Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Großer Theaterspaß in Merklingen
TVM landet Lachtreffer mit turbulentem Dreiakter zu Schönheitskuren.
MERKLINGEN - Musik von der Stadelband, unerwartet frische Sketche von den Nachwuchstheaterspielern des Turnvereins Merklingen und ein rasanter Dreiakter rund um die Einfalt der schön sein wollenden Menschen haben am Wochenende für volle Plätze in der Gemeindehalle Merklingen und ein bestens unterhaltenes Publikum gesorgt. Zu sehen war in Merklingen beim TVM der turbulente Dreiakter „Wer schön sein will, muss leiden!“aus der Feder von Beate Irmisch.
Mit flotter Unterhaltungsmusik begrüßten Bernhard Lever, Werner Jung, Peter Mangold und Hans-Georg Kölle von der Stadelband das Publikum in der sehr gut besetzten Gemeindehalle. Der TV Merklingen hatte zum Theaterwochenende eingeladen, zahlreiche Gäste auch aus der Umgebung waren gekommen.
Mit drei kurzen, aber umso eindrücklicheren Sketchen stimmte die Jugendgruppe das Publikum auf den Theaterabend ein. Wer hätte gedacht, dass Engelchen und Teufelchen auf den Erfolg von Selbstmördern Wetten abschließen würden? Oder dass die wichtigste Person, die es bei einer Fußballmannschaft zu besetzen gibt, das Maskottchen ist? Und niemand hofft, dass es bei der Löschkette der Feuerwehrmänner zugeht wie bei der „Stillen Post“, wo sehr viele Reimworte gefragt waren.
Während die Stadelband musikalisch ebenfalls auf das Hauptstück des Abends einstimmt, laufen auf der Bühne noch die letzten Umbauarbeiten, bevor sich der Vorhang zur Seite schiebt: Blick frei in die stylisch und geschmackvoll dekorierte Rezeption des Wellnesshotels des Ehepaars Marianne und Jacob Krautkopf. Die Aufregung ist groß: Bald werden die Damen und Herren, die im neu eröffneten Hotel Schönheitspflege betreiben wollen, anreisen.
Und schnell wird klar, dass hier mehr Schein als Sein vorherrscht. Denn Jacob Krautkopf (köstlich Armin Ziller) ist eben doch im Herzen Bauer geblieben, Chefportier Alfred Rüstig (Theaterurgestein Markus Marth) der Knecht. Was beide Darsteller herrlich mit ungehobeltem Verhalten, welches unter den vornehmen Getue hervorlugt, zeigen. Einzig Marianne Kohlkopf (resolut Beatrix Danzer) kann sich in ihrer neuen Rolle anfreunden.
Nun strömen die Gäste, willkommene und eher ungebetene in die Lobby: Die botoxgeplagten Damen Chantalle Brümmelmann (sportlich und fesch im pinkfarbenen Trainingsanzug Kerstin Mutschler) und deren Schwester Cilli Faltschachtel (eine zum Dauergrinsen verdonnerte Sabine Schulte). Ihnen folgt das Ehepaar Reußen, Gatte Heribert (stark sächselnder Oliver Mangold). Er wurde vom Portier bereits als Schoßhünchen der eingebildeten Gattin Carola (Lisa Schulte) bezeichnet. Zwischen den Gästen schleicht und dienert eine undurchsichtige Asiatin (Ann-Kathrin Ruhland) durchs Hotel, die sich später als Spionin des ärgsten Konkurrenten im Schönheitsbereich entpuppte.
Seltsame Herren tauchen auf
Zwei weitere undurchsichtige Herren gesellten sich zu der illustren Runde: Felix Kleidermann (Werner Jung) und Freddie Lindemann (Marius Marth) tauchten ursprünglich auf der Jagd nach dem Geld reicher Frauen im Hotel auf, wurden dann aber durch eine Verwechslung zum Guru und seinem Assistenten der Schönheitsbehandlungen. Diese Rolle füllten die beiden derartig gut aus, dass selbst die misstrauisch gewordenen Hausangestellten Chefportier Alfred und Köchin Rosa Linde (Sandra Epple) ihr Können als Wellnessärzte zu schätzen wussten. Mit Hühnermist haben die Beiden Wunderheiler Botoxreste aus den Gesichtern entfernt, gegen Ischias-Schmerzen half Fango im Kuhmist und als Bewegungstherapie das Ausmisten des Stalls.
Die Schauspieler verschmolzen regelrecht mit ihren Rollen und füllten sie unter der Regie von Markus Marth und Bolle Betz mit viel Liebe zum Detail, viel Grimassen und Körpereinsatz zum Leben. Souffleuse Eva Marth bekam ab und zu etwas zu tun, was jedoch mit viel Witz und Souveränität der Darsteller prima überspielt wurde. Regelrecht neidisch konnte man auf das Bühnenbild werden. Es hätte problemlos als Eingangsbereich eines hochwertigen Hotels durchgehen können. Bolle Betz, Horst Nägele, Kurt Mann, Benni Danzer und Uwe Schulz hatten es gebaut. Viel zu tun hatte Maskenbildnerin Martina Moll. Sie verteilte den „Hühnermist“in den Gesichtern der Wellnesssüchtigen, ließt Schminke nach den Joggíngrunden dramatisch verlaufen und hatte tolle Ideen, die Theaterfiguren individuell passend zum Charakter darzustellen. Oliver Betz und Siegfried Dick setzten die Szenen ins rechte Licht und sorgten für den guten Ton.