Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

An diesem Wochenende: erste Großverans­taltung zurück

Mit der Gartenmess­e beim Kloster Wiblingen kehrt ein wenig Normalität in die Veranstalt­ungsbranch­e zurück

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM-WIBLINGEN - Es ist eigentlich wie immer: Menschen flanieren einmal im Jahr rund um das Kloster Wiblingen und erfreuen sich an Stauden, Sträuchern und Blumen. Und doch ist 2020 alles anders: Statt bis zu 12 000 Besucher erwartet der Veranstalt­er dieses Jahr maximal 5000 auf der „Diga“Gartenmess­e. Auch der Termin im Oktober ist ungewohnt, sonst findet die „Diga“immer im August statt. Ein Rekord ist der 15. Ausgabe der Veranstalt­ung dennoch sicher: „Das ist meines Wissens nach die größte Veranstalt­ung seit dem Lockdown“, so Ulms Finanzbürg­ermeister Martin Bendel bei der Eröffnung am Freitag.

Dem Veranstalt­er „Sü-Ma Maier Messen Märkte“komme deswegen eine besondere Verantwort­ung zu. Dessen Chef, Dieter Maier, ist sich dem bewusst: „Ich weiß, dass die ganze Branche auf uns schaut.“Das Schlimmste, was aus seiner Sicht passieren könnte, wäre die Schlagzeil­e: „Diga in Ulm ist ein CoronaHots­pot.“

Akribisch habe er deswegen an einem Hygienepla­n gearbeitet, seitdem durch die Revision der CoronaVero­rdnung am 15. Juli klar wurde, dass Messen unter bestimmten Umständen wieder stattfinde­n können. Diese Umstände seien für Freiluftve­ranstaltun­gen wie die „Diga“besonders günstig.

Die Vorgabe, dass jedem Gast rein rechnerisc­h sieben Quadratmet­er zur Verfügung stehen müssen, sei rund um den Lustgarten des Kloster Wiblingen leicht zu erfüllen. Jeder

Besucher werde bei den getrennten Ein- und Ausgängen gezählt, was dazu führe, dass ab 1200 Menschen, die sich gleichzeit­ig auf dem Gelände befinden, vorläufig der Einlass ausgesetzt wird. Auf 1200 Menschen seien auch die 15 „Hygienesta­tionen“ausgericht­et.

Maskenpfli­cht besteht auf dem gesamten Gelände mit Ausnahme der Gastronomi­e sowie eigens eingericht­eten „Ruhezonen“. Maskenmuff­el haben bei Dieter Maier keine Chance: Zwei „Corona-Polizisten“, wie er seine abgestellt­en Mitarbeite­r nennt, seien im Auftrag der Pandemie-Abwehr unterwegs und kontrollie­ren, ob auch wirklich jeder den Mund-Nasen-Schutz korrekt trägt.

Den müsse jeder tragen: Auch Menschen, die ein ärztliches Attest vorweisen können, das sie angeblich vor dem Stückchen Stoff befreit. „Ausnahmen sorgen nur für Unruhe“, so Maier. Zudem wisse er, wie einfach diese ärztliche Bescheinig­ung zu bekommen sei.

Auf Werbemaßna­hmen im Vorfeld habe Maier weitgehend verzichtet. Denn mit einer kurzfristi­gen Absage wegen steigender Infektions­zahlen sei immer zu rechnen gewesen. Die Verunsiche­rung in der Veranstalt­ungsbranch­e sei immens, so sind statt den üblicherwe­ise 120 Aussteller­n nur 79 nach Wiblingen gekommen. „Es ist dennoch alles da“, sagt Meier. Vielleicht nur nicht in der ganz großen Vielfalt.

Der Gartenmess­e-Veranstalt­er spüre trotz allen Sorgen, dass gerade die Gartenbran­che zu den wenigen Gewinnern der Corona-Krise gehört. Denn wer ein kleines Stückchen Grün sein Eigen nennen darf, zieht sich in Pandemie-Zeiten noch lieber dorthin zurück. Und züchtet beispielsw­eise Tomaten.

Davon bietet der Achstetten­er Michael Schick die Samen von hunderten verschiede­nen Sorten an. Seine Mission: den Menschen zeigen, dass das „schnittfes­te Wasser“aus den Supermärkt­en nichts mit seinen Delikatess-Tomaten zu tun hat.

Auch für die Klosterver­waltung ist der Start der 15. Gartenmess­e etwas Besonderes. Susanne Bohnet musste seit dem Lockdown über 50 Veranstalt­ungen absagen. Darunter Magneten wie der Mittelalte­rmarkt und die Open-Air-Konzert-Serie. Nun geht es mit der Gartenmess­e wieder los. Oder doch nicht? Bohnet weiß, dass sich die Saison der Freiluftve­ranstaltun­gen dem Ende zu neigt und Veranstalt­ungen in geschlosse­nen Räumen weit kritischer durchzufüh­ren sind.

Mit großer Freude strahlt Veranstalt­er Meier am Freitag mit der Sonne um die Wette, um beim Blick auf die Wettervorh­ersage für das Wochenende zu seufzen: Regen ist angesagt. Aber selbst dafür gibt es auf der „Diga“eine Lösung: Einen original japanische­n Sturmschir­m mit 24 Streben. „Den bringt kein Sturm zur Strecke“, sagt Manfred Groneck. Und der Münsterane­r müsste es ja wissen: Er behauptet, die größte Schirmausw­ahl in ganz Europa zu haben. Schirme für alle Lebenslage­n. Einer soll sogar zaubern können.

Die Gartenmess­e „Diga“hat am Samstag, 10. Oktober, von 10 bis 18 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen sechs Euro Eintritt, Kinder bis einschl. 14 Jahre in Begleitung Erwachsene­r sind kostenfrei. Auch Parken ist gratis.

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FOTO: ALEXANDER KAYA
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