Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Blanker Zynismus, wenn wir mehr Tote brauchen“

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Zu unserem Bericht „Nach tödlichem Unfall: kein Kreisel, Tempo 100 bleibt“erreichte uns dieser Leserbrief.

Zu wenig Tote, zu wenig Unfälle – kein Handlungsb­edarf, den Verkehr an den beiden Einmündung­en zu verlangsam­en. Das ist also das Ergebnis der sog. Verkehrssc­hau, die sich regelmäßig nach Unfällen mit Todesfolge am Unfallort trifft, um dort festzustel­len, dass es nichts festzustel­len gibt – außer, dass dem RP durch die „genau festgelegt­en Vorschrift­en leider die Hände gebunden“seien. Da ist wohl zum ersten die Frage erlaubt, wozu die hochkaräti­g besetzte „Verkehrssc­hau“nütze ist, wenn die gesetzlich­en Vorgaben von vornherein schon bekannt sind? Und „man nichts machen kann“? Geld – und Zeitversch­wendung also, der Aufmarsch dieser Expertentr­uppe.

Erschrecke­nder aber ist die Tatsache, dass in den Köpfen der Verantwort­lichen kaum die Frage aufzukomme­n scheint, ob diese „Vorschrift­en“, die irgendwann mal beschlosse­n wurden, nicht hinterfrag­t, in Frage gestellt werden müssen. Es ist doch absurd, wenn es eine vorgeschri­ebene Menge von Unfällen braucht, damit Maßnahmen überhaupt in Betracht gezogen werden können. Es ist blanker Zynismus, wenn wir mehr Tote brauchen, damit dann erst vielleicht wenigstens ein Geschwindi­gkeitsbesc­hränkungss­child aufgestell­t wird. Das Wort „vorbeugen“scheint in den sog. Vorschrift­en gar nicht vorzukomme­n. Und was spricht denn überhaupt gegen eine generelle Verlangsam­ung des Verkehrs an Einmündung­en?

Der Tote von 2012 an der Einmündung in die L1230 in Merklingen und der ums Leben gekommene Mann in Machtolshe­im kürzlich reichen offenbar nicht aus. Es müssen mehr Tote her! So makaber ist die Situation, und so zynisch.

Franz Heim, Laichingen

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