Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Oppingen geht ans Glasfasernetz
Landrat Heiner Scheffold lobt Gesamtgemeinde als Premiumstandort mit optimaler Anbindung an digitale und reale Welt – Kostenrahmen von rund 873 000 Euro
NELLINGEN-OPPINGEN - Der kommunale Glasfaserausbau schreitet mit großen Schritten voran. Im ganzen Landkreis und darüber hinaus gehen bereits Teilstücke der Backbone-Leitung, des vom Alb-DonauKreises initiierten Glasfasernetzes, Komm.Pakt.Net, in Betrieb - so auch am Donnerstag in Nellingen (die Schwäbische Zeitung berichtete aktuell). Für die angeschlossenen Bürger und Unternehmen bedeutet das einen deutlichen Standortvorteil, urteilten Landrat Heiner Scheffold und Bürgermeister Christoph Jung bei der offiziellen Inbetriebnahme unisono.
Das Netz in Oppingen ist das erste Netz auf der Alb, das in diesem Betreibermodell in Betrieb genommen wird. „Nellingen und Oppingen bewegt sich mit dem heutigen Knopfdruck vom kupfernen ins gläsere Zeitalter oder anders gesagt in das digitale Zeitalter. Das ist ein Meilenstein in der Fortentwicklung“, betonte Heiner Scheffold, Landrat des AlbDonau-Kreises. Der Fortschritt diene zu 80 Prozent den Privathaushalten, da hier auch 80 Prozent des Datenverkehrs aufkommen. zugleich stärke es aber auch den Wirtschaftsstandort. Zahlreiche Beteiligte arbeiten bei der Netzinbetriebnahme zusammen. Momentan wird es Bandbreiten im privaten Bereich flächendeckend bis 50 Mbit geben. Im gewerblichen Bereich sogar beinahe unbegrenzte Kapazitäten, da hier die Glasfaserleitung bis in die Firmen verlegt worden sind. Insgesamt sind 30 Betriebe angeschlossen. Gestartet wird von Seiten des Betreibers mit einem symetrischen Wert
(Down- und
Upload) von einem Gigabit. „Das deckt momentan jeden Bedarf ab.
Damit wird Nellingen zum Premienstandort, denn die Gemeinde ist nun auch an die digitale Welt angeschlossen. Sie hat die A8 vor der Haustür und in Kürze den Bahnhof Merklingen“, so Scheffold, der als Ziel für den Landkreis ausgibt, die Backbone-Leitung bis Ende diesen Jahres komplett zu schließen. 592 Kilometer seinen bisher gebaut, was 91 Prozent der Gesamtlänge entsprechen. Nicht alles sei in Betrieb aber er sei sehr zuversichtlich, dass bis Jahresende die restlichen Leitungen von insgesamt 651 Kilometer gelegt seien. An den Bund gewandt sagte Scheffold: „Meine Bitte ist, dass die regulatorischen Bedingungen so gesetzt werden, dass wir verlässliche Parameter haben. Dass eine Markterkundung verbindlich ist für die privaten Partner. Dass die Förderkriterien so ausgestaltet sind, dass die kommunale Seite sauber agieren kann. Dass für alle die Spielregeln klar sind. Die Förderrichtlinie ,Graue Flecken’ sieht dieses vor und das wäre eine Quantensprung.“zudem betonte der Landrat, dass man den Grundstein für die Digitalisierung gelegt hätte, jetzt aber nicht aufhören dürfe diese voranzutreiben. Die Digitalisierung werde zu einer starken Verschiebung in der Arbeitswelt führen, sie werde Arbeitsplätze kosten, wie bei jeder industriellen Revolution bisher, jedoch werde sie gleichzeitig viele neue schaffen. Besonders
der ländliche Raum befinde sich in einer Zeit der Transformation die nicht verschlafen werden dürfe. „Diese Arbeitsplätze dürfen eben nicht in China, im Silicon Valley, in Hamburg oder Berlin entstehen, die müssen hier vor Ort entstehen und dafür brauchen wir die Grundvoraussetzung des schnellen Internets.“
Matthias Hermann, Vertriebsleiter der NetcomBW, freute sich, dass Leitungsbau und Inbetriebnahme trotz der vielen beteiligten Partner sehr rasch und problemlos über die Bühne gehen konnten. Nicht immer erlebe man ein so gutes Zusammenspiel von Behörden, Kommune und Baufirmen, wie in Nellingen. Umso glücklicher sei er, dass sein Unternehmen nun vielen privaten und kommerziellen Nutzern den Weg in eine digitale Zukunft anbieten könne. Auch wenn aufgrund der aktuellen Corona-Situation leider keine große Informationsveranstaltung für die
Bürger habe stattfinden können, versuche man dies auf digitalem
Weg nachzuholen. Die Bürger profitieren bereits seit Anfang September vom neuen schnellen Internet.
Da positive Ereignisse in diesem Jahr eher eine Seltenheit zu sein scheinen, freue es Nellingens Bürgermeister Christoph Jung umso mehr, dass Nellingen und sein Teilort Oppingen als erste Albgemeinde vom Glasfaserausbau profitieren. Er dankte besonders seinem Vorgänger Franko Kopp und Werner Zimmermann, ehemaliger GVV-Geschäftsführer und Kämmerer der Gemeinde Nellingen, sowie den beiden Breitbandkoordinatorinnen des Alb-Donau-Kreises, die diesen großen Schritt für Nellingen maßgeblich vorangebracht hätten. „Der Bau der Backbone-Trasse war für Nellingen und Oppingen ein Kraftakt. Ohne die Zuwendungen des Landes wäre das Projekt auch in der vorgegebenen Zeit sicher nicht umsetzbar gewesen. Umso besser ist es, dass der Kostenrahmen von rund 873 000 Euro aller Voraussicht nach eingehalten wird“, so Jung, der sich auch beim Landrat und den betreuenden Planungsbüros für deren „jederzeit offenes Ohr“bedankte. Für die Gewerbetreibenden stehe nun die langersehnte Breitbandverbindung zur Verfügung. In vielen Gesprächen habe er mitgeteilt bekommen, wie wichtig diese sei. Ein Onlineshop sei beispielsweise mit dem bisherigen Netz nur eingeschränkt zu betreiben gewesen oder Videokonferenzen immer wieder unterbrochen worden. Bei Geschäftspartnern sei dies immer wieder auf Unverständnis gestoßen. Nun sei das Gebiet aber kein weißer Fleck mehr auf der Landkarte. Und im Ausblick auf die künftige Entwicklung sagte Jung: „Bei Breitband ist nichts einfach, aber wir alle sind diese Aufgabe zusammen mit dem Landkreis mit hohem Einsatz und hoher Motivation angegangen und das werden wir in Zukunft genauso tun.“