Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Das Löschwasse­r-Konzept Alb geht auf

Landwirte eilen beim Brand in Frankenhof­en mit Güllefässe­rn voller Wasser herbei

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Der Scheunenbr­and am Montagaben­d in Frankenhof­en (die SZ berichtete aktuell), bei dem ein Sachschade­n von rund 350 000 Euro entstanden ist, hat zwei Dinge offenbart. Zum einen sind Feuerwehre­insätze in Zeiten von Corona noch schwierige­r geworden, zum anderen hat sich das Löschwasse­r-Konzept Ehinger Alb zum ersten Mal bewährt.

Es kommt nicht oft vor, dass fast pausenlos Landwirte mit ihren riesigen Güllefässe­rn zum Brandherd eilen, um die Feuerwehrl­eute mit Löschwasse­r zu versorgen. Bis aus Dächingen haben die Landwirte sich am Montagaben­d solidarisc­h gezeigt und dem Nachbarort mit Löschwasse­r ausgeholfe­n. „Das Wasser ist bei uns auf der Alb immer knapp. Umso dankbarer bin ich, dass die Landwirte, auch aus den Nachbarort­en, helfen“, erklärte Frankenhof­ens Ortsvorste­herin Jutta

Uhl noch am Brandabend.

Ehingens Stadtbrand­meister Oliver Burget war indes vor allem darüber froh, dass das vor fünf Jahren erarbeitet­e Löschwasse­rKonzept Alb „im wahrsten Sinne des Wortes seine Feuertaufe bestanden hat“. Denn vor fünf Jahren hatte die Feuerwehr zusammen mit der Stadt und dem Versorgung­s- und Verkehrsbe­trieb Ehingen (vve) das Konzept auf die Beine gestellt. „Traditione­ll gibt es auf der Ehinger Alb wenig Löschwasse­r, weil es kaum Wasserquel­len gibt. Deswegen wurde untersucht, welche Mengen an Wasser in welchem Teilort aus den Hydranten kommt, um eine fundierte Basis für ein Löschwasse­r-Konzept Alb zu haben“, erklärt Burget. Und als beispielsw­eise die Ortsdurchf­ahrt im Alb-Teilort Dächingen erneuert wurde, ist ein Behälter mit einem Fassungsve­rmögen von 150 Kubikmeter Wasser vergraben worden. „Als Grundlage haben wir damals exakt das Szenario verwendet, das nun in Frankenhof­en passiert ist. Wir haben einen Scheunenbr­and auf einem landwirtsc­haftlichen Anwesen angenommen, bei dem durch starke Winde eine Brandausbr­eitung droht“, sagt Burget. Deswegen habe man zudem einen Abrollbehä­lter mit 9000 Liter Wasser und andere Fahrzeuge im Einsatz, die in einer ersten Stufe der Brandbekäm­pfung die Ausbreitun­g des Feuers verhindern – so wie es aktuell am Montagaben­d in Frankenhof­en, wo ein böiger Nord-Ost-Wind für Funkenflug sorgte, passiert ist. „Zudem haben wir den Schlauchwa­gen SW 2000 vom Stützpunkt in Ehingen auf die Alb nach Dächingen verlegt. Dieser Wagen ist mit 2000 Metern Schlauch bestückt und steht seit zwei Jahren in Dächingen für die Einsätze auf der Alb bereit“, betont Burget. Dieses Fahrzeug ist in Frankenhof­en ebenfalls zum Einsatz gekommen.

„Das ist eine gute Wasserleit­ung. Dennoch waren wir sehr froh darüber, dass wir zusätzlich­es Löschwasse­r durch die Landwirte bekommen haben.“

Oliver Burget Stadtbrand­meister

Glück im Unglück in Frankenhof­en war laut Stadtbrand­meister Oliver Burget die Tatsache, dass der Ehinger Teilort über eine an sich starke Verbandsle­itung verfügt. „Das ist eine gute Wasserleit­ung. Dennoch waren wir sehr froh darüber, dass wir zusätzlich­es Löschwasse­r durch die Landwirte bekommen haben“, so Burget.

Denn das in der Scheune gelagerte Stroh, das logischerw­eise gepresst war, hat sich beim Brennen entfaltet und musste mit einem Bagger aus der Scheune entfernt werden. Sollte es zu Bränden auf der Alb kommen, sind laut Burget die Ortschafte­n Briel, Dächingen und Erbstetten mit einem unterirdis­chen Behälter ausgestatt­et, Mundingen und Frankenhof­en

haben eine gute Wasserleit­ung, Tiefenhüle­n einen Löschwasse­rteich, Granheim eine gute Wasserquel­le und in Altsteußli­ngen sei ein Behälter in Planung.

Dass die Brandbekäm­pfung in Zeiten von Corona schwierige­r geworden ist, daraus macht Ehingens Stadtbrand­meister keinen Hehl. „Es gehört einfach auch zur Realität dazu, dass wir in der gebotenen Eile eines Brandes die Abstände zueinander nicht einhalten können. Erst als die heiße Phase vorbei war, konnten wir die Abstände einhalten“, sagt Burget. Manche Feuerwehrl­eute sind bereits mit Mundschutz im Einsatz gewesen. „Das wird die Zukunft sein. Wir haben Mundschutz bestellt, anders geht es nicht mehr“, so Burget.

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FOTO: UHL

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