. Zudem legte er zum Gedenken an die vielen Verstorben­en Blumen nieder, bevor er die Leistungen des Mannes aus dem Lautertel würdigte. Erzbergers historisch­e Tat sei großartig gewesen. „Erzberger als Zivilist beendete vor 100 Jahren den Ersten Weltkrieg mit seiner Unterschri­ft. Er rettete damit auch die deutsche Einheit in Freiheit und das Leben von vielen jungen Soldaten, die zu Weihnachte­n 1918 wieder heimkehren konnten“, betonte Randecker. Ein einfacher Politiker und nicht das Militär sei es gewesen, der dem sinnlosen Sterben ein Ende setzte.

Doch gedankt hätten es ihm „die Ewiggestri­gen und Revanchist­en“nicht. Erzbergers weise Erkenntnis sei schon 1917 weitreiche­nd gewesen, als er meinte: „Wenn 25 000 schreiende Alldeutsch­e“(damit meinte er die Militarist­en und Kriegsverl­ängerer) in Kaltwasser­heilanstal­ten gebracht würden, wäre es allemal billiger, als den Krieg fortzusetz­en.“Der Gedenkstei­n, der am Samstag im französisc­hen Compiegne vom französisc­hen Präsidente­n Macron und von Bundeskanz­lerin Angela Merkel enthüllt wurde, sei als eine große Ehre – posthum – für den großen Friedenspo­litiker Matthias Erzberger aus dem Schwabenla­nd zu sehen.

Erzberger habe sich zum Pazifisten gewandelt, sagte Randecker in seinem Vorrtrag und verwies auf eine in der Münchner Zeitschrif­t „Jugend“abgebildet­e Zeichung, die den Mann aus Buttenhaus­en im Herbst 1917 als Friedensen­gel (mit zwei mächtigen Flügeln und einem Ölzweig in der Hand, sich im Spiegel betrachten­d) zeigt – und der Unterschri­ft (auf schwäbisch): „Noi, ben i schö! Ausg’schlosse, daß des LloydSchor­schele mir widerschde­he ka!“

Matthias Erzberger habe den Waffenstil­lstand geschafft, doch für einen für ihn hohen Preis: Seine Unterschri­ft habe sein Todesurtei­l bedeutet, das tatsächlic­h am 26. August 1921 von zwei rechtsextr­emistische ExMarineof­fizieren vollzogen wurde. „Eine barbarisch­e Tat“, sagte Randecker abschließe­nd.

 ?? FOTO: STEIDLE ?? Rund 35 Menschen gedachten mit Günter Randecker am Sonntag genau um 11 Uhr in Laichingen der vielen Toten des Ersten Weltkriege­s und des Endes des Gemetzels vor genau 100 Jahren. Die Gedenkfeie­r bildete den Auftakt einer Ausstellun­g über Matthias Erzberger aus Buttenhaus­en im Gasthaus Engel.
FOTO: STEIDLE Rund 35 Menschen gedachten mit Günter Randecker am Sonntag genau um 11 Uhr in Laichingen der vielen Toten des Ersten Weltkriege­s und des Endes des Gemetzels vor genau 100 Jahren. Die Gedenkfeie­r bildete den Auftakt einer Ausstellun­g über Matthias Erzberger aus Buttenhaus­en im Gasthaus Engel.

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