Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Handgemach­tes in Hülle und Fülle

Etwa 250 Aussteller zeigen beim Kreativmar­kt in Ulm Sachen aus eigener Produktion

- Von Annika Gonnermann

ULM - Rosarote Flamingos, kunterbunt­e Monster, oder ganz schlichte Punkte: Am Stand von Frances Reinhardt stapeln sich die selbst gemachten Taschen im individuel­len Design. Manche sind groß, andere klein, die nächsten haben eine eigene Halterung für das Handy, aber alle sind schmutzund wasserfest und noch viel wichtiger: selbst gemacht mit eigenen Schnitten, eigenen Ideen und viel Liebe zum Detail. Das kommt an bei den Kunden: Die ältere Dame, die gerade die größte Tasche am Stand erworben hat, sagt erfreut: „Kuscheltie­re, Sandelsach­en, Spielzeug, da kann man alles reintun und es ist aufgeräumt.“

Es sind Rückmeldun­gen wie diese, die Frances Reinhardt dazu ermutigt haben, ihre selbst gemachten Taschen an diesem Wochenende auf dem „Handgemach­t Kreativmar­kt“anzubieten. „Viele schätzen es, dass die Taschen Unikate sind und nicht 0815Produk­te von der Stange.“Eigentlich ist Reinhardt mit ihrem Vollzeitjo­b als Grundschul­lehrerin ausgelaste­t. Auch deshalb verkauft sie die Produkte, die sie in Zusammenar­beit mit ihrer Frau herstellt, unter ihrem Label „herzgewuff­el“eigentlich nur online. Für den Kreativmar­kt macht sie an diesem Wochenende eine Ausnahme: „Das ist erst der zweite Markt, auf dem wir überhaupt sind“, so die Lehrerin aus Neu-Ulm.

Etwas anders geht es am Stand nebenan zu. Claudia Scholz-Horvat bestreitet mit ihrem „Fraeulein Mueller Design“seit drei Jahren ihren Lebensunte­rhalt und ist auf vielen Messen unterwegs. Zwar hat auch sie ein Online-Standbein, doch so zehn bis 15 Märkte und Messen dürfen es im Jahr schon sein, um ihre selbst gemachten Türschilde­r, Magneten, Haarklamme­rn, Lesezeiche­n oder Schlüssela­nhänger zu bewerben. Ihr Alleinstel­lungsmerkm­al und Grundlage ihrer Arbeit sind kleine Tier-Aquarelle, so die Ehingerin, die sie zunächst per Hand vorzeichne­t und dann digitalisi­ert. Vor allem ihre Schilder mit witzigen Sprüchen sprechen die Besucher an: „Zutritt nur für Elfen“oder „Kaufen macht glücklich“bringen die vorbeischl­endernden Messebesuc­her zum Schmunzeln. Für Scholz-Horvat ist es Ehrensache, dass alles, was sie verkauft, aus eigener Produktion stammt. „Ich glaube schon, dass ich mich dadurch von anderen absetze.“Die Inspiratio­n für ihre Produkte kommt aus ihrem Alltag oder von den Kunden selbst.

Für den Veranstalt­er des Kreativmar­ktes sind es genau solche Händler, die es zu fördern gilt. Marktleite­r Holger Diehnelt legt bei der Auswahl der Stände nämlich großen Wert auf Selbstgema­chtes und Regionales. „Uns ist es wichtig, dass wir keine Massenarti­kel oder China-Importe haben, sondern den Klein- und Mittelstan­d hier vor Ort fördern.“Von den rund 250 Aussteller­n sind daher da auch circa 50 aus der Region, viele davon zum ersten Mal. Die anderen Händler reisen oft von Stadt zu Stadt und kommen nur einmal im Jahr in die Region. „So können wir den Wunsch nach Individual­ismus der Besucher befriedige­n.“Es sei wichtig, ein anderes Einkaufser­lebnis zu bieten, als das, welches die Kunden ohnehin jederzeit in der örtlichen Fußgängerz­one bekommen könnten. Mit einer Mischung aus Schmuck, Holzwaren, Deko-Artikeln, Kleidung für Kinder und Erwachsene, sowie Kulinarisc­hem und Künstleris­chem soll der Markt überzeugen: „Wir schauen schon, dass für jeden etwas dabei ist“, so Diehnelt.

Und das Konzept scheint aufzugehen: Mehrere Tausend Besucher bummeln durch die Messehalle­n in der Ulmer Friedrichs­au. Neben Studierend­en und vielen jungen Familien tummeln sich auch viele Rentner und auch einzelne Männer zwischen den Ständen – viele davon mit Tüten oder Paketen unterm Arm. Gerade die Regionalit­ät und die individuel­len Produkte überzeugen die Besucher. Viele sind auch aus Gründen der Nachhaltig­keit hier und wollen damit ein Zeichen gegen den Massenkons­um setzen: Gerade Upcycling-Stände, also Händler, die mit recycelten oder wiederverw­erteten Materialie­n arbeiten, ziehen Besucher an. Außerdem wird die eigene Kreativitä­t angeregt: „Hier bekommt man einfach auch Ideen, um Geschenke mal selbst zu machen“, so eine Besucherin.

Nachdem der Kreativmar­kt bereits in Städten wie Augsburg zur festen Größe geworden ist, scheint er auch in Ulm Fuß zu fassen. Holger Diehnelt ist zufrieden: „Es wird sehr gut angenommen.“Eine Wiederholu­ng im nächsten Jahr ist deshalb bereits fest eingeplant.

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FOTO: ANNIKA GONNERMANN Am Stand von Claudia Scholz-Horvat finden Designfreu­nde Geschenkar­tikel.

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