Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Auch mit 50 heißt Opdenhövels Rezept Leidenschaft
KÖLN (dpa) - Plötzlich ist er da. Wie ein geölter Blitz rast Matthias Opdenhövel auf seinem Fahrrad heran und bremst scharf ab. „Pünktlich auf die Minute!“, sagt er breit grinsend. Unverkennbar ist der „Sportschau“-Moderator selber auch nicht gerade unsportlich. Er ist braun gebrannt, trägt Turnschuhe, Shorts und ein schwarzes T-Shirt. Dass er diesen Dienstag 50 Jahre alt wird, mag da manchen überraschen. Treffpunkt ist die „kölsche Riviera“, eine Rheinschleife. Opdenhövel zieht es zum Fluss. Er hat die Corona-Zeit dafür genutzt, mit dem älteren seiner beiden Söhne – sie sind 19 und zwölf – den Bootsführerschein zu machen. Acht Tage haben sie nur gebüffelt, mit Geodreieck und Zirkel. Jetzt hat er den Schein und dürfte sogar ums Kap Hoorn segeln. Sein Traum ist bescheidener: ein eigenes kleines Motorboot – „ohne Kajüte, ganz schlicht“.
Im Bootshaus „Albatros“bestellt sich Matthias Opdenhövel wenig später ein stilles Wasser und verschränkt die Arme hinterm Kopf. Ein Mann, der rundum zufrieden, ja glücklich wirkt. Gar keine Angst vor der runden Zahl? „Überhaupt nicht. Ich fühl’ mich besser und fitter als mit 40. Ich bin gesund, meine Lieben sind gesund, im Job läuft es spitze.“
Am meisten Erfolg hat er derzeit mit der Show „The Masked Singer“. Sein Traum war aber immer, Sportreporter zu werden. Das war schon in Kindertagen so, in Detmold bei Bielefeld. „Ernst Huberty, Addi Furler, Dieter Adler, das waren meine Helden.“Als er mit acht Jahren erstmals für drei Wochen in die Kirchenfreizeit nach Ameland fuhr, schickten ihm seine Eltern jede Woche den „Kicker“hinterher. Dennoch begann er nach dem Abitur erst einmal ein BWL-Studium in Würzburg. „Ich dachte: Als Reporter hat man nur eine Chance, wenn man in Deutsch eine Eins hat.“Schon nach der ersten Vorlesung wusste er, dass BWL nichts für ihn war. Stattdessen entschied er sich nach einem Semester für eine Hospitanz bei der „Lippischen Rundschau“. Von dort ging es weiter zum Lokalradio und dann Anfang der 1990er-Jahre zum Fernsehsender Viva nach Köln.
Dort lernte er Stefan Raab kennen. „Der hat mich auf seinem Moped hintendrauf mitgenommen und mir Köln gezeigt. Seitdem kennen und mögen wir uns.“Zehn Jahre später wurde Matthias Opdenhövel Moderator von
„Schlag den Raab“. Der alte Fußballwunsch aber arbeitete in ihm weiter. Zunächst wurde er Stadionsprecher bei seinem Lieblingsverein Borussia Mönchengladbach und stellte dort für die Dreiviertelstunde vor dem Anpfiff ein richtiges Programm auf die Beine. Dadurch wurde der Pay-TVSender Arena auf ihn aufmerksam und holte ihn als Reporter. 2011 schließlich die Erfüllung seines Kindheitstraums: Matthias Opdenhövel moderierte erstmals die „Sportschau“. „Wenn die Eröffnungsmelodie kommt, und du stehst da in dem Set, dann ist das schon eine Adrenalindusche“, sagt er. Sein Highlight war die Berichterstattung vom deutschen WM-Titelgewinn 2014 in Rio, Tiefpunkt die Kommentierung der Pariser Terroranschläge am 13. November 2015 aus dem Stade de France, wo ein Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Deutschland stattfand.
Insgesamt habe er viel Glück gehabt, sagt Matthias Opdenhövel rückblickend. Aber auch das Richtige getan, nicht nur, als er sein Studium abbrach. Derzeit ist sein älterer Sohn in der Berufsfindungsphase. Papas Rat: „Egal was du machst, ob du einen Stuhl schreinerst, eine Klasse unterrichtest oder ein Fußballspiel kommentierst, du musst mit Feuer dabei sein. Wenn man etwas mit Leidenschaft macht, wird es meistens gut.“