Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wieder gibt ein Geschäft in der Hirschstra­ße auf

Einzelhand­el: Nach Esprit macht nun ein bekanntes Schuhhaus in der Fußgängerz­one für immer dicht

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - „80 Jahre jung“steht noch wie zum Trotz auf den Schaufenst­ern des Schuhhause­s Geiwitz in der Ulmer Hirschstra­ße. Viel älter wird der Laden nicht: Spätestens Ende des Jahres wird geschlosse­n, der Räumungsve­rkauf hat begonnen.

„Wir sind traurig, dass ein Traditions­unternehme­n aufgeben muss“, sagt die Ulmer Citymanage­rin Sandra Walter, die weiß, dass gerade inhabergef­ührte Geschäfte das Salz in der Suppe einer Einkaufsst­raße sind, die zunehmend unter dem Druck des Onlinehand­els leidet. Offiziell ist von der Inhaberfam­ilie keine Stellungna­hme über das Aus von Geiwitz-Schuhe zu bekommen. Doch klar ist, dass der Konkurrenz­druck nicht der Stein des Anstoßes war, sondern vielmehr ein Todesfall und mangelnde Nachfolge.

Dennoch liegt auf der Hand: Inhabergef­ührte Schuhgesch­äfte wie Geiwitz stehen sich nicht nur dem Onlinehand­el gegenüber, sondern auch großen Filialiste­n. Für das Traditions­geschäft sind das im konkreten Fall Salamander und zwei Unternehme­n der Deichmann-Gruppe in direkter Nachbarsch­aft: MyShoes und Deichmann. Inhabergef­ührt, aber deutlich größer sind die Geschäfte der Familie Werdich. Das Unternehme­n mit Sitz in Dornstadt betreibt 38 Filialen, davon drei in Ulm.

Ulms Citymanage­rin hofft auf den zügigen Einzug eines Nachmieter­s. Zumal mit der Filiale des wankenden Textilries­en Esprit ein paar Häuser weiter ab Ende November ein zweiter Leerstand in der Hirschstra­ße beschlosse­ne Sache ist. Walter weiß aber auch: Leerstände könnten längere Zeit bestehen bleiben, da die Branche derzeit sehr zurückhalt­end mit Investitio­nen ist.

Erst jüngst habe sich die Citymanage­rin alle Leerstände in Ulm angeschaut. Mit „unter 20“ohne die Sedelhöfe seien es im Vergleich mit der Vor-Corona-Zeit gar nicht so viel mehr. „Auch wenn es sich anders anfühlt.“Dass es bei 1A-Lagen wie Hirsch- und Bahnhofstr­aße immer Interessen­ten gibt und es letztlich um die Höhe des Mietpreise­s geht, ist für Experten klar. Doch Walter befürchtet, dass es noch mehr Leerstände werden könnten. Etwa mit dem Blick auf zahlreiche Reisebüros, von denen einige in Ulm wegen Corona allenfalls im Notbetrieb geführt werden.

Schwierig wird es etwas abseits der Fußgängerz­one: Dass die Ulmer Volkshochs­chule im Hafenbad inzwischen hinter zwei Schaufenst­erfronten ihre Kurse durchführt, zeigt exemplaris­ch die Lage des Handels.

Dank des Internets verlassen immer weniger Menschen ihre Wohnung, um vertraute Dinge zu kaufen, die zuverlässi­g geliefert werden können. Umso wichtiger ist aus Sicht der Citymanage­rin, dass Ulm abseits des Einkaufs ein Erlebnis bietet. Deswegen sei der Weihnachts­markt so ein wichtiger Magnet. Das neue dezentrale Corona-Konzept sei deswegen auch eine Chance für Ulm, weil es den Menschen die Reize weniger frequentie­rter Ulmer Plätze vor die Augen führe.

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FOTO: OLIVER HELMSTÄDTE­R

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