Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Es geht um Selbstdisziplin
Die sprunghaft gestiegenen Fallzahlen aus der vergangenen Woche haben es befürchten lassen; die Nachrichten des Wochenendes machen es zur unguten Gewissheit: Zunehmend mehr Menschen in ganz Deutschland infizieren sich wieder mit dem Coronavirus. Das ist kein Grund zur Panik. Trotzdem ist es richtig, die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie – freilich mit Augenmaß und mit Blick auf die jeweilige regionale Situation – wieder zu verschärfen. Regelmäßige Kontrollen und konsequente Sanktionen bei massiven Verstößen inklusive.
Viel wichtiger aber ist, dass sich jeder Einzelne in den kommenden Wochen und Monaten freiwillig selbst diszipliniert. Jeder von uns kann seinen Teil dazu beitragen, dass die Zahl der Erkrankungen unter Kontrolle bleibt und damit die Zumutungen durch staatliche Maßnahmen längst nicht nur für Händler, Gastronomen, Kinder und Eltern so gering wie nur irgend möglich ausfallen.
Natürlich schütteln wir in ebenso ungläubigem wie gerechtem Zorn den Kopf etwa über die Besucher illegaler Partys, die zu SuperspreaderEvents mutieren und in deren Folge Schulen und Kitas teilweise schließen oder Sperrzeiten in der Gastronomie verlängert werden müssen. Wir dürfen darüber aber nicht vergessen, unser eigenes Verhalten kritisch zu prüfen. Wie halten wir es im Alltag mit dem Abstandhalten im Büro oder im Freundeskreis? Sind wir denn wirklich bereit, den eigenen Geburtstag ausnahmsweise in kleinerer Runde zu feiern? Trauen wir uns umgekehrt, unsere Teilnahme an einer größeren Privatparty abzusagen? Überlegen wir uns wirklich genau, welche Dienst- oder Urlaubsreisen denn tatsächlich unverzichtbar sind?
Mit solidarischer Rücksichtnahme, mit gezieltem Verzicht, mit verantwortungsvoller Sorge genauso um unsere Mitmenschen wie um unsere Wirtschaft werden wir in den kommenden Monaten gemeinsam besser fahren als mit dem ständigen Versuch, das jeweils gerade Erlaubte auszureizen.
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