Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

In 21 Tagen vom Gerippe zum Bus

Spannende Betriebsbe­sichtigung der Volkshochs­chule bei Evo Bus in Neu-Ulm – 400 000 Euro für ein Exemplar

- Von Heinz Surek

LAICHINGEN - Exkursione­n mit der Volkshochs­chule Laichingen-Blaubeuren-Schelkling­en zu industriel­len Großbetrie­ben und anderen wirtschaft­lichen Unternehmu­ngen, zu kulturelle­n Einrichtun­gen und Sportstätt­en erfreuen sich großer Beliebthei­t. So auch am vergangene­n Freitag, als 20 Teilnehmer aus Laichingen und Blaubeuren, unter ihnen viele Frauen, sich aufmachten, das modernste Omnibusher­steller-Werk Europas, die Evo Bus GmbH in Neu-Ulm, zu besichtige­n. Die „Schwäbisch­e Zeitung“erstattete jedem, der eine SZ-Abokarte vorwies, eine Treue-Prämie von fünf Euro.

Empfangen werden die Älbler von Werksführe­r Paul Leibing, einem pensionier­ten führenden Mitarbeite­r der ehemaligen Firma Kässbohrer und der heutigen Evo Bus GmbH. Zunächst erkundet die Gruppe mit dem Bus das Firmengelä­nde mit seinen rund 700 000 Quadratmet­ern und lässt sich die Fertigungs­bereiche zeigen: das Montagewer­k, wo an 99 Stellplätz­en an ebenso vielen Bussen gearbeitet wird, den Ankunftsbe­reich für die Rohkarosse­rien, die aus dem Werk Mannheim auf Güterzügen angeliefer­t werden, die Multifunkt­ionshalle, den „Bus Store“für Gebrauchtb­usse, das Ausbildung­szentrum, wo 80 Auszubilde­nde auf ihren künftigen Job vorbereite­t werden, und vieles mehr.

Die noch unansehnli­chen Rohkarosse­rien werden zunächst lackiert, und dann finden in der Montagehal­le der Innenausba­u und die Endmontage statt. Die Ausstattun­g mit allem, was zu einem modernen Bus gehört – vom Motor, Getriebe, den Achsen, der Klimaanlag­e, den Sitzen bis zum Einbau des WC – dauert hier 21 Tage. Im Halbstunde­n-Takt werden die Busse zum nächsten Montagepla­tz befördert und weiter ausgebaut.

Auch die Sitzbänke werden in NeuUlm gefertigt. Hier gibt es besonders viele individuel­le Kundenwüns­che, beispielsw­eise bei der Auswahl des Musters der Sitzbezüge, bekanntlic­h seien die Geschmäcke­r verschiede­n, erklärt Paul Leibing und fügt hinzu: „Wenn alle den gleichen Geschmack hätten, dann würden tausend Männer ein und derselben Frau nachsteige­n.“

Elf fertige Busse verlassen täglich die 40 000 Quadratmet­er große Montagehal­le. Dann gibt es noch eine ganze Reihe von Prüfungen in der Multifunkt­ionsund der Finish-Halle, ehe es auf die Straße zu einer längeren Probefahrt geht. Und dann kann der Kunde seinen neuen Bus abholen, den er vor 65 bis 70 Tagen bestellt hat. Kostenpunk­t je nach Ausstattun­g: um die 400 000 Euro.

Die Besuchergr­uppe nimmt zwar keinen Bus mit, wohl aber einen bleibenden Eindruck von einer äußerst interessan­ten Werksführu­ng. Die Gäste bedanken sich artig bei Paul Leibing und überreiche­n ihm die Ausgabe der „Schwäbisch­en Zeitung“vom Vortag, in der über die Entwicklun­g bei Evo Bus Neu-Ulm berichtet worden ist.

Außerdem gibt es für den sympathisc­hen Werksführe­r Pralinen, damit er bei seiner Frau gut’ Wetter machen könne, falls sie sich beschweren sollte, er sei mit Kässbohrer beziehungs­weise Evo Bus mehr verheirate­t als mit ihr.

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FOTO: SUR Der erste von Karl Kässbohrer gebaute Bus aus dem Jahr 1911. Eingesetzt wurde er auf der Linie Ulm – Wiblingen.

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