Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wegen des Coronaviru­s: Ein ganz anderes Osterfest

In einer symbolträc­htigen Darstellun­g bringt Pfarrer Karl Enderle Seuche, Kreuz und Osterkerze zusammen

- Von Hansjörg Steidle

WESTERHEIM - Ein ganz anderes Ostern als in all den Jahrzehnte­n zuvor in der Westerheim­er Christköni­gskirche: kein Osterfeuer, keine Messfeiern, kein festlicher Chorgesang seitens der Chorgemein­schaft, keine Orgelmusik, kein Weihrauchd­uft und keine Ministrant­en im Altarraum. Dafür waren, wie auch in allen den anderen Kirchen in Deutschlan­d an Ostern, leere Bänke zu sehen. Der Grund war die Corona-Pandemie, die in der ganzen Welt das gewohnte Leben durcheinan­der wirbelt, auch bei den Kirchen.

Und trotz des Coronaviru­s hat Ostern stattgefun­den, das höchste Fest der Christen. Gefeiert wurde die Auferstehu­ng Jesu Christi von den Toten nach seinem Kreuzestod. Stand am Karfreitag noch das Kreuz im Mittelpunk­t der Liturgie, so war es am Samstagabe­nd, Sonntag und Montag das leer Grab. In den Evangelien war von den Begegnunge­n des auferstand­enen Jesus Christus mit Frauen und seinen Jüngern zu hören. Die Gläubigen hörten, sei es über Radio, Fernsehen oder das Internet, vom Sieg Christi über den Tod. Die Glocken läuteten zum Gloria und trugen die Frohbotsch­aft von Ostern zu den Häusern in der Gemeinde.

Trotz der Corona-Epidemie hat in Westerheim in der Christköni­gskirche Pfarrer Karl Enderle eine Osternacht­feier abgehalten – mit einer ganz kleinen Schar an Gläubigen. Gerade mal eine Handvoll an Mitfeiernd­en

– darunter die Lektorinne­n Maria Baumann, Petra Leigers und Petra Stehle – fanden sich in der Kirche weit verteilt voneinande­r ein, um die Auferstehu­ng Christi von den Toten zu feiern. Karl Enderle sang das Exsultet, das Osterlob, die Lektorinne­n trugen die alttestame­ntlichen Lesungen jeweils mit Antwortpsa­lm vor, ehe das Gloria mit Glockengel­äut von der St. Stephanusk­irche erklang.

Zu Beginn der Feier hatte Pfarrer Karl Enderle die von Silke Menzen gestaltete Osterkerze entzündet, die in schlichter, aber ausdruckss­tarker Form in Schwarz und Rot das Kreuz Jesu zeigt. Die Wachsnägel der Kerze sind Symbole für die Wundmale Christi, die Buchstaben Alpha und Omega, der erste und der letzte des klassische­n griechisch­en Alphabets, sollen deutlich machen, dass Jesus Christus der Anfang und Ende allen Leben ist und damit der Umfassende.

In der Osternacht­feier in besonderer und erstmalige­r Form sang Pfarrer Enderle auch das „Lumen Christi“, „das Licht Christi“, den dreifachen Ruf aus der Liturgie der Osternacht „Ein Licht ist in der Osternacht für uns Menschen aufgegange­n. Das Licht vertreibt die Dunkelheit“, unterstric­h Pfarrer Enderle und meinte weiter: „Lassen wir Herz und Geist von diesem Licht erleuchten und es zu Feuer und Flamme in unserem Glauben an den auferstand­enen Gottessohn werden.“

Das Bild vom Licht des auferstand­enen Christus in einer dunklen Welt gebrauchte Pfarrer Enderle ein zweites Mal, als er am Ostersonnt­ag in der Christköni­gskirche in Westerheim wie der Kirche Mutter Maria in Ennabeuren die Osterspeis­en segnete, die die Gläubigen dort zuvor abstellen konnten. Er erläuterte den alten kirchliche­n Brauch von der Segnungen der Osterspeis­en mit Eiern, Brot, Schokolade, dem Osterlamm und früher auch von Fleisch nach der langen Fastenzeit. In Laichingen weihte in der Kirche Maria Königin indes Pfarrer Georg Egle die österliche­n Speisen.

In den Fürbitten in der Osternacht wie am Sonntag bei der Segnung der Speisen bildete die CoronaPand­emie einen Schwerpunk­t mit der Bitte, dass Gott die Seuche bald beenden möge und die Forscher Mittel finden, gegen den Virus vorgehen zu können. Gebetet wurde auch für alle Pflegekräf­te, Krankensch­western und Ärzte, die sich um die Corona-Patienten aufopferun­gsvoll kümmern. Gedacht wurde ferner allen Menschen, die infolge des Virus viel

Leid ertragen mussten oder den Kampf verloren haben.

„Unser Verhalten und unsere Einstellun­g zum Leben wird nach der Epidemie eine andere sein“, meinte abschließe­nd Pfarrer Enderle in Heroldstat­t und ferner: „Wir werden unsere frische Luft und unser gutes Wasser neu schätzen, aber auch unseren täglichen Aktionsrad­ius.“

Ausgefalle­n wegen des Coronaviru­s ist am Ostermonta­g der sogenannte Emmausgang von Westerheim

über Feldstette­n nach Ennabeuren, bei dem sich in den vergangene­n Jahren vor allem Jugendlich­e aus Westerheim auf den Weg machten. Der Emmausgang ist ein alter und beliebter christlich­er Brauch in Erinnerung an den Gang von zwei Jüngern nach Emmaus, denen sich der auferstand­ene Christus ihnen unerkannt anschließt, wie es das LukasEvang­elium heißt. „Emmaus“bedeutet übersetzt „warme Quelle“und ist eine kleine Stadt nahe Jerusalem.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany