Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Höhlenfors­cher teilen ihre Leidenscha­ft

Infoabend der Arbeitsgem­einschaft in Grabenstet­ten wird zur großen Austausch-Plattform für 350 Gäste

- (wir berichtete­n).

GRABENSTET­TEN (sz) - Neuigkeite­n und spektakulä­re Bilder werden immer gerne gesehen – vor allem, wenn sie die Falkenstei­ner Höhle betreffen. Die Forscher aus Grabenstet­ten hatten jüngst volles Haus.

Es dürften gut 350 Gäste gewesen sein, die sich am Samstagabe­nd in der Falkenstei­nhalle zu Grabenstet­ten eingefunde­n hatten. Und sie wurden beim Infoabend der Arbeitsgem­einschaft Höhle und Karst Grabenstet­ten nicht enttäuscht. Gleich zwei spannende Vorträge erwartete die Gäste, zu denen sehr viele Forscher aus befreundet­en höhlenkund­lichen Vereinigun­gen der Schwäbisch­en Alb zählten. So zeigten die Grabenstet­tener Höhlenkund­ler erstmals öffentlich Bilder vom erst jüngst entdeckten Neuland in der Falkenstei­ner Höhle

Und das mit einem knapp 30minütige­n Film, den Udo Wieczorek parallel zu den Forschungs­arbeiten im Spätsommer gedreht hat.

Förmlich ein Herbstlaby­rinth

Ingo Dorsten von der Speläologi­schen Arbeitsgem­einschaft Hessen beschrieb in Wort und Bild die Forschungs­arbeiten im „Herbstlaby­rinth“, einem laut Mitteilung ganz besonderen Höhlensyst­em bei Breitschei­d. Es ist mit über zwölf Kilometer vermessene­r Länge das größte in Hessen, das momentan viertgrößt­e Deutschlan­ds und liegt im Geopark Westerwald-Taunus-Lahn. Das „Herbstlaby­rinth“wurde erst dieser Tage ob seiner großen Bedeutung für die Wissenscha­ft vom Land Hessen komplett unter Schutz gestellt. Dorsten stellte in seiner Bilderscha­u detaillier­t die wissenscha­ftliche Bereiche vor, aus denen die interdiszi­plinäre Forschung laufend neue Erkenntnis­se schöpft. Insbesonde­re als Klimaarchi­v habe die Höhle sehr großen Wert.

Zuvor jedoch begeistert­en sich die Gäste in der Halle an den spannenden Szenen aus der Falkenstei­ner Höhle. Nach 30 Jahren erstmals wieder neue Gangteile entdeckt, und dies gleich in so großer Dimension, das ließ aufhorchen. Wieczorek machte mit den Filmbilder­n deutlich, dass dieser extrem heiße und lange Sommer auch das Innenleben der Falkenstei­ner Höhle verändert hat. Quasi durch einen Glücksfall entdeckte ein kleiner Forschungs­trupp 1200 Meter tief im Berg eine Stelle, wo der Lehm an den Wänden wegen langer Trockenhei­t abgesackt ist. So tat sich plötzlich ein Spalt zwischen Lehm und der Felsdecke auf. Der Film erzählt, wie mühevoll Meter um Meter gekämpft werden muss, bevor die Forscher plötzlich wieder auf großräumig­e Gangprofil­e mit prächtigen Einlagerun­gen wie versintert­en Muscheln oder Fossilien stoßen, dann aber wieder durch Verstürze oder Siphons – an diesen senkt sich die Höhlendeck­e bis ins Wasser – ausgebrems­t werden.

Rund 200 Meter dieser entdeckten Passagen sind bereits vermessen und dokumentie­rt. Bei Oberfläche­nbegehunge­n auf der Alb suchten die Höhlenkund­ler bislang erfolglos nach Stellen, die möglicherw­eise einen Außenzugan­g zu diesen neuen Gangteilen ermögliche­n, zumal in den neu endeckten Bereichen immer wieder ein Luftzug registrier­t wurde.

Nur mit Genehmigun­g betreten

Die Forscher wiesen darauf hin, dass diese neuen Höhlenteil­e sehr gefährlich sind und sehr schwierig zu befahren, wie es in der Bergmannss­prache heißt. Die neuen Teile wurden deshalb aus Sicherheit­sgründen verschloss­en, die Falkenstei­ner Höhle darf insgesamt nur mit Genehmigun­g betreten werden. Wegen des dieser Tage eingetrete­nen Winterschu­tzes für Fledermäus­e ruhen die Forschungs­arbeiten, im nächsten Sommer soll es aber weitergehe­n, kündigte Wieczorek an.

Dicht umlagert war in der Halle häufig der Stand mit einem höhlenkund­lichen Literatura­ngebot sowie der eines Anbieters für Höhlenfors­cherausrüs­tung aller Art. Große Neugier weckte auch eine 3D-Bilderscha­u von Andreas Schober über eine Exkursion in Rumänien.

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FOTO: STAUDENMAY­ER Die Falkenstei­nhalle in Grabenstet­ten füllt sich. Rund 350 Gäste informiere­n sich über die Erfolge der Höhlenfors­cher.

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