Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
ZDF-Montagskrimi über die realen Duisburger Mafia-Morde
„Die Spur der Mörder“: Heino Ferch setzt seine Arbeit als Ermittler Ingo Thiel fort
MAINZ (KNA) - Ingo Thiel ist wieder da: Zum zweiten Mal ermittelt Heino Ferch in der Rolle des hartnäckigen Kommissars, erneut beruht die Story auf einem wahren Fall. Diesmal geht es um die Duisburger Mafia-Morde von 2007.
Es ist nicht weniger als eine Hinrichtung, im August 2007, mitten in Duisburg: Danach sind sechs Männer tot, erschossen aus kurzer Distanz vor einem italienischen Restaurant. Die brutalen Morde schreckten die Republik auf und führten den Deutschen vor Augen, wie selbstverständlich die Mafia längst auch diesseits der Alpen ihre Geschäfte pflegt. Denn dass die Tat auf das Konto des organisierten Verbrechens, genauer: der kalabrischen ’Ndrangheta ging, wurde schon kurz danach vermutet – und später durch die polizeilichen Ermittlungen bestätigt.
Eben diese Ermittlungsarbeit steht im Zentrum des Krimis „Die Spur der Mörder“, den das ZDF am Montag ausstrahlt. Geleitet wird die Soko von Ingo Thiel (Heino Ferch), ein Name, den Fernsehzuschauer noch aus dem ZDF-Film „Ein Kind wird gesucht“von 2017 kennen. Damals erzählte dasselbe Team – die Drehbuchautoren Fred Breinersdorfer und Katja Röder zusammen mit Regisseur Urs Egger und Hauptdarsteller Ferch – den wahren Fall des zehnjährigen Mirco, der 2010 ermordet worden war. Der Film beruhte unter anderem auf einem Buch, das der echte Kommissar Ingo Thiel über die zermürbende Suche nach Mirco geschrieben hatte.
Ermittler Thiel ist auch auch im zweiten Fall die zentrale Figur, obwohl der damals ermittelnde Kommissar Heinz Sprenger hieß. Der mittlerweile verstorbene Sprenger hatte sein Einverständnis gegeben, seinen Fall sozusagen durch die Augen des Kollegen erzählen zu lassen.
Diese konstruierte Ausgangslage steht sinnbildlich für den doch unübersehbaren Qualitätsverlust des aktuellen gegenüber dem älteren „Ingo Thiel“-Film. War „Ein Kind wird gesucht“eine fast dokumentarisch anmutende Nachbildung akribischer Polizeiarbeit, entfernt sich „Die Spur der
Mörder“mit fiktiven Elementen und Protagonisten ein Stück weit vom bewährten Konzept. Es scheint, als hätte es den Machern an Vertrauen gefehlt: in die Spannung der zu erzählenden Story und ihrer Protagonisten, aber auch in die Fähigkeit des Zuschauers, Lücken selbst zu füllen.
Wer also zum Gedenken an den Anfang des Jahres verstorbenen Regisseur, der für eine Kombination aus sensibel erzählten Stoffen und herausragender Schauspielführung stand, einen „typischen“Urs-Egger-Film sehen will, dem sei „Ein Kind wird gesucht“ans Herz gelegt. Oder sein allerletzter Film „Kranke Geschäfte“, der im September bei Arte lief.
Die Spur der Mörder. 12.10., 20.15 Uhr.
ZDF, Montag,