Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Viel mehr als nur Osterglocken
Die Artenvielfalt der Narzissen ist groß – Doch ihre fast einzige Gemeinsamkeit ist, dass ihnen Wühlmäuse nichts anhaben können
BERLIN (dpa) - Die im Garten beliebten Osterglocken sind Narzissen. Allerdings sind nicht alle Narzissen Osterglocken. Das klingt erst mal verwirrend – ist es aber gar nicht. Narzissen sind eine Pflanzengattung, also eine größere Gruppe verwandter Pflanzen. Nur ein Teil davon sind die Osterglocken mit den sonnengelben Blüten, die sich im Frühjahr und insbesondere rund um das Fest zeigen.
Zu der Gruppe gehört eine große Vielfalt an Arten und Sorten mit unterschiedlichen Blütenfarben und -formen. Es gibt sogar WeihnachtsNarzissen. „Sie sind die einzigen, die keine Kälteperiode brauchen, bevor sie im Frühjahr oder zu Weihnachten blühen können“, erklärt Isabelle Van Groeningen von der Königlichen Gartenakademie in Berlin. Im Handel findet man vor allem Trompetennarzissen, deren Blüten wie das Endstück des Instrumentes wirken, sowie Varianten mit extragroßen Kronen und Tazetten, die Blütendolden statt Einzelblüten bieten. Beliebt sind aber auch Miniatur-Narzissen. Sie kommen gut im Steingarten zur Geltung, erläutert Van Groeningen. Sie empfiehlt die einfach blühenden Sorten 'Segovia' und 'Lieke' sowie die Reifrock-Narzisse.
Schöne Akzente setzen auch die gefüllt blühenden Narzissen, die statt einer hohlen Trompete eine Art Blätterwirbel in ihrer Mitte tragen. Beispiele dafür mit ungewöhnlicher Optik sind die apricot-weiß blühende Narzisse 'Replete' und die schneeweise 'Ice King'. Auch die Sorte 'Rip van Winkle' mit spitz zulaufenden Blütenblättern und die junge Sorte 'Peach Cobbler' gehören dazu. Und unter den Miniatur-Narzissen gehört 'Tête Bouclé' zu den gefüllt blühenden Varianten. Darüber hinaus empfehlen Gartenexperten für den Topf die Sorte 'Bridal Crown'.
Nun hat die spontane Lust auf Narzissen im Garten einen Haken: Normalerweise setzt man sie im
Herbst. Denn Narzissen brauchen den Kälteimpuls, um auszutreiben und zu erblühen. Wer das vergessen hat, kann im Frühling zu vorgetriebenen Blumenzwiebeln greifen. Sie werden im Handel bis zum Osterfest angeboten.
Für alle, die sich manchmal um ihre im Herbst gesetzten Zwiebeln sorgen, weiß Uli Lessnow Rat – er ist Leiter der Fachgruppe Blumenzwiebeln und Rhizome in der Gesellschaft
der Staudenfreunde. Narzissen stammen eigentlich aus dem Mittelmeerraum. Daher sind sie nur bedingt winterhart. In Regionen, in denen es im Winter zuverlässig Schnee gibt, ist das kein Problem – er wirkt wie eine Decke. Dort, wo es ohne Schneeschicht friert, können die Zwiebeln Schaden nehmen. Dort bietet sich eine schützende Decke aus Herbstlaub an.
Narzissen gehören zur Familie der Amaryllisgewächse – und sind giftig. Deshalb werden sie nicht von Wühlmäusen angeknabbert. „Dafür gibt es eine Reihe anderer tierischer Schädlinge, die sich an der Zwiebelschale oder den Wurzeln zu schaffen machen können – wie Narzissenfliegen, Älchen, Zwiebelfliegen und Milben“, zählt Lessnow auf. Auch Bakterien und Pilze können für Schäden sorgen.
Zur Pflege der Blüten hat der Gartenexperte noch einen Tipp parat: Diese müssen nach der Blühphase nicht entfernt werden. Narzissen können lange am Standort weiterwachsen und jedes Jahr aufs Neue erblühen, wenn sie sich wohlfühlen. Teilweise können sie sich sogar vermehren, indem sich die Zwiebeln teilen. „Die Pflanzen brauchen einen frischen, nährstoffreichen und nicht zu leichten Boden“, erläutert Lessnow. „Staunässe ist in jedem Fall zu vermeiden.“
Manche Narzissen-Liebhaber wechseln den Standort alle drei bis vier Jahre, da dann der Boden am alten Platz ausgelaugt ist. Alternativ lassen sich die Zwiebeln ausgraben und mit einer Lage frischem Kompost
wieder einsetzen. Ein Phänomen, das so mancher Hobbygärtner kennt, ist der zeitweilige Blühstopp der Narzissen. Was kann man da tun? Der Gartenfachmann rät zur Gelassenheit. „Bei mir gibt es manchmal keine Blüten, nur grüne Blätter, und im Jahr darauf sind dann wieder eine ganze Reihe blühender Pflanzen vorhanden“, berichtet Lessnow. Denn dann vergehen die alten Zwiebeln und neue werden an ihrer Stelle gebildet. Ein Bestand kann so zehn Jahre oder länger bestehen, hat sich zwischenzeitlich aber innerlich erneuert.
Wichtig sei es, die Narzissen jetzt, im Frühling, gut zu versorgen. Sie brauchen vor allem viel Wasser und freuen sich darüber hinaus über einen Zwiebeldünger, alternativ ein kalireiches Produkt. Das Laub darf erst abgeschnitten werden, wenn es welk und braun geworden ist. Nur so kann die Pflanze die Nährstoffe aus dem Grün noch abziehen und in der Zwiebel speichern. Im Sommer möchten die Zwiebeln lieber etwas mehr Trockenheit zum Ausreifen.
Was so schön im Garten blüht, erfreut auch in der Wohnung – doch Vorsicht: In der Vase fühlen sich Narzissen nicht wohl. Sie geben dort einen giftigen Schleim ab und sollten besser unter sich bleiben. Alternativ kann man sie für ein paar Stunden alleine ins Wasser stellen, damit sie den Schleim ausbluten. Die Stiele werden anschließend abgespült und nicht erneut angeschnitten. Danach können die Narzissen mit zum Beispiel Tulpen oder Zweigen gemeinsam in eine Vase kommen.