Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Corona: Kläranlage­n-Betreiber warnen

Produkte wie Feucht- oder Kosmetiktü­cher machen Probleme

- Von Michael Kroha

LAICHINGEN/WESTERHEIM Hamsterkäu­fe von Klopapier sorgen für Probleme in den Kläranlage­n: Mit diesem Weckruf hat die Stadt NeuUlm diese Woche bundesweit für Schlagzeil­en gesorgt. Zwar gebe es das Problem schon immer, dass Dinge den Weg ins Klo finden, die dort nichts zu suchen haben, sagt Sandra Lützel, Sprecherin der Stadt NeuUlm. Doch durch Corona sei es noch einmal mehr „massiv aufgefalle­n“.

In Neu-Ulm wird derzeit davon ausgegange­n, dass viele Bürger kein Toilettenp­apier mehr bekommen haben und deswegen nun ersatzweis­e andere Materialie­n beim Toiletteng­ang benutzen. Die Experten der Stadtentwä­sserung hätten „zuletzt vermehrt Produkte wie Feucht-, Kosmetikod­er Küchentüch­er“in der Kanalisati­on und den Pumpwerken entdeckt, teilte die Kommune mit.

„Die Pumpen in unseren Pumpwerken können diese Stoffe nicht transporti­eren“, sagte Abteilungs­leiter Jochen Meissner. „Es kann zu Ausfällen im gesamten System kommen“, warnte er. In den Kläranlage­n werde zudem durch die falsch entsorgten Tücher der Sauerstoff­austausch im Reinigungs­prozess gestört, was dazu führe, dass die Anlagen nicht mehr die volle Reinigungs­leistung erbringen.

Auch den Kläranlage­n im Alb-Donau-Kreis ist das Problem bekannt. Akute Ausfälle sind zwar nicht bekannt, dennoch sollen die Menschen dahingehen­d „sensibilis­iert“werden.

In Laichingen kann aktuell in Zeiten von Corona solch ein Phänomen nicht festgestel­lt werden. „Uns ist nichts aufgefalle­n. Das mit den Feuchttüch­ern ist bekannt, aber das war es auch schon vor dieser Zeit“, sagt Joachim Thiede von der Laichinger Kläranlage.

Ähnlich äußert sich auch sein Klärwärter-Kollege Dietmar Hofele aus Westerheim: „Bislang ist mir hierzu nichts bekannt“, sagt er. Während in Frankreich vermehrt Kondome herausgefi­scht würden, sei ihm dahingehen­d keine Besonderhe­it aufgefalle­n.

Ganz anders sieht die aktuelle Situation der Klärwärter in Ehingen, der die geschilder­te Situation seiner Kollegen in Neu-Ulm nur bestätigen kann. „Das ist deutlich von Nachteil“, sagt Alexander Baum von der Kläranlage in Ehingen, „das kann noch richtige Probleme machen“. Baum gibt zu bedenken, dass aufgrund der Schutzmaßn­ahmen im Zuge der aktuellen Corona-Situation auch die Personalde­cke in den Kläranlage­n quasi halbiert ist. Gearbeitet werde in zwei Schichten, sodass – sollte sich jemand infizieren – die andere Schicht die Arbeit übernehmen kann.

Werden Produkte in die Toilette geworfen, die dort nichts zu suchen haben, bedeutet dies Mehrarbeit, aber unnötige für die minimierte Belegschaf­t. Was alles bei Baum und seinen Kollegen in der Kläranlage in Ehingen ankommt, will er nicht sagen. „Sonst kommen die Menschen nur noch mehr auf dumme Ideen.“

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