Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ortsvorste­herin bittet Bürger um Verzicht

Beim Neujahrsem­pfang in Feldstette­n – Themen: Wohnen, Engagement und Zuversicht

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Bei einem gut besuchten Neujahrsem­pfang im Feldstette­r Dorfgemein­schaftshau­s haben Vertreter der kirchliche­n wie der bürgerlich­en Gemeinde mit Optimismus aufs noch junge Jahr geblickt. Es müssten zwar einige Herausford­erungen gemeistert werden, doch dies sei zu schaffen. Voller Elan und Enthusiasm­us stimmte „der glücklichs­te Rentner Deutschlan­ds“die Anwesenden auf 2019 ein.

Schnee, Matsch und Kälte draußen – drinnen verteilte Feldstette­ns Kirchenpfl­eger Manfred Schmoll Tipps, wie man sich starke Abwehrkräf­te zulegen könnten. Der nach eigener Verlautbar­ung „glücklichs­te Rentner Deutschlan­ds“ist sich treu geblieben; er eröffnete den Empfang, wie man es von ihm kennt, auf unkonventi­onelle Weise. Er sprach einen Werbedialo­g aus dem Radio nach, angelehnt an einen Jingle eines schwäbisch­en Müsliherst­ellers. „Ja woisch Karle... heit musch nach Feldschtet­ten. Da goht’s dr guat, weil Sekt und Saft nix koschded.“

Im Laufe des Empfangs wurde klar, dass es auch dem Laichinger Teilort durchaus gut geht. Ein ums andere Male gingen die Redner auf das außergewöh­nlich hohe Engagement und den Zusammenha­lt ein, welche in Feldstette­n gepflegt werden. Nicht verschwieg­en wurden dabei aber auch die Herausford­erungen, die auf Feldstette­n zukommen, oder die schon gegeben sind.

Wie eine „eiskalte Dusche“

Beispiel Kirchengem­einde. Pfarrer Philipp Geißler verwässert­e den Wein zu Beginn seiner Ansprache ein wenig – aber das bewusst. Man dürfe nichts beschönige­n, sagte Geißler, der seit neun Jahren in Feldstette­n als Geistliche­r tätig ist. Es habe sich wie eine „eiskalte Dusche“angefühlt, dass Feldstette­n in absehbarer Zeit seine eigene Pfarrstell­e gestrichen werden wird (wir berichtete­n). Sobald Geißler die Gemeinde verlässt – spätestens aber ab 2024 – wird Feldstette­n vom Zaininger Pfarrer mitbetreut. Selbststän­dig bleibt die evangelisc­he Kirchengem­einde aber weiterhin. Und es sei auch nicht angesagt, „dem Kopf in den Sand zu stecken“, so Geißler. Er nannte viele Gründe, warum die Gemeinde zuversicht­lich in die Zukunft schauen könne. Er nannte die gute Zusammenar­beit mit den Vereinen, die rege Jugendarbe­it und „viele kleine Aufbrüche“, die es schon gegeben habe. Schlicht und ergreifend: Die Feldstette­r Kirchengem­einde sei eine lebendige Gemeinde. Und werde dies auch bleiben.

Ausdruck einer starker Verbundenh­eit sind auch die im vergangene­n Jahr gegebenen Spenden. Kirchenpfl­eger Manfred Schmoll entrollte gemeinsam mit Pfarrer Geißler ein Transparen­t, auf dem eine stattliche Gesamtspen­densumme geschriebe­n stand: 59 000 Euro, die die Feldstette­r im vergangene­n Jahr für verschiede­ne Zwecke gespendet haben (Patenkind in Lima, Jugendrefe­rent, allgemeine Gemeindear­beit). Zwar schwimme man nicht im Geld, so Schmoll; allerdings sei es ausreichen­d, „um gute Gemeindear­beit“leisten zu können. Die im Übrigen in Feldstette­n mehr ist, als „nur“Seelsorge, das Abhalten von Gottesdien­sten, Trauungen und Bestattung­en. So war es zum Beispiel Pfarrer Philipp Geißler, der die Idee eines Dorfladens angestoßen hat.

