Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
An diesem Wochenende: erste Großveranstaltung zurück
Mit der Gartenmesse beim Kloster Wiblingen kehrt ein wenig Normalität in die Veranstaltungsbranche zurück
ULM-WIBLINGEN - Es ist eigentlich wie immer: Menschen flanieren einmal im Jahr rund um das Kloster Wiblingen und erfreuen sich an Stauden, Sträuchern und Blumen. Und doch ist 2020 alles anders: Statt bis zu 12 000 Besucher erwartet der Veranstalter dieses Jahr maximal 5000 auf der „Diga“Gartenmesse. Auch der Termin im Oktober ist ungewohnt, sonst findet die „Diga“immer im August statt. Ein Rekord ist der 15. Ausgabe der Veranstaltung dennoch sicher: „Das ist meines Wissens nach die größte Veranstaltung seit dem Lockdown“, so Ulms Finanzbürgermeister Martin Bendel bei der Eröffnung am Freitag.
Dem Veranstalter „Sü-Ma Maier Messen Märkte“komme deswegen eine besondere Verantwortung zu. Dessen Chef, Dieter Maier, ist sich dem bewusst: „Ich weiß, dass die ganze Branche auf uns schaut.“Das Schlimmste, was aus seiner Sicht passieren könnte, wäre die Schlagzeile: „Diga in Ulm ist ein CoronaHotspot.“
Akribisch habe er deswegen an einem Hygieneplan gearbeitet, seitdem durch die Revision der CoronaVerordnung am 15. Juli klar wurde, dass Messen unter bestimmten Umständen wieder stattfinden können. Diese Umstände seien für Freiluftveranstaltungen wie die „Diga“besonders günstig.
Die Vorgabe, dass jedem Gast rein rechnerisch sieben Quadratmeter zur Verfügung stehen müssen, sei rund um den Lustgarten des Kloster Wiblingen leicht zu erfüllen. Jeder
Besucher werde bei den getrennten Ein- und Ausgängen gezählt, was dazu führe, dass ab 1200 Menschen, die sich gleichzeitig auf dem Gelände befinden, vorläufig der Einlass ausgesetzt wird. Auf 1200 Menschen seien auch die 15 „Hygienestationen“ausgerichtet.
Maskenpflicht besteht auf dem gesamten Gelände mit Ausnahme der Gastronomie sowie eigens eingerichteten „Ruhezonen“. Maskenmuffel haben bei Dieter Maier keine Chance: Zwei „Corona-Polizisten“, wie er seine abgestellten Mitarbeiter nennt, seien im Auftrag der Pandemie-Abwehr unterwegs und kontrollieren, ob auch wirklich jeder den Mund-Nasen-Schutz korrekt trägt.
Den müsse jeder tragen: Auch Menschen, die ein ärztliches Attest vorweisen können, das sie angeblich vor dem Stückchen Stoff befreit. „Ausnahmen sorgen nur für Unruhe“, so Maier. Zudem wisse er, wie einfach diese ärztliche Bescheinigung zu bekommen sei.
Auf Werbemaßnahmen im Vorfeld habe Maier weitgehend verzichtet. Denn mit einer kurzfristigen Absage wegen steigender Infektionszahlen sei immer zu rechnen gewesen. Die Verunsicherung in der Veranstaltungsbranche sei immens, so sind statt den üblicherweise 120 Ausstellern nur 79 nach Wiblingen gekommen. „Es ist dennoch alles da“, sagt Meier. Vielleicht nur nicht in der ganz großen Vielfalt.
Der Gartenmesse-Veranstalter spüre trotz allen Sorgen, dass gerade die Gartenbranche zu den wenigen Gewinnern der Corona-Krise gehört. Denn wer ein kleines Stückchen Grün sein Eigen nennen darf, zieht sich in Pandemie-Zeiten noch lieber dorthin zurück. Und züchtet beispielsweise Tomaten.
Davon bietet der Achstettener Michael Schick die Samen von hunderten verschiedenen Sorten an. Seine Mission: den Menschen zeigen, dass das „schnittfeste Wasser“aus den Supermärkten nichts mit seinen Delikatess-Tomaten zu tun hat.
Auch für die Klosterverwaltung ist der Start der 15. Gartenmesse etwas Besonderes. Susanne Bohnet musste seit dem Lockdown über 50 Veranstaltungen absagen. Darunter Magneten wie der Mittelaltermarkt und die Open-Air-Konzert-Serie. Nun geht es mit der Gartenmesse wieder los. Oder doch nicht? Bohnet weiß, dass sich die Saison der Freiluftveranstaltungen dem Ende zu neigt und Veranstaltungen in geschlossenen Räumen weit kritischer durchzuführen sind.
Mit großer Freude strahlt Veranstalter Meier am Freitag mit der Sonne um die Wette, um beim Blick auf die Wettervorhersage für das Wochenende zu seufzen: Regen ist angesagt. Aber selbst dafür gibt es auf der „Diga“eine Lösung: Einen original japanischen Sturmschirm mit 24 Streben. „Den bringt kein Sturm zur Strecke“, sagt Manfred Groneck. Und der Münsteraner müsste es ja wissen: Er behauptet, die größte Schirmauswahl in ganz Europa zu haben. Schirme für alle Lebenslagen. Einer soll sogar zaubern können.
Die Gartenmesse „Diga“hat am Samstag, 10. Oktober, von 10 bis 18 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen sechs Euro Eintritt, Kinder bis einschl. 14 Jahre in Begleitung Erwachsener sind kostenfrei. Auch Parken ist gratis.