Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ortsvorsteherin bittet Bürger um Verzicht
Beim Neujahrsempfang in Feldstetten – Themen: Wohnen, Engagement und Zuversicht
LAICHINGEN - Bei einem gut besuchten Neujahrsempfang im Feldstetter Dorfgemeinschaftshaus haben Vertreter der kirchlichen wie der bürgerlichen Gemeinde mit Optimismus aufs noch junge Jahr geblickt. Es müssten zwar einige Herausforderungen gemeistert werden, doch dies sei zu schaffen. Voller Elan und Enthusiasmus stimmte „der glücklichste Rentner Deutschlands“die Anwesenden auf 2019 ein.
Schnee, Matsch und Kälte draußen – drinnen verteilte Feldstettens Kirchenpfleger Manfred Schmoll Tipps, wie man sich starke Abwehrkräfte zulegen könnten. Der nach eigener Verlautbarung „glücklichste Rentner Deutschlands“ist sich treu geblieben; er eröffnete den Empfang, wie man es von ihm kennt, auf unkonventionelle Weise. Er sprach einen Werbedialog aus dem Radio nach, angelehnt an einen Jingle eines schwäbischen Müsliherstellers. „Ja woisch Karle... heit musch nach Feldschtetten. Da goht’s dr guat, weil Sekt und Saft nix koschded.“
Im Laufe des Empfangs wurde klar, dass es auch dem Laichinger Teilort durchaus gut geht. Ein ums andere Male gingen die Redner auf das außergewöhnlich hohe Engagement und den Zusammenhalt ein, welche in Feldstetten gepflegt werden. Nicht verschwiegen wurden dabei aber auch die Herausforderungen, die auf Feldstetten zukommen, oder die schon gegeben sind.
Wie eine „eiskalte Dusche“
Beispiel Kirchengemeinde. Pfarrer Philipp Geißler verwässerte den Wein zu Beginn seiner Ansprache ein wenig – aber das bewusst. Man dürfe nichts beschönigen, sagte Geißler, der seit neun Jahren in Feldstetten als Geistlicher tätig ist. Es habe sich wie eine „eiskalte Dusche“angefühlt, dass Feldstetten in absehbarer Zeit seine eigene Pfarrstelle gestrichen werden wird (wir berichteten). Sobald Geißler die Gemeinde verlässt – spätestens aber ab 2024 – wird Feldstetten vom Zaininger Pfarrer mitbetreut. Selbstständig bleibt die evangelische Kirchengemeinde aber weiterhin. Und es sei auch nicht angesagt, „dem Kopf in den Sand zu stecken“, so Geißler. Er nannte viele Gründe, warum die Gemeinde zuversichtlich in die Zukunft schauen könne. Er nannte die gute Zusammenarbeit mit den Vereinen, die rege Jugendarbeit und „viele kleine Aufbrüche“, die es schon gegeben habe. Schlicht und ergreifend: Die Feldstetter Kirchengemeinde sei eine lebendige Gemeinde. Und werde dies auch bleiben.
Ausdruck einer starker Verbundenheit sind auch die im vergangenen Jahr gegebenen Spenden. Kirchenpfleger Manfred Schmoll entrollte gemeinsam mit Pfarrer Geißler ein Transparent, auf dem eine stattliche Gesamtspendensumme geschrieben stand: 59 000 Euro, die die Feldstetter im vergangenen Jahr für verschiedene Zwecke gespendet haben (Patenkind in Lima, Jugendreferent, allgemeine Gemeindearbeit). Zwar schwimme man nicht im Geld, so Schmoll; allerdings sei es ausreichend, „um gute Gemeindearbeit“leisten zu können. Die im Übrigen in Feldstetten mehr ist, als „nur“Seelsorge, das Abhalten von Gottesdiensten, Trauungen und Bestattungen. So war es zum Beispiel Pfarrer Philipp Geißler, der die Idee eines Dorfladens angestoßen hat.
„Reges Dorfleben“in Feldstetten
Für die bürgerliche Gemeinde ergriff Ortsvorsteherin Elisabeth Enderle das Wort. Auch sie konstatierte ein überaus reges Dorfleben, viel Engagement von vielen Seiten und sie bedankte sich auch für die Unterstützung des Laichinger Gemeinderats. Doch auch sie blickte auf Herausforderungen. Den größten Raum nahm dabei die weitere bauliche Entwicklung ein, und dass diese im Ortsgebiet angesichts von 65 blockierenden alten Hofstellen nur schwer möglich sei. Sie bat alle Bürger, die auf dem Papier noch einer Landwirtschaft nachgehen und Tiere im Ortsgebiet halten dürften, auf dieses Recht zu verzichten. „Nur dann kann weiter gebaut werden.“Es sei „wünschenswert“, meinte Enderle, wenn alle eine Tierhaltverzichtserklärung unterzeichnen würden.
Dieser Themenkomplex habe sie im vergangenen Jahr stark in Beschlag genommen, so die Ortsvorsteherin, die aber auch Erfolge vorweisen kann. So gelang es in einem Fall, gemeinsam mit dem Laichinger Bauamt, den Weg frei zu machen für ein neues Wohnbauprojekt im Ortskern. Aber nur, weil die Nachbarn mitspielten und eine entsprechende Verzichtserklärung abgaben.
Neues Baugebiet in Planung
Das Thema „Wohnen“griff in seinem Grußwort auch Bürgermeister Klaus Kaufmann auf. Auch er bat die Feldstetter hier um Unterstützung; denn am Ende würden alle profitieren. „Wenn wir nichts tun, dann können wir Feldstetten nicht verjüngen.“Doch hierfür sei nun Mal neuer Wohnraum für junge Menschen notwendig. Diesen soll es in absehbarer Zeit auch in Form eines neuen Wohnbaugebiets geben, informierte Enderle. Für das neue Gebiet „Auf dem Rucken“sei schon reichlich Bauland erworben worden, sie hoffe, dass im ersten Halbjahr die restlichen hierfür nötigen Grundstücke erworben werden können.
Enderle, Schmoll und Kaufmann gingen auch auf die anstehenden Wahlen in diesem Jahr ein. Und allesamt baten die Bürgerinnen und Bürger, sich in einem der Gremien, wenn möglich, zu engagieren. Neben der Kommunal- und Kreistagswahl ist dies die Europawahl; Schmoll ging auch noch ein auf die Kirchengemeinderatswahl am 1. Dezember.
Vorbei schauten in Feldstetten auch noch die Sternsinger. Sie sammelten für verschiedene Projekte in Brasilien, Peru und im Südsudan, bei denen Kindern geholfen werden soll. Im Namen der Sternsinger bedankte sich Margit Röcker, Vertreterin der katholischen Kirchengemeinde und Feldstetterin seit 65 Jahren, bei den Anwesenden für ihre Unterstützung.