Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Stopp!“: Sie haben jetzt die Lizenz zum Schlichten
32 neue Schulbusbegleiter sollen nun für Ruhe in den Bussen sorgen – Eine Linie sticht heraus
LAICHINGEN (rau) - 32 neue Schulbusbegleiter haben am Freitag in der Laichinger Realschule ihre Urkunden überreicht bekommen. Sie sind künftig dafür zuständig, für Ruhe zu sorgen, wenn es in Schulbussen krawallig zugeht. Seit zwölf Jahren werden in Laichingen von der Polizei und den Mitarbeitern der Schulsozialarbeit Schüler zu diesen besonderen Schlichtern ausgebildet. Gebraucht werden sie vor allem auf Buslinien mit vielen Haltestellen und einer langen Anfahrt.
Sieben Haltestellen steuert täglich der Schulbus für Kinder aus dem Raum Geislingen/Merklingen auf dem Weg zum Schulzentrum Laichingen an. Manche Schüler nutzen die Zeit, die zwischen Aufhausen, Nellingen, Oppingen, Merklingen, Machtolsheim und Laichingen vergeht, womöglich für eine schnelle Abschrift von Hausaufgaben oder holen Schlaf nach. Andere wiederum sind „laut“, „respekt- und rücksichtslos“, „beleidigen“oder werden auch schon mal „handgreiflich“– das haben die 32 neuen Laichinger Schulbusbegleiter in ihrem zweitägigen Seminar festgestellt. Das steht auf Plakaten, die die Schulbusbegleiter – sie kommen von allen Laichinger Schulen – innen an Fenster eines Klassenzimmers geklebt haben. Für jede Linie trugen sie die speziellen, dort herrschenden Probleme im Schulbus zusammen.
Ruhige Suppinger Kinder
Dass es besonders laut und stressig in den Bussen der Linie 360 (Laichingen-Geislingen) zugeht, bestätigt Eva Newman. Als Gründe nennt die Schulsozialarbeiterin die relativ lange Busfahrt und die vielen Haltestellen. Dies wird im Umkehrschluss dadurch bestätigt, dass es am ruhigsten auf der zugleich kürzesten Linie zugeht, auf der Strecke von Suppingen nach Laichingen, ohne Zwischenhalt.
Am Freitag überreichten Hauptamtsleiter Stefan Binder, Cornelia Kohn von der städtischen Hauptverwaltung, der Laichinger Polizist Helmut Fischer und Schulsozialarbeiter Christian Amboom sowie seine Kollegin Eva Newman den neuen Schulbusbegleitern ihre Urkunden. Sie haben jetzt die Lizenz zum Schlichten. Und das bis zum Ende ihrer schulischen Laufbahn. Immer zu zweit sollten sie, wenn nötig, für Ruhe sorgen können in den Schulbussen.
Wie das geht, hat ihnen am Donnerstag und Freitag unter anderem Polizist Fischer beigebracht. Helmut Fischer macht den Job schon seit vielen Jahren. Er sagt, dass Laichingen eine der wenigen Städte sei, in denen das Schulbusbegleiter-Programm existiere. Übernommen hatte man die Idee seinerzeit aus Ravensburg. Und Fischer findet, dass seither deutliche Fortschritte zu erkennen seien.
Und wie geht ein Schulbusbegleiter vor? Eva Newman erklärt: mit einer direkten Ansprache des Unruhestifters („Stopp!“, „Schau mich bitte an“), Blickkontakt, einer lauten Sprache, Ich-Botschaften; die Schlichter dürften auch mal die Hand an den Arm oder auf die Schultern eines Delinquenten legen. Dies fruchte in den meisten Fällen. Doch das Einschreiten hat Grenzen. Spätestens, wenn ein Messer (sei auch schon vorgekommen) oder andere gefährliche Gegenstände im Spiel sind, müsse der Busfahrer eingeschaltet werden. Sie dürften die Hauptnutznießer dessen sein, dass an den Laichinger Schulen nicht nur Rechnen und Deutsch, sondern auch das richtige Benehmen im Bus unterrichtet wird.