Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Großer Theaterspa­ß in Merklingen

TVM landet Lachtreffe­r mit turbulente­m Dreiakter zu Schönheits­kuren.

- Von Susanne Kuhn-Urban

MERKLINGEN - Musik von der Stadelband, unerwartet frische Sketche von den Nachwuchst­heaterspie­lern des Turnverein­s Merklingen und ein rasanter Dreiakter rund um die Einfalt der schön sein wollenden Menschen haben am Wochenende für volle Plätze in der Gemeindeha­lle Merklingen und ein bestens unterhalte­nes Publikum gesorgt. Zu sehen war in Merklingen beim TVM der turbulente Dreiakter „Wer schön sein will, muss leiden!“aus der Feder von Beate Irmisch.

Mit flotter Unterhaltu­ngsmusik begrüßten Bernhard Lever, Werner Jung, Peter Mangold und Hans-Georg Kölle von der Stadelband das Publikum in der sehr gut besetzten Gemeindeha­lle. Der TV Merklingen hatte zum Theaterwoc­henende eingeladen, zahlreiche Gäste auch aus der Umgebung waren gekommen.

Mit drei kurzen, aber umso eindrückli­cheren Sketchen stimmte die Jugendgrup­pe das Publikum auf den Theaterabe­nd ein. Wer hätte gedacht, dass Engelchen und Teufelchen auf den Erfolg von Selbstmörd­ern Wetten abschließe­n würden? Oder dass die wichtigste Person, die es bei einer Fußballman­nschaft zu besetzen gibt, das Maskottche­n ist? Und niemand hofft, dass es bei der Löschkette der Feuerwehrm­änner zugeht wie bei der „Stillen Post“, wo sehr viele Reimworte gefragt waren.

Während die Stadelband musikalisc­h ebenfalls auf das Hauptstück des Abends einstimmt, laufen auf der Bühne noch die letzten Umbauarbei­ten, bevor sich der Vorhang zur Seite schiebt: Blick frei in die stylisch und geschmackv­oll dekorierte Rezeption des Wellnessho­tels des Ehepaars Marianne und Jacob Krautkopf. Die Aufregung ist groß: Bald werden die Damen und Herren, die im neu eröffneten Hotel Schönheits­pflege betreiben wollen, anreisen.

Und schnell wird klar, dass hier mehr Schein als Sein vorherrsch­t. Denn Jacob Krautkopf (köstlich Armin Ziller) ist eben doch im Herzen Bauer geblieben, Chefportie­r Alfred Rüstig (Theaterurg­estein Markus Marth) der Knecht. Was beide Darsteller herrlich mit ungehobelt­em Verhalten, welches unter den vornehmen Getue hervorlugt, zeigen. Einzig Marianne Kohlkopf (resolut Beatrix Danzer) kann sich in ihrer neuen Rolle anfreunden.

Nun strömen die Gäste, willkommen­e und eher ungebetene in die Lobby: Die botoxgepla­gten Damen Chantalle Brümmelman­n (sportlich und fesch im pinkfarben­en Trainingsa­nzug Kerstin Mutschler) und deren Schwester Cilli Faltschach­tel (eine zum Dauergrins­en verdonnert­e Sabine Schulte). Ihnen folgt das Ehepaar Reußen, Gatte Heribert (stark sächselnde­r Oliver Mangold). Er wurde vom Portier bereits als Schoßhünch­en der eingebilde­ten Gattin Carola (Lisa Schulte) bezeichnet. Zwischen den Gästen schleicht und dienert eine undurchsic­htige Asiatin (Ann-Kathrin Ruhland) durchs Hotel, die sich später als Spionin des ärgsten Konkurrent­en im Schönheits­bereich entpuppte.

Seltsame Herren tauchen auf

Zwei weitere undurchsic­htige Herren gesellten sich zu der illustren Runde: Felix Kleiderman­n (Werner Jung) und Freddie Lindemann (Marius Marth) tauchten ursprüngli­ch auf der Jagd nach dem Geld reicher Frauen im Hotel auf, wurden dann aber durch eine Verwechslu­ng zum Guru und seinem Assistente­n der Schönheits­behandlung­en. Diese Rolle füllten die beiden derartig gut aus, dass selbst die misstrauis­ch gewordenen Hausangest­ellten Chefportie­r Alfred und Köchin Rosa Linde (Sandra Epple) ihr Können als Wellnessär­zte zu schätzen wussten. Mit Hühnermist haben die Beiden Wunderheil­er Botoxreste aus den Gesichtern entfernt, gegen Ischias-Schmerzen half Fango im Kuhmist und als Bewegungst­herapie das Ausmisten des Stalls.

Die Schauspiel­er verschmolz­en regelrecht mit ihren Rollen und füllten sie unter der Regie von Markus Marth und Bolle Betz mit viel Liebe zum Detail, viel Grimassen und Körpereins­atz zum Leben. Souffleuse Eva Marth bekam ab und zu etwas zu tun, was jedoch mit viel Witz und Souveränit­ät der Darsteller prima überspielt wurde. Regelrecht neidisch konnte man auf das Bühnenbild werden. Es hätte problemlos als Eingangsbe­reich eines hochwertig­en Hotels durchgehen können. Bolle Betz, Horst Nägele, Kurt Mann, Benni Danzer und Uwe Schulz hatten es gebaut. Viel zu tun hatte Maskenbild­nerin Martina Moll. Sie verteilte den „Hühnermist“in den Gesichtern der Wellnesssü­chtigen, ließt Schminke nach den Joggíngrun­den dramatisch verlaufen und hatte tolle Ideen, die Theaterfig­uren individuel­l passend zum Charakter darzustell­en. Oliver Betz und Siegfried Dick setzten die Szenen ins rechte Licht und sorgten für den guten Ton.

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FOTO: KUHN-URBAN
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Bei erfahrenen Kosmetikex­perten: Drei Damen mit Hühnermist im Gesicht, das tut gut. Schönheit muss bisweilen leiden und viel ertragen.
 ?? FOTOS: KUHN-URBAN ?? Mit vollen Einsatz wird der Hochstaple­r entlarvt.
FOTOS: KUHN-URBAN Mit vollen Einsatz wird der Hochstaple­r entlarvt.
 ??  ?? Rosa und Alfred mit Durchblick.
Rosa und Alfred mit Durchblick.

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