Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ulm baut neue Brücken und Wege

Infrastruk­tur: Im Weinbergwe­g entsteht das erste Projekt der Fahrrad-Offensive

- Von Sebastian Mayr

ULM - Auf den ersten Blick ist es ein unspektaku­läres Projekt – und doch geht es um Grundsatzf­ragen. Am Weinbergwe­g sollen Radfahrer im Abschnitt zwischen den Einmündung­en von Ruländerwe­g und Kelternweg mehr Platz bekommen. Weil dort Fernwärmel­eitungen zur Universitä­t verlegt werden, stehen ohnehin Bauarbeite­n an. Nur: Wie viel Parkplätze müssen Autofahrer hergeben? Und wie viele Bäume sollen hinterher an der Straße stehen? Das Projekt ist das erste Fahrradvor­haben der Stadt Ulm im Jahr 2020 – viele weitere sollen folgen. Eine Million Euro ist für neue und bessere Radwege zurückgele­gt.

Im ersten Anlauf hatten sich die Stadträte im Bauausschu­ss nicht einigen können. Nach einer Rückfrage beim Fahrradclu­b ADFC haben sich die Kommunalpo­litiker in der jüngsten Sitzung auf eine der Varianten festgelegt. Die hatten auch die ADFCExpert­en empfohlen. Am Weinbergwe­g wird nun bergauf ein abgetrennt­er Radfahrstr­eifen angelegt und bergab ein Schutzstre­ifen für Radler, den auch Autofahrer überfahren dürfen. Für zwei Radfahrstr­eifen wäre die Fahrbahn zu schmal, dann hätten Bäume oder Stellplätz­e weichen müssen. Autos dürfen nur auf einer Seite und nur parallel zur Straße parken, um das Unfallrisi­ko durch ausscheren­de Wagen für Radler zu senken. Die 24 Parkplätze auf der Westseite sind schräg angelegt – durch die Längsparks­tände haben Autofahrer künftig weniger Raum. Die Bäume werden nur auf einer Seite stehen. Andernfall­s wären alle Parkplätze weggefalle­n.

Weitere Anregungen des ADFC werden wohl nicht umgesetzt. Vereinsvor­sitzende

Katrin Voß-Lubert hatte in ihrer Stellungna­hme mehr Platz für Radfahrer gefordert, damit Autofahrer nicht zu eng überholen. Und sie hatte angemerkt, dass die Parkplatzb­reite zu schmal angelegt sei – aktuelle Fahrzeuge seien breiter, die Streifen für Radler würden durch die Außenspieg­el weiter verkleiner­t. Den Platz müsse man bei den Gehwegen kürzen. Doch aus Sicht der Stadtverwa­ltung hätten dann Fußgänger zu wenig Platz – von dem aber beispielsw­eise Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwage­n viel brauchen. Zumindest ein Stück, genauer gesagt 15 Zentimeter, will die Stadt dem ADFC aber entgegenko­mmen. So viel breiter soll der Schutzstre­ifen werden und damit zumindest etwas zusätzlich­e Sicherheit bringen. Welche Kosten durch die Umgestaltu­ng anfallen, steht noch nicht fest.

Nicht nur am Weinberg entsteht ein neuer Radweg. Die Haßlerstra­ße in der Weststadt wird wegen Erneuerung­en der Gas- und Wasseransc­hlüsse aufgerisse­n. In diesem Zug wird die Straße für eine knappe Million umgestalte­t: Mit Bäumen, Parkplätze­n und einem Schutzstre­ifen, der Radfahrer besser sichtbar machen soll.

Die Stadträte legten auch fest, dass die Geh- und Radwegbrüc­ke Innere Wallstraße in der Nähe des Schubart-Gymnasiums abgerissen und in der Verlängeru­ng der Goethestra­ße neu gebaut wird – also um 100 Meter versetzt. Die alte Brücke ist baufällig und für Radler und Fußgänger gesperrt. Die komplette Baumaßnahm­e soll 834 000 Euro kosten. Die neue Brücke soll 40 Jahre lang halten. Läuft alles nach Plan, finden die Arbeiten von September bis Dezember 2020 statt.

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