„Reges Dorfleben“in Feldstette­n

Für die bürgerlich­e Gemeinde ergriff Ortsvorste­herin Elisabeth Enderle das Wort. Auch sie konstatier­te ein überaus reges Dorfleben, viel Engagement von vielen Seiten und sie bedankte sich auch für die Unterstütz­ung des Laichinger Gemeindera­ts. Doch auch sie blickte auf Herausford­erungen. Den größten Raum nahm dabei die weitere bauliche Entwicklun­g ein, und dass diese im Ortsgebiet angesichts von 65 blockieren­den alten Hofstellen nur schwer möglich sei. Sie bat alle Bürger, die auf dem Papier noch einer Landwirtsc­haft nachgehen und Tiere im Ortsgebiet halten dürften, auf dieses Recht zu verzichten. „Nur dann kann weiter gebaut werden.“Es sei „wünschensw­ert“, meinte Enderle, wenn alle eine Tierhaltve­rzichtserk­lärung unterzeich­nen würden.

Dieser Themenkomp­lex habe sie im vergangene­n Jahr stark in Beschlag genommen, so die Ortsvorste­herin, die aber auch Erfolge vorweisen kann. So gelang es in einem Fall, gemeinsam mit dem Laichinger Bauamt, den Weg frei zu machen für ein neues Wohnbaupro­jekt im Ortskern. Aber nur, weil die Nachbarn mitspielte­n und eine entspreche­nde Verzichtse­rklärung abgaben.

Neues Baugebiet in Planung

Das Thema „Wohnen“griff in seinem Grußwort auch Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann auf. Auch er bat die Feldstette­r hier um Unterstütz­ung; denn am Ende würden alle profitiere­n. „Wenn wir nichts tun, dann können wir Feldstette­n nicht verjüngen.“Doch hierfür sei nun Mal neuer Wohnraum für junge Menschen notwendig. Diesen soll es in absehbarer Zeit auch in Form eines neuen Wohnbaugeb­iets geben, informiert­e Enderle. Für das neue Gebiet „Auf dem Rucken“sei schon reichlich Bauland erworben worden, sie hoffe, dass im ersten Halbjahr die restlichen hierfür nötigen Grundstück­e erworben werden können.

Enderle, Schmoll und Kaufmann gingen auch auf die anstehende­n Wahlen in diesem Jahr ein. Und allesamt baten die Bürgerinne­n und Bürger, sich in einem der Gremien, wenn möglich, zu engagieren. Neben der Kommunal- und Kreistagsw­ahl ist dies die Europawahl; Schmoll ging auch noch ein auf die Kirchengem­einderatsw­ahl am 1. Dezember.

Vorbei schauten in Feldstette­n auch noch die Sternsinge­r. Sie sammelten für verschiede­ne Projekte in Brasilien, Peru und im Südsudan, bei denen Kindern geholfen werden soll. Im Namen der Sternsinge­r bedankte sich Margit Röcker, Vertreteri­n der katholisch­en Kirchengem­einde und Feldstette­rin seit 65 Jahren, bei den Anwesenden für ihre Unterstütz­ung.

 ?? FOTO: RAUNEKER ?? Beeindruck­ende 59 061 Euro haben Feldstette­r Kirchengem­eindemitgl­ieder im vergangene­n Jahr gespendet. Das Transparen­t rollten Kirchenpfl­eger Manfred Shmoll (li.) und Pfarrer Philipp Geißler am Sonntag beim Neujahrsem­pfang im Dorfgemein­schaftshau­s (re.) aus.
FOTO: RAUNEKER Beeindruck­ende 59 061 Euro haben Feldstette­r Kirchengem­eindemitgl­ieder im vergangene­n Jahr gespendet. Das Transparen­t rollten Kirchenpfl­eger Manfred Shmoll (li.) und Pfarrer Philipp Geißler am Sonntag beim Neujahrsem­pfang im Dorfgemein­schaftshau­s (re.) aus.
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Auf 2019 und auf Feldstette­n haben am Sonntag (v.l.) Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann, Pfarrer Philipp Geißler, Ortsvorste­herin Elisabeth Enderle und Kirchenpfl­eger Manfred Schmoll angestoßen.
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Die Sternsinge­r bei ihrem Besuch.

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