Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Bei Gedenkfeier Erzbergers historische Leistung gewürdigt
Rund 25 Menschen gedenken in Laichingen der Opfer des Ersten Weltkriegs und interessieren sich für Ausstellung im Engel
LAICHINGEN- Genau um 11 Uhr haben sich am Sonntag rund 25 Menschen vor dem Gasthaus Engel und der Geschäftsstelle der „Schwäbischen Zeitung“in Laichingen eingefunden, um der rund 17 Millionen Toten des Ersten Weltkriegs zu gedenken. Genau um 11 Uhr am 11. November vor 100 Jahren endete der brutale Krieg, als ein Waffenstillstandsvertrag in Kraft trat.
Gedacht wurde auch der rund 140 gefallenen Soldaten aus Laichingen und der aus der Region. Die Gedenkfeier zum Kriegsende bildete zugleich eine Auftaktveranstaltung zu einer besonderen Ausstellung in der Heimatstube im Gasthaus Engel. Dort präsentiert der frühere Archivar Günter Randecker aus Dettingen/Erms eine Geschichte zu Ehren jenes Mannes, der das Ende des schrecklichen Ersten Weltkriegs zustande brachte: Staatssekretär Matthias Erzberger war es, der für Deutschland den Waffenstillstandsvertrag vor 100 Jahren ausgehandelt hatte und dann unterzeichnete.
Günter Randecker läutete mit einer Glocke um daran zu erinnern, dass vor 100 Jahren die Kirchenglocken erklangen und das Ende des barbarischen Krieges verkündeten. Zudem legte er zum Gedenken an die vielen Verstorbenen Blumen nieder, bevor er die Leistungen des Mannes aus dem Lautertel würdigte. Erzbergers historische Tat sei großartig gewesen. „Erzberger als Zivilist beendete vor 100 Jahren den Ersten Weltkrieg mit seiner Unterschrift. Er rettete damit auch die deutsche Einheit in Freiheit und das Leben von vielen jungen Soldaten, die zu Weihnachten 1918 wieder heimkehren konnten“, betonte Randecker. Ein einfacher Politiker und nicht das Militär sei es gewesen, der dem sinnlosen Sterben ein Ende setzte.
Doch gedankt hätten es ihm „die Ewiggestrigen und Revanchisten“nicht. Erzbergers weise Erkenntnis sei schon 1917 weitreichend gewesen, als er meinte: „Wenn 25 000 schreiende Alldeutsche“(damit meinte er die Militaristen und Kriegsverlängerer) in Kaltwasserheilanstalten gebracht würden, wäre es allemal billiger, als den Krieg fortzusetzen.“Der Gedenkstein, der am Samstag im französischen Compiegne vom französischen Präsidenten Macron und von Bundeskanzlerin Angela Merkel enthüllt wurde, sei als eine große Ehre – posthum – für den großen Friedenspolitiker Matthias Erzberger aus dem Schwabenland zu sehen.
Erzberger habe sich zum Pazifisten gewandelt, sagte Randecker in seinem Vorrtrag und verwies auf eine in der Münchner Zeitschrift „Jugend“abgebildete Zeichung, die den Mann aus Buttenhausen im Herbst 1917 als Friedensengel (mit zwei mächtigen Flügeln und einem Ölzweig in der Hand, sich im Spiegel betrachtend) zeigt – und der Unterschrift (auf schwäbisch): „Noi, ben i schö! Ausg’schlosse, daß des LloydSchorschele mir widerschdehe ka!“
Matthias Erzberger habe den Waffenstillstand geschafft, doch für einen für ihn hohen Preis: Seine Unterschrift habe sein Todesurteil bedeutet, das tatsächlich am 26. August 1921 von zwei rechtsextremistische ExMarineoffizieren vollzogen wurde. „Eine barbarische Tat“, sagte Randecker abschließend.