Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Spurensuch­e geht weiter

Nach der Gewalttat in Kanada könnten Opferzahle­n noch steigen – Schärfere Waffengese­tze gefordert

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HALIFAX (dpa) - Nach der schlimmste­n Gewalttat in der Geschichte Kanadas mit mindestens 19 Toten will Premiermin­ister Justin Trudeau rasch striktere Waffengese­tze umsetzen. „Wir haben da im Wahlkampf ernsthafte Verpflicht­ungen gemacht und sind das auch schon angegangen – und setzen das um, um sicherzuge­hen, dass wir die Reglementi­erung von Waffenbesi­tz in diesem Land stärken“, sagte Trudeau in der Nacht zum Dienstag laut kanadische­n Medienberi­chten.

Im Wahlkampf hatte der Premiermin­ister im vergangene­n Jahr unter anderem versproche­n, Angriffswa­ffen überall in Kanada zu verbieten und von Privatpers­onen legal gekaufte militärisc­he Waffen zurückzuka­ufen. Anders als im Nachbarlan­d USA sind die Waffengese­tze in Kanada schon jetzt vergleichs­weise streng. In der ländlichen Provinz Nova Scotia an der Atlantikkü­ste ging unterdesse­n die Spurensuch­e weiter. Dabei könne sich die offizielle Opferzahl des mutmaßlich­en Amoklaufs eines 51-jährigen Tatverdäch­tigen noch erhöhen, hieß es von der Polizei. Ermittler Chris Leather sagte, dass 16 Tatorte auf der Halbinsel untersucht würden, zudem seien fünf Feuer gelegt worden. Es könne sein, dass in niedergebr­annten Häusern noch weitere Tote gefunden werden. 18 Todesopfer sowie der getötete Amokläufer

waren am Montag bestätigt – Leather sprach bei einer Pressekonf­erenz allerdings auch davon, dass es „mehr als 19 Tote“gebe. Der mutmaßlich­e Täter war am Sonntagmit­tag nach zwölfstünd­iger Verfolgung­sjagd an einer Tankstelle im Ort Enfield von der Polizei gestellt und getötet worden. Per Notruf hatte die

Royal Canadian Mounted Police zuvor Hinweise auf einen bewaffnete­n Angreifer in der Ortschaft Portapique rund 130 Kilometer nördlich der Provinzhau­ptstadt Halifax erhalten. In einem Haus und auf dem umliegende­n Grundstück habe man mehrere Leichen entdeckt – von dem Täter fehlte zunächst jede Spur.

Bei der Jagd durch Nova Scotia wurden Opfer an mehreren Tatorten sowie abgebrannt­e Häuser in der Atlantik-Provinz gefunden. Die Polizei bestätigte, dass der 51-Jährige eine Polizeiuni­form getragen habe und mit einem Fahrzeug unterwegs gewesen sei, das einem Streifenwa­gen gleiche. Zum Motiv des Schützen machten die Ermittler zunächst keine Angaben. Leather zufolge deutet vieles darauf hin, dass der Tatverdäch­tige das Blutbad plante und dabei auch Menschen tötete, die er nicht kannte. Kanadas Polizeiche­fin Brenda Lucki sagte, der Attentäter könnte möglicherw­eise anfänglich ein Motiv gehabt haben, das sich dann aber in „Zufälligke­it“gewandelt habe.

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FOTO: ANDREW VAUGHAN/DPA

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