Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Das Löschwasser-Konzept Alb geht auf
Landwirte eilen beim Brand in Frankenhofen mit Güllefässern voller Wasser herbei
EHINGEN - Der Scheunenbrand am Montagabend in Frankenhofen (die SZ berichtete aktuell), bei dem ein Sachschaden von rund 350 000 Euro entstanden ist, hat zwei Dinge offenbart. Zum einen sind Feuerwehreinsätze in Zeiten von Corona noch schwieriger geworden, zum anderen hat sich das Löschwasser-Konzept Ehinger Alb zum ersten Mal bewährt.
Es kommt nicht oft vor, dass fast pausenlos Landwirte mit ihren riesigen Güllefässern zum Brandherd eilen, um die Feuerwehrleute mit Löschwasser zu versorgen. Bis aus Dächingen haben die Landwirte sich am Montagabend solidarisch gezeigt und dem Nachbarort mit Löschwasser ausgeholfen. „Das Wasser ist bei uns auf der Alb immer knapp. Umso dankbarer bin ich, dass die Landwirte, auch aus den Nachbarorten, helfen“, erklärte Frankenhofens Ortsvorsteherin Jutta
Uhl noch am Brandabend.
Ehingens Stadtbrandmeister Oliver Burget war indes vor allem darüber froh, dass das vor fünf Jahren erarbeitete LöschwasserKonzept Alb „im wahrsten Sinne des Wortes seine Feuertaufe bestanden hat“. Denn vor fünf Jahren hatte die Feuerwehr zusammen mit der Stadt und dem Versorgungs- und Verkehrsbetrieb Ehingen (vve) das Konzept auf die Beine gestellt. „Traditionell gibt es auf der Ehinger Alb wenig Löschwasser, weil es kaum Wasserquellen gibt. Deswegen wurde untersucht, welche Mengen an Wasser in welchem Teilort aus den Hydranten kommt, um eine fundierte Basis für ein Löschwasser-Konzept Alb zu haben“, erklärt Burget. Und als beispielsweise die Ortsdurchfahrt im Alb-Teilort Dächingen erneuert wurde, ist ein Behälter mit einem Fassungsvermögen von 150 Kubikmeter Wasser vergraben worden. „Als Grundlage haben wir damals exakt das Szenario verwendet, das nun in Frankenhofen passiert ist. Wir haben einen Scheunenbrand auf einem landwirtschaftlichen Anwesen angenommen, bei dem durch starke Winde eine Brandausbreitung droht“, sagt Burget. Deswegen habe man zudem einen Abrollbehälter mit 9000 Liter Wasser und andere Fahrzeuge im Einsatz, die in einer ersten Stufe der Brandbekämpfung die Ausbreitung des Feuers verhindern – so wie es aktuell am Montagabend in Frankenhofen, wo ein böiger Nord-Ost-Wind für Funkenflug sorgte, passiert ist. „Zudem haben wir den Schlauchwagen SW 2000 vom Stützpunkt in Ehingen auf die Alb nach Dächingen verlegt. Dieser Wagen ist mit 2000 Metern Schlauch bestückt und steht seit zwei Jahren in Dächingen für die Einsätze auf der Alb bereit“, betont Burget. Dieses Fahrzeug ist in Frankenhofen ebenfalls zum Einsatz gekommen.
„Das ist eine gute Wasserleitung. Dennoch waren wir sehr froh darüber, dass wir zusätzliches Löschwasser durch die Landwirte bekommen haben.“
Oliver Burget Stadtbrandmeister
Glück im Unglück in Frankenhofen war laut Stadtbrandmeister Oliver Burget die Tatsache, dass der Ehinger Teilort über eine an sich starke Verbandsleitung verfügt. „Das ist eine gute Wasserleitung. Dennoch waren wir sehr froh darüber, dass wir zusätzliches Löschwasser durch die Landwirte bekommen haben“, so Burget.
Denn das in der Scheune gelagerte Stroh, das logischerweise gepresst war, hat sich beim Brennen entfaltet und musste mit einem Bagger aus der Scheune entfernt werden. Sollte es zu Bränden auf der Alb kommen, sind laut Burget die Ortschaften Briel, Dächingen und Erbstetten mit einem unterirdischen Behälter ausgestattet, Mundingen und Frankenhofen
haben eine gute Wasserleitung, Tiefenhülen einen Löschwasserteich, Granheim eine gute Wasserquelle und in Altsteußlingen sei ein Behälter in Planung.
Dass die Brandbekämpfung in Zeiten von Corona schwieriger geworden ist, daraus macht Ehingens Stadtbrandmeister keinen Hehl. „Es gehört einfach auch zur Realität dazu, dass wir in der gebotenen Eile eines Brandes die Abstände zueinander nicht einhalten können. Erst als die heiße Phase vorbei war, konnten wir die Abstände einhalten“, sagt Burget. Manche Feuerwehrleute sind bereits mit Mundschutz im Einsatz gewesen. „Das wird die Zukunft sein. Wir haben Mundschutz bestellt, anders geht es nicht mehr“, so Burget.