Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Armleuchteralge lebe hoch!
In der Natur kommen Tiere und Pflanzen vor, die bisweilen äußerst merkwürdige Namen tragen. Dabei sollten wir uns aber nicht über jene Vertreter von Fauna und Flora lustig machen, sondern eher die Menschen kritisch hinterfragen, welche ihnen ihre Namen gaben. Denn in der stimmenlosen Welt der Blumen sind die Dinge einfach da, ohne eines Namens oder Etiketts zu bedürfen. Die braucht immer nur der Mensch. Auch ein Löwe ahnt nicht, welches Wort wir ihm zuordnen.
Besonders hart getroffen hat es in dieser Hinsicht die Armleuchteralge.
Dieses selten seltsam benamste Gewächs soll einem vierarmigen Leuchter ähneln, womit der Name erklärt wäre. Fehlt nur noch eine Erklärung dafür, warum wir den Armleuchter landläufig eher als Begriff aus dem Bereich der Minderbegabung und als Schmähung benutzen.
Lexikalische Einträge liefern da keine eindeutigen Begründungen. Eine Lesart ist, dass es sich eigentlich um die verklausulierte Beschönigung eines anderen zusammengesetzten Schimpfwortes handele, dessen erste Buchstaben ebenfalls A und L sind.
Es könnte natürlich auch sein, dass damit ausgedrückt werden soll, dass ein als Armleuchter Bezeichneter nicht die hellste Kerze auf der Torte ist und also arm an Geistesglanz eher funzelt als strahlt. Die Pflanze kann freilich nichts dafür, zumal sie im Dunkeln gar nicht leuchtet. Glücklicherweise ist diese Wasserpflanze eine Ausnahme, wenn es um die missverständliche Benennung geht. Es gibt zum Beispiel keinen Dorftrottelefeu oder eine Idiotenkresse. Zum Glück. (nyf)
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