Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Werbebanner sollen Venedigs Kirchen vor Verfall retten
VENEDIG (KNA) - Großformatige Privatwerbung an Kirchenfassaden ist in Venedig kein Tabu mehr. So sollen laut einem Bericht der Zeitung „La Stampa“(Samstag) Restaurierungsarbeiten in Millionenhöhe finanziert werden, um rund 50 Kirchen in der Altstadt vor dem Verfall zu retten. Das italienische Kulturministerium kümmere sich hauptsächlich um Erdbebenschäden, und die Einnahmen durch Kirchenabgabe und Spenden reichten nicht, erklärte Gianmatteo Caputo, beim Patriarchat von Venedig zuständig für die Kulturgüter. Die Bistumsverwaltung in der Lagunenstadt hat dem Zeitungsbericht zufolge bereits das Einverständnis des Ministeriums erhalten, „angemessene“Werbebotschaften an den Fassaden anzubringen. Eine Sonderkommission soll die Banner zuvor überprüfen.
In der Kirche San Moise im Stadtteil San Marco sind laut „La Stampa“Werke der venezianischen Barockmaler Tintoretto (1518-1594) und Jacopo Palma des Jüngeren (1544-1628) gefährdet. Die Kirche sei bereits eingerüstet, da sich stellenweise Verputz gelöst habe. Auch in der Kirche San Geremia, die die Reliquien der in Italien sehr verehrten Heiligen Lucia beherbergt, löste sich Deckenstuck; der Kirchturm sei einsturzgefährdet. Die Instandhaltungskosten allein dort beliefen sich auf mehr als eine Million Euro. Eine für drei Jahre angebrachte Werbung an der Kirche soll 800 000 Euro einbringen